gestaltung der Schmalseiten ebenso wie
aus ihrer wesentlich sorgfältigeren
Durchführung erhellt ohne weiteres,
daß sie als die eigentlichen Schauseiten
der Tumba gedacht waren.
Wer war der Meister des Werks?
Wohl nennt uns das Grabmal den Na-
men jenes dankbaren Abtes, der es
errichten ließ, Simon Farcher, und
seine genaue Entstehungszeit - 1395
bis 1400 -, aber vergebens sucht das
forschende Auge nach dem Namen
oder einem Zeichen des Schöpfers.
Sighart, der das prächtige Werk nur
flüchtig erwähnt, berichtet, ein Bildhauer
Hans Heider habe es um 110 Pfund
Pfennig w an anderer Stelle spricht er
von 1 xo Gulden - verfertigtfk In beiden
Fällen vermißt man jegliche Quellenan-
gabe, so daß eingehendere Forschungen
nach Richtigkeit der Nachricht, Herkunft
. .. . . Abb.5.Prophet ti nd Dckplatted SH: -
des Meisters und ahnhchem mehr blS gjßbiißimilejiseeo, es i er
jetzt ohne jeden Erfolg blieben. "i Trotz-
dem mag, solange Sigharts Angaben nicht erschüttert werden, der einmal
mit dem Werk in Verbindung gesetzte Name Hans Heider als der des
Meisters des Grabmals beibehalten werden.
Hans Heider ist Plastiker durch und durch. Scharf und voll geprägt sind
alle Formen, nirgends ist der Ausdruck und die Erscheinung auf eine An-
deutung, auf eine zeichnende Linie beschränkt. Darum herrscht bei ihm ein
ausgesprochenes, fast bis zur Freiligur gesteigertes licht- und schattenreiches
Hochrelief. Er beherrscht die Form wie kein anderer seines Gebietes, aber er
gibt sie nicht als Stempel der Natur, sondern als eine aus dem Realen und
Individuellen in das Ideale herausgehobene Übersetzung, unter der jedoch
nie die Differenzierung der Charaktere leidet, wie die Propheten- und Engels-
köpfe belegen.
Für Heider ist vor allem bezeichnend das Verständnis für das Stoffliche
und Organische. Die Fältelung der Gewänder, namentlich bei den Propheten-
Figürchen, die reiche Zattelung des Bahrtuchs, der fein gewundene Blattstab
der Deckplatte, die minutiösen Bordüren der Schriftbänder der Propheten,
die zierliche Auflösung des I-Iaupt- und Barthaares in einzelne Locken und
dieser wieder in einzelne Haare zeugt von einer Freude am Kleinlich-Sub-
" Sighart, Geschichte der bildenden Künste in Bayern (X863), S. 498. - Derselbe in der „Bavariew. I
(1860), S. 267.
'" Vergleiche auch: Monatsschrih des historischen Vereines von Oberbayem. 1893, S. 85, und 1897, S. 13.