leitet die Absicht, mit architektonischen Mitteln des Denk-malaufbaues die Ungunst der Platzverhältnisse zu überwinden. So wird der Schwierigkeit, das Standbild selbst zu bewältigen, noch jene hinzugefügt, die einem breiten, großzügigen Denkmalunterbau innewohnt. Abgesehen davon, daß die vorhandenen materiellen Mittel dazu nicht reichen, abgesehen davon, daß diese starken äußeren Hilfsmittel der Aufgabe und der Person des zu Ehrenden widerstreiten, sind in der Regel auch die künstlerischen Kräfte unzu- länglich, mit denen dieser große Apparat bewegt wird. In dem vorliegenden Fall kann wohl nur kluge Beschränkung auf ein einfaches Stand- bild ohne einen lärmenden dekorativen Apparat zum Ziele führen. Auch die Beziehung zur Parkanlage dürfte nur mit den einfachsten Mitteln bewirkt werden, die keine auf- dringliche Bedeutung anstreben. Es würde zu den vielen Dissonanzen, die auf diesem Platze bereits bestehen, nur eine neue hinzugefügt. Die leidige Platzfrage, welche so vielen Wiener Denkmälern hinderlich war, scheint auch hier wieder Schaden zu stiften. Man kann an dem Friedrich Schmidt-Denkmal am deutlichsten erkennen, was einem exponierten Platze vor dem Rathaus an Nachteilen innewohnt. Man sollte aus einmal begangenen Mißgriifen lernen. Die spanische Wand aus Fichtenbäumen ist leider gar vielen Standbildern in Wien beschert worden. Es scheint fast, als ob hier ein neuer Fall konstruiert würde, bei dem schließlich noch ein Kompromiß mit dem Stadtgärtner gepflogen werden muß, der kläglich endet. DIE FUTURISTEN. Vier jüngere italienische Maler (die ältesten sind 30 ]ahre alt) bilden unter dem Namen Futuristen eine Gruppe, deren Führer F. T. Marinetti auch das Manifest des Futurismus verfaßte. Es beginnt mit den Worten: „Wir wollen die Liebe zur Gefahr singen, die gewohnheitsmäßige Energie und Tollkühnheit. Die Hauptelemente unserer Kunst werden der Mut, die Kühnheit und die Empörung sein." Sie stellen sich die Aufgabe: Bewegung, Schnelligkeit, Leidenschaft, Kampf mit ganz neuen Mitteln dar- zustellen, die nichts mit vergangenen Zeiten, mit alter Kunst gemein haben. Visionen durch kaleidoskopisch zusammengefügte Farbenfiecke hervorgerufen, fabelhaRe Licht- und Farbenfeuerwerke, die absonderlichen konsequent durchgeführten Experimenten optischer Natur gleichen. Sie verachten und hassen Museen, Bibliotheken und Akademien. In ihrem Wahnsinn liegt Methode. Immer wieder tauchen in unserer Zeit neue Bestrebungen auf, welche die Tradi- tionen vernichten wollen und ein neues Evangelium der Zukunft predigen, das keinen Zusammenhang mit der Vergangenheit anerkennen will. Aus der Kühnheit, welche der Last historischer Verpflichtungen das Vertrauen in neue Krähe der Gegenwart und Zukunft entgegensetzt, sind schon viele tolle Versuche, aber auch geglückte entstanden. Es zeigt eine billige und seichte Oberflächlichkeit, wenn man all diesen Erscheinungen nur mit Ironie und Verachtung begegnet. Auch in den Tollheiten der Futuristen wie in den Arbeiten der andern Anarchisten der Kunst stecken Anregungswerte und Entwicklungsmöglichkeiten, wenn man auch das, was sie bieten, nicht direkt mitmachen will. Wenn auch vcrworrene, krause, unmögliche Resultate gegen ihre Schöpfer sprechen, so vermag doch ihr Wille zur Tat, ihre Über- zeugung von der Fruchtbarkeit neuer Impulse suggestiv zu wirken. Wenn man den Kern von wahrer Begeisterung und Eindrucksfähigkeit herausschält, wird man auch aus den scheinbar unhaltbaren Tollheiten Werte schöpfen können. Sicher ist der Streit um Neues, der Kampf für Zukünftiges wertvoller als die satte Bequemlichkeit, die sich mit der Wiederholung des Vergangenen oder des Überlebten, weil Akkreditierten, begnügt. Aus der Ablehnung und dem Widerspruch gegenüber dem Fertigen entwickelt sich ein neuer Standpunkt. Das sei zur Verteidigung jener gesagt, die es wagen, den Futurismus nicht ohne weiteres abzutun.