gemäßigte Schreiten, nur erscheint der Ritter Fraunberger zierlicher, man möchte, zumal unter dem Eindruck der modischen Tracht, sagen preziöser," so daß besonders angesichts des glatten Gesichts der Gedanke erweckt wird, es handle sich, wie auch Riehl annimmt, um eine jugendliche Figur." Nach einer Stiftung, die Jörg Fraunberger zu einem „Seelgerät" in das Spital nach München im Jahre 140g und nach weiteren Stiftungen, die er für Gars und Ramsau in den Jahren 1407 und 1414 machte, müssen wir uns aber den Verstorbenen als einen Mann von wenigstens vierzig bis fünfzig Jahren vorstellen. Der Kopf des Ritters ist jedenfalls kein Porträt und kaum von der gleichen Hand wie die ausgeführten Teile der Figur, deren exaktem Formgefühl er vollkommen widerspricht. Er ist schwammig und verwaschen, ohne jedes individuelle Kennzeichen. Man gewinnt den Eindruck, als ob eine wesentlich schwächere Hand das begonnene Werk gerade nur auf das Notdürftigste hergerichtet hätte, indem sie die breit angelegten Formen nicht lange durch ein sorgfältiges Naturstudium zu Lebenswahrheit zu detaillieren sich befiiß, sondern nur durch Schleifen und Polieren die Vollendung der drei Köpfe vortäuschen wollte. Von dem Meister, der so die Arbeit, die in ihrem halbfertigen Zustand einen höchst lehrreichen Einblick in die Arbeits- weise eines mittelalterlichen Steinbildhauers gewährt, mehr schlecht als gerecht vollendete, stammt vermutlich auch die Wappenplatte des Magens Reyter in Teising, gestorben 1450, in der gleichen Kirche. Sie ist heraldisch geschmackvoll, in der Helmdecke auch von einer gewissen Eleganz, in dem Mohrenkopf der Helmzier aber ähnlich derb und unbeholfen wie die Engels- köpfe des Fraunberger-Steines. Ob nun der Fraunberger-Stein „gerauhwerkt" von Salzburg, beziehungsweise Adnet oder Hallein nach Gars geliefert oder von einem Wanderkünstler erst in Gars so weit zugerichtet wurde, läßt sich schwer entscheiden, doch möchte ich das erstere, analog dem Vertrag Kaiser Maximilians mit Hans Valkenauer über das Kaisergrab für Speyer, annehmen. f" Aus dem Verlauf unserer Abhandlung ist ersichtlich, wie Heiders Kraft und Art in den beiden größeren Werken des vorgeschritteneren Jahrhunderts in unserem Gebiete - dem Vitalis- und dem Fraunberger-Stein -- noch wach ist. Nicht eingegangen wollte und konnte in diesem Zusammenhange auf eine zweite Gruppe werden, die sich aus und neben jener ersten ent- wickelt und die uns in der sogenannten Straubinger Schule, mit dem Grab- mal Herzog Albrechts des Jüngeren in der Karmeliterkirche zu Straubing an der Spitze, entgegentritt. Diese ist ohne jene nicht denkbar und erklärlich. Der fragmentarische Charakter der Salzburger monumentalen Sepul- kralplastik, wie sie sich uns heute bietet, trägt die große Gefahr einer Unter- ' Genau dieselbe gezierte Haltung zeigt auch die Grabplatte eines Friedrich von Pettau in Ober-Pettau in Steiermark, die ich nur aus dem kunsthistorischen Atlas der k. k. Zentralkommission, X (rßgz), Tafel XXIV, kenne. Da sich auch andere Einzelheiten und das Todesdatum 1438 fast genau mit dem Fraunberger-Stein decken, ist man geneigt, an eine Arbeit von gleicher Hand zu denken. i" Riehl, Geschichte der Stein- und Holzplastik in Oberbayern, 1902, S. 6x. "f" Vgl. Ph. M. Halm, Hans Valkenauer und die Salzburger Marmorplastik in „Kunst und Kunsthand- werk", XIV (rgu), S. x84.