mit Ornamenten in derArt des Paul Flint nach Brackenheim verirrt, ein Stück, das vermutlich ehedem hohenzollernscher Besitz war. Ein wahres Juwel an zierlicher Goldschmiedearbeit ist ferner die Biberacher Monstranz aus der Werkstatt des Johann Baptist Schönfeld daselbst. Eine eigene Gruppe bilden die pompösen Augsburger Goldschmiedewerke aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege. Wir begegnen Effektstücken ersten Ranges in den Scheibenmonstranzen von Ehingen, Ailingen sowie in der von Altshausen. Ihnen schließen sich die vollrund gearbeiteten barocken Augsburger I-Ieiligenfiguren an, während eine Reihe ganz hervorragender Augsburger Abendmahlskannen aus dem Anfange des XVIII. jahrhunderts den Höhe- punkt des Barockstils charakterisieren. Nicht in minderer Qualität ist das schwäbische Silber der Rokokozeit vertreten. Eine Augsburger Taufschüssel und mehrere Abendmahiskannen repräsentieren es in vornehmster Weise. Mit einigen Arbeiten der klassizistischen Richtung schließt diese verdienst- volle Publikation, die die bereits vorangegangenen Werke von Graul, I-Iintze, Schwenke und Lange, Czihak, und andern auf das willkommenste ergänzt. Noch sei hinzugefügt, daß eine sehr übersichtliche typographische Anordnung der Tafelbeschreibungen das Buch auch als Nachschlagewerk in hohem Grade geeignet erscheinen läßt. AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON HARTWIG FISCHEL-WIEN S0 EZESSION. Einst war der Name Sezession ein Schlachtruf. Jede Ausstellung war eine besondere Leistung, die mit Anspannung aller Kräfte und mit Begeisterung inszeniert wurde. Oft waren glänzende Taten zu verzeichnen, die für die Zukunft Außer- ordentliches verhießen. Heute wandelt man durch dieselben Räume, die einst die Zeugen starken künstleri- schen Aufschwunges, einer Kunstrevolution auf Wiener Boden waren, mit andern Gefühlen. In der geschmackvollen Anordnung liegt alte Erfahrung. In der Art des Ausschnittes, in der Wahl der Formate, auch in den Zielen der ausgestellten Bilder liegt eine innere Verwandtschaft wie unter alten Weggenossen. Nichts packt uns, reißt uns aus der Alltag- stimmung mächtig heraus. Wir sehen Werke, die in demselben Schrittmaß wandeln wie vor zwei Jahrzehnten, mit dem gleichen unerreichten Ziel vor sich. Wir sehen einzelne einen Aufschwung nehmen zu größeren Taten, denen die Schwungkraü fehlt, uns mitzureißen. Sicher hat hier der Mangel an allgemeinem Kunstinteresse, an wahrer Kunstförderung viel verschuldet. Auftraggeber und Künstler, Aufgaben und Kräfte, sie zu bewältigen, sind die Vorbedingungen der Entwicklung. Wenn aber der Künstler nur mit Entwürfen und Projekten beschäftigt bleibt, erlahmt seine Kraft. Wenn Parteiungen und persönlicher Hader den Meinungsaustausch verbittem, werden die Außenstehenden mißtrauisch. Die maßgebenden Kräfte linden sich nicht zu gemeinsamer Arbeit. Von den Äußerungen kräftigen Ringens bleibt schließlich nur mehr die technische Fertigkeit und die formale Gewandtheit als Schale übrig, aus der sich der Inhalt persönlichen Empfindens und Eigen- lebens verflüchtigt hat. So anerkennenswert das Bemühen in dieser Ausstellung ist, dekorative Raum- schöpfungen vorzuführen, so sehr rnuß man bedauern, daß gerade bei diesen hoch