467 NEUE BEITRÄGE ZUR LÖSUNG DER HIRSCH- VQGEL-FRAGE 54b VON WALTER STEN GEL- NURNBERG S0 e. 4} S gibt in der Geschichte der deutschen Renaissance " 3 i wenige Fragen, die so verworren sind wie das Hypothesengespinst, das an die keramische Tätig- keit Augustin I-Iirschvogels und den Bericht des Jg nürnbergischen Vasarijohann Neudörffer geknüpft _ , ist. Proteushaft ändert sich in verschiedener Be- leuchtung der Kern dieses Rätsels. Anfänglich glaubte man die Lösung der Hirschvogel-Frage gefunden zu haben, als man die bunten I-Iafner- krüge mit der Überlieferung verglich. Friedrichß der jene Ansicht aufgab, bewegte sich im Prinzip noch in derselben Richtung, als er an die Stelle der bleiglasierten Gefäße die technisch gleichartigen Öfen setzte. Früher schon wurde auf die erhaltenen Fayencen hingewiesen. i" Aber auch die Möglichkeit, daß in Nürnberg zur Zeit der Renaissance eine Glashütte in Betrieb war, ist betont worden. 1"" Neuerdings hat besonders die letztere Ansicht Boden gewonnenyl- ohne daß man darum die Fayencehypothese fallen gelassen hätte. Eine große Rolle spielt hier der in den Quellen wiederholt vorkommende Ausdruck „Schmelzen und Glaswerk". Daß dieser durchaus nicht einseitig für die Glashypothese spricht, habe ich bereits früher nachgewiesen. In der Memminger Hafner- ordnung von 1538 steht „glasswerck" für glasiertes Geschirr, und in der Bergpostille des Johann Mathesius (Nürnberg 1562), Predigt XV, werden „mit silberglet oder glantzigtem Bleyertz" glasierte Töpfe geradezu „gläserne töpe" genannt. Bezeichnend für den Charakter der Firma I-Iirschvogel und Kompagnie ist auch, daß der in dem Ratsverlaß ed. I-Iampe Nr. 220g neben Georg Pencz als Bürge auftretende Michel Eisenhofer wie Hans Nickel Hafner von Beruf war, was aus dem Ratsverlaß Nr. 2120 hervorgeht. Den Knotenpunkt des Rattenkönigs der Vermutungen bilden die Worte Neudörffers: „auf antiquitetische Art als wären sie von Metall gossen", beziehungsweise „in Model gossen". Die letztere Variante ist die besser beglaubigte. Man kann als Beleg dafür auch das Schlußwort des von Hirschvogel in " Carl Friedrich, Augustin Hirschvogel als Töpfer, Nürnberg m85. t" Vgl. August Essenwein im Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit. Nüm- berg 1875; ferner Otto von Falke, Majolika, Handbuch d. königl. Museen, Berlin 1896,- S. 184 f.; Walter Stengel in den Mitteilungen aus d. German. Museum 1908. S. 22 B". und S. 78 5.; ders. ebenda xgxr, S. 83 lT. v" Vgl. Alfred Welcher von Mnlthein in Kunst u. Kunsthandwerk x9o4, S. 488, Abb. r. Medaille von und 1909, S. 3B Hi; ders. Bunte Hafnerkeramik der Renaissance. Wien 1905, S. 32 f. Matthes Gebel auf 1- Vgl. Max Sauerlandt in den Monatsheften f. Kunstwissenschaft 19:2, S. 385. Augustin Hirschvogel