443 ALTARSCHMUCK AUS MEISSNER PORZEL- LAN, EIN GESCHENK AN DIE VERWITWETE KAISERIN AMALIE 50' VON DR. K. BERLING- DRESDEN S0 IE beiden in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts regierenden sächsischen Kurfürsten haben an verwandte oder befreundete Fürstlichkeiten und an auszuzeichnende Gesandte, Minister oder an andere hervorragende Personen verschiedentlich Erzeugnisse ihrer 1710 nach Meißen verlegten Porzellanfabrik als Geschenke verehrt, die um so willkommener waren, da es sich dabei, ganz besonders als des großen Porzellanplastikers Kaendler Genie in Meißen zu herrschen begann, zumeist um Kunstwerke von hohem und seltenem Werte handelte. Über ein solches Geschenk, und zwar eines, das sich zum größeren Teile noch heute im kunsthistorischen I-Iofmuseum zu Wien erhalten hat, möchte ich hier, da sich mehrere irrtümliche Ansichten darüber eingeschlichen haben, einigen Aufschluß geben. Friedrich August II. war seit 1719 mit Maria Josefa, einer Tochter Kaiser Josefs I. und der Wilhelmine Amalie, verheiratet. Letztere, eine Braun- schweiger Prinzessin, war also seine Schwiegermutter. Ihr hat er in den Jahren 1739 und 1740 einen reichen Altarschmuck aus Meißner Porzellan zum Geschenk gemacht. Wann die Bestellung hierzu in der Fabrik erfolgte, vermochte ich nicht mehr nachzuweisen. Die mir vor Augen gekommene, sicher nur wenige Monate spätere älteste Nachricht hierüber ist vom 9. Juli 1737 datiert. In ihr teilt Samuel Chladni, der Faktor der Meißner Niederlage in Dresden, folgendes mit: "' „Das Altar so nach dem von Sr. Hoch. Reichs GräfLExcell. dem Herrn Geheimbden Cabinets Ministre von Brühl gegebenen Kupferstiche von Por- cellain vor die Kayserin Amalia soll gefertiget werden, versprechen die Arcanisten, daß es wohl angehen wird, desgleichen auch die I2 Aposteln. Zu beyden Sorten aber wird um Gedult gebethen. Die nachstehenden Stücken aber sollen bald geliefert werden als 6 große Leuchter 1 groß Creutz mit dem Crucißx, in die mitte gemeldter Leuchter I Credenz Teller nebst 2 Krügel zum Wein und Wasser 3 Rahmen zur heil. Meße und Glauben 1 Weyh Keßel ' Hauptstaatsarchiv, Dresden. Loc. 1342, Vol. IX, 1736,37, Bl. x96. Wahrscheinlich war dieser Bericht für die Munufakturkomrnision bestimmt.