II. Gratiani decretum cum glossa Bartholomaei Brixiensis von 1477 (Hain 7890, Proctor 4101; Stockbauer Taf. III). III. Gregorii IX. nova compilatio decretalium von 1479 (Hain: 8007, Proctor 4120; Stockbauer Taf. XVIII). IV. Innocentii IV. apparatus super libros decretalium von 15. Juni 1481 (Hain l" 9192, Proctor 4678; Stockbauer Taf. XXI). Zur allgemeinen Orientie- rung vergleiche man Figur 4 bis 7. An und für sich wäre es möglich, daß die angeführten kostbaren Drucke, und zwar jeder unmittelbar nach seinem Erscheinen oder bald nachher mit ihren prachtvollen Einbänden versehen worden wären. Eine Stütze für diese Annahme könnte man vielleicht darin finden, daß die beiden im Jahre 1477 gedruckten Werke I und II, so verschieden auch ihr Dekor sonst sein mag (vgl. Fig. 4 und 5), doch das eine Gemeinsame haben, daß nur bei ihnen das Ugelheimer-Wappen auf den Vorderschnitt gemalt ist. Es wären dann I und II im Jahre 1477, III (s. Fig. 6) im Jahre 1479 und IV (s. Fig. 7) im Jahre 1481 gebunden worden. Dieser Sachverhalt wäre deshalb von großer Bedeutung, weil daraus erschlossen werden könnte, daß man schon im Jahre 1477 in Venedig Heißvergoldung auszuführen verstand. Bedenkt man nun, daß Jenson im September 1480 starb, daß die Verlassenschaftsabhandlung längere Zeit in Anspruch nahm und möglicherweise noch nicht beendet war, als der Druck von 1481 ausgegeben wurde, so liegt es nahe anzunehmen, daß erst dann die wertvollen Pergamentdrucke Jensons in den Besitz Ugelheimers über- gingen. Denn daß im allgemeinen Bücher aus dem Nachlaß Jensons an Ugelheimer kamen, beweist zum mindesten Cod. Palat. lat. 697 zweifellos. Im Testament hat Jenson an Ugelheimer sein Druckwerkzeug vermacht, Bücher sind nicht erwähnt. Er wird sie also auf andere Weise erlangt haben. Es ist sehr wohl möglich, daß dies erst 1481 geschah und daß die Bände dann zu gleicher Zeit gebunden wurden. Rein theoretisch wäre als letzter Termin für das Binden der Bücher die Zeit bis vor 20. Oktober 1488, dem Todestage Peter Ugelheimers, möglich, doch ist dies wenig wahrscheinlich, wie aus dem Folgenden sich noch ergeben wird. Soviel über das Geschichtliche dieser Bände und nun zum Technischen. Im Stil weicht unter den vier Einbänden nur der des zuletzt (1481) gedruckten Buches ab. Hier ist nämlich kein durchbrochenes Leder zum Schmuck ver- wendet, während es die übrigen Stücke aufweisen. Nur dieser Band zeigt eine gewisse mechanische Modellierung der Ecken im Blatt- und Blumen- werk durch die vertieften, eingedrückten Stellen. Sehr beachtenswert ist ferner der Umstand, daß das durchbrochene Leder der übrigen an der Außenseite der Deckel angebracht ist. Ihre Vergoldung ist eine zweifache und grundverschiedene. Schon vor Jahren wurde es bei einer Untersuchung in Gotha klar, daß nur die Um- rahmung des Mittelfeldes mit Handstempeln heiß vergoldet, die ganze übrige Verzierung aber mit Muschelgold eingemalt ist, und zwar eingebettet in die