MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER- REICHISCHEN MUSEUM so- ERZHERZOG RAINER 'l' Das k. k. Österreichische Museum ist durch das Hinscheiden seines ehe- maligen Protektors, Seiner k. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Rainer in tiefe Trauer versetzt. Gründungsgeschichte und Entwicklung des Instituts sind aufs innigste mit der ehrwürdigen Persönlichkeit des hohen Herrn verknüpü. Er selbst hat wiederholt und noch kurz vor seinem Tode ausgesprochen, daß dem Museum sein Herz und seine Liebe ganz gehörte und daB die hier entfaltete Tätigkeit für ihn ein wertvolles Stück seines Lebens und Denkens bedeutet hat. Er war des Instituts treuester, gütigster Freund und Förderer, und mehr als dies: er war mit Eitelberger sein Gründer, er gewann Kaiser und Reich für die Idee dieser Gründung, mit der ganzen Tatkraft und Wärme seines kunstbegeisterten, arbeitsfreudigen, klarblickenden Wesens erkannte er die Kulturaufgabe dieser Schöpfung, schuf ihrer Ausgestaltung freie Bahn und gewann ihr, Richtung weisend für alle Zukunft, Organisatoren, Mitarbeiter, Freunde, Stimmung und Verständnis. Von allem wissend, was geschah, alles bedenkend und abwägend, um alles sich bekümxnernd, ließ er den Männern seines Vertrauens freie Hand in der Betätigung ihrer Sachkenntnis, ihrer künstlerischen, pädagogischen und wirtschaftlichen Überzeugung; er bevormundete nicht, er förderte und ermutigte. Denn sein Zutrauen zur österreichischen Kraft und Fähigkeit war tief und groß, und er hatte und bewahrte sich den festen Glauben, daß Österreich, gerade dank des bunten Vielerlei seiner Existenzbedingungen und seines völkischen Lebens, viel könne, mehr als andere Staaten und Länder, wenn man nur die in der Volksseele schlummernden Schätze zu heben verstehe und der natürlichen Entwicklung der Dinge, der Geltendmachung der Bedürfnisse des Lebens freien Spielraum schaffe. Von dieser Warte aus blickte er auf England, von dort, von den Ergeb- nissen der Londoner Weltausstellungen x85: und x86: und von der erfolgreichen praktisch-künstlerischen Wirksamkeit des South-Kensington-Museums empfingen er und Eitelberger die Anregung zur Errichtung des Österreichischen Museums, als einer Schule der Geschmacksbildung für Schalfende und Genießende, als einer Stätte der Rückschau und des Vorwärtsblickens, der Erziehung, der Selbstbesinnung und eines neuen, zeitgemäßen fruchtbaren Strebens. Aber nicht um eine Nachahmung handelte es sich dem Erzherzog Rainer und Rudolf von Eitelberger bei der Gründung und Organisation des ersten Kunstgewerbe- museums auf dem Kontinent, sondern um eine Anwendung des mustergültigen englischen Vorbildes auf die eigenartigen österreichischen Verhältnisse; gerade darin ruht die Kraft und Wirkung dieses Instituts, von welchem die Belebung des Kunsthandwerks und der künstlerischen Erziehung nicht nur Wiens, sondern aller Kronländer Österreichs den Ausgang genommen hat. Die vorbereitenden Schritte waren bereits x86: durch Erzherzog Rainer, der damals an der Spitze der Regierung stand, und Eitelberger unternommen