480 daß nicht zuletzt die Vergrößerung an sich (der Durchmesser der tönernen Scheibe zeigt ein vielfaches des Medaillendurchmessers) es war, was den Mathematiker I-Iirschvogel bei der Herstellung solcher Bilder interessierte, ähnlich wie später Wenzel Jamnitzer das Problem beschäftigte, plastische Figuren und andere Goldschmiedearbeiten in verschiedenem Maßstab auszu- führen (Abb. 20), eine Analogie, die in diesem Zusammenhang ihre besondere Bedeutung hat, weil an Jamnitzers Studien, die uns in einem Manuskript des South Kensuington-Museums erhalten sind, Johann Neudörffer stark beteiligt war. Falls auf Grund der vorstehen- den Feststellungen das Rätsel der _„Nachrichten" als gelöst gelten darf, wird man sich gewöhnen müssen, nicht mehr in dem Ausdruck „Bilder auf antiquitetische Art, als wären sie von Metall gossen" den Hinweis auf die Majolikatechnik I-Iirschvogels zu suchen. Die „Bilder", die mehr Ge- legenheitsarbeiten gewesen zu sein scheinen, nennt NeudörHer zuletzt. Im Vordergrund des Interesses - die Urkunden bestätigen das H stand die Majolikaimitation. Die Bezeich- nung „we1sch" in Verbindung mit dem Wort „schmelzen", das nichts mehr und nichts weniger heißt als „Glasieren","' kann schwerlich anders verstanden werden. „Welsch" hatte damals ja die einfache Bedeutung „italienisch", nicht den übertragenen Sinn „renaissancegemäß". So heißt es zum Beispiel in einem Nürnberger Abb. 23. Albarello vom Jahre 1544, Ulm Ratsverlaß vom Jahre 1546: nDen welschen paumeister, signor Antoni, vernehmen", oder in Hirschvogels eigenen Erläuterungen zu den Plänen von Wien: „spanische und welsche Maurer". Nicht anders versteht sich H. Michel Stifels „Rechenbuch von der Welschen und deutschen Practick", das r 546 bei Neudörffers Schwager Johann Petrejus in Nürnberg erschien und die Antwort ist auf die Übersendung einer Schrift Neudörffers. Merk- würdig ist insofern nur, daß Neudörffer an erster Stelle von „welschen Öfen" spricht, wie von einem feststehenden Begriff und allgemein verständ- lichen Handelsnamen. Man hat daran bisher nicht Anstoß genommen, " Vgl. Anton Tuchers l-Iaushahungsbuch, herausgegeben von Wilhelm boose, Stuttgart 1877 (Bibl. des Linerarischen Ver. in Stuttgart CXXXVI, S. x13: "1514 dem stadthafner von meinem ofen in der federn stuhen new zu setzen, darain drei new czeil von geschmeltzten kacheln".