ziemlich hohes Eintrittsgeld angesetzt war, ist für den Verein „les Amis du Louvre" bestimmt, und die Kenner ließen es sich nicht entgehen, die kostbarsten Tapisserien des amerikanischen Milliardärs zu bewundern. Die wertvollsten Stücke stammen aus dem englischen Schloß Knole in Sevenoaks und datieren, wie nach den Trachten festgestellt wurde, aus dem Ende des XV. Jahr- hunderts. Am meisten geschätzt werden jene drei: „Die heilige Veronika bringt dem Kaiser Vespasian das Tuch mit dem Antlitz Christi", ferner „Das Turnier" (im Umfang die bedeutendste Tapisserie aus dieser Zeit) und „Das Urteil Kaiser Ottos". Die Gewebe sind reich rnit Gold und Silberfäden vermengt, die dargestellten Figuren sind sehr zahlreich und dichtgedrängt. Es ist staunenswert, wie vorzüglich diese mittelalterlichen Kunstwerke sich erhalten haben. „Les lronistes de la femme" ist ein neuer Name für jene Art Künstler, welche sich zuerst unter der Bezeichnung „I-Iumoristes" vereinigten. Man verbringt in der Ausstellung der „Ironisten" in der Galerie La Boetie ein angenehmes Stündchen. Gar vieles gehört zwar in die Kategorie der Fabrikation für Glückwunschpostkarten, es gibt aber darunter auch ganz vorzügliche Einfälle und wirkliche kleine Kunstwerke. Zu den besten Arbeiten gehört das Panneau „Pantomime" von Brunelleschi, der seine Landschaften und Figuren in unverkennbar persönlicher Weise sehr geschmackvoll stilisiert. Ein ähnliches Lob ver- dienen die Kinderszenen von Jean Ray. Guillaume bleibt seiner etwas altväterischen Manier treu, aber seine glänzenden Einfälle erhalten ihm die Gunst des Publikums. Seine „Tanzstunde", „Cours de Tango" zeigt von richtiger Beobachtungsgabe. Der neue Tanz, den selbst reife Matronen noch erlernen wollen, gehört zu den modernsten Ambitionen der Pariser Gesellschaft. Fabiano gehört zu den besten Zeichnern für amüsante Blätter, seine Frauentypen sind hypermodern und sehr „chic" silhouettiert. Niedliche amüsante Aquarellbildchen sind von Emon Dy. Sehr gut gefallen auch die farbigen Zeichnungen von Louis Icart, von Armand Rapeno, von Robida und von Maurice Neumont. Die Pastellbildchen von Reue Pean sind ziemlich schwungvoll entworfen und erinnern an die Plakate von Jules Grün, stehen jedoch bezüglich der Harmonie der Farben nicht auf derselben künstlerischen Höhe. Benjamin Rabier ist ein bekannter Tierhumorist, dessen Zeichnungen man in den meisten Auslagen von Kunsthändlem findet. Ihre Bezeichnung als Kunstwerke wäre nicht ganz richtig, aber sie stehen immerhin auf demselben Niveau wie die besseren Münchner Bilderbogen. Rabiers Erfolge beruhen auf seinen guten Einfällen. Die Komik der „Ironisten" ist fast durchwegs freundlicher Art und anmutig dargestellt, eine Ausnahme macht nur Abel Pann, dessen Karikaturen sich durch anwidernde Verzerrungen bemerkbar machen. Sie stammen aus derselben Familie wie die abscheulichen aufgeblähten Zwerge von Pierre Veber. Die Namen Raphael Kirchner, Carlopez, Fernel, Lemme, Lorenzi und Andre Warnod sind durch hübsche künstlerische Zeichnungen vertreten. In der Galerie Georges Petit findet gegenwärtig eine sehr anziehende Ausstellung von farbigen Originallithographien statt. Es ist hierbei Gelegenheit geboten, sich über die vor- züglichen modernen Reproduktionsverfahren Rechenschaft zu geben. Ich will hier nur die Bilder von Le Gout-Gerard, von James Hopkins, von Ralfaelli, von Henry jourdain und die sehr merkwürdigen, ungemein plastisch wirkenden sogenannten Gipsographien von Pierre Roche erwähnen. Th. de Kulmer WIEN. JAHRESVERSAMMLÜNG DES DEUTSCHEN VEREINES FÜR KÜNSTWISSENSCHAFT. Unter dem Vorsitz des Geheimrates Professors Dr. Wilhelm Bode versammelten sich am 4. d. M. in Wien die hervorragendsten Vertreter der deutschen Kunstwissenschaft zur jahresversammlung des Deutschen Vereines für Kunstwissenschaft, der seine Mitglieder im ganzen deutschen Sprachgebiet zählt. Es waren anwesend: aus Berlin der Direktor des Kaiser Friedrich-Museums Dr. Kötschau, der