44V Einzelheiten der Natur ein. Hans Heider gab seinem Werke nur die wichtigsten Züge, fügte aber noch zu viel von eigenem hinzu; kurzum noch überwiegt die Schablone, in der man deutlich die Schranken persönlichen Könnens gewahr wird. Das Bildnis des Abtes Leonhard dagegen versucht ,.,T„._,_.,_, Zug um Zug der Persönlichkeit V mit ängstlich suchendem Fleiß zu registrieren. Gewinnt hierdurch das Porträt an Überzeugungstreue, so wird man andrerseits die unmittel- bare Frische der naiven, mit primi- tiveren Mitteln arbeitenden Cha- rakterisierung I-Ieiders ungern missen. Der Stil des Meisters von Seeon ist ein ausgeprägt persön- licher, dem Grabstein des Abtes Leonhard fehlt dagegen durchaus der Reiz einer bestimmten indi- viduellen Kunstanschauung. Diese spricht viel deutlicher aus einer andern Grabplatte zu uns, die am besten hier einzureihen ist, da sie sich chronologisch und stilgeschicht- lich unmittelbar an die ebenbe- sprochenen Werke anschließt. Es ist der Grabstein für Abt Johannes Zipfler, gestorben 1417, in dem ehe- maligen Zisterzienserkloster Rai- tenhaslach an der Salzachi" (Abb. 21 und 22). Daß das Denkmal im be- nachbarten Burghausen entstanden sei, das wohl im späteren XV. Jahr- hundert eine Reihe tüchtiger Stein- metzen aufweist, erscheint ausge- schlossen, um so mehr, als selbst Abb.2x. Grabsteindes Abtes Johannes Zipfler im Kloster das Handwerksg-ut an Wappen- Raimhamch steinen aus dem früheren XV. Jahr- hundert Salzburger Ware ist. Man wird deshalb ohne weiteres auch die Platte des Raitenhaslacher Abtes als Export aus der nahen Diözesanhaupt- stadt ansprechen dürfen. Der Grabstein des Abtes Johannes Zipfler, der wohl unmittelbar nach dessen Tode im Jahre I4 I7 entstand, ist eine Einzelerscheinung, für die uns in dem bayrisch-salzburgischen Gebiete jede verwandte gleichzeitige 1' Die Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, I, 184i, und Tafel 235; - Riehl a. a. 0., S. 59.