D91: machen, gleich- zeitig künstle- risch wertvoll und schön. Die- se Schönheit der Gebäude oder Möbel Tesse- nows liegt in der Sachlichkeitund Ehrlichkeit der ganzen Konzep- tion, in der Rich- tigkeit der Ver- hältnisse, in der Durchsichtigkeit und Klarheit der Anordnung, kurzum sie be- ruht auf dem liebevollen Ver- ständnis dafür, worauf es in dem gegebenen Heinrich Tessenow, Entwurfskizze zu einem kleinen ländlichen Wohnhause Moment zuanep meist ankommt. Tessenow hat in Trier und sonst im Rheinland Arbeiter- und Einfamilien- häuser gebaut; er hat diese Tätigkeit dann in der Gartenstadt I-lellerau fort- gesetzt und gerade hier durch den Bau von billigsten Reihenhäusern und einzelstehenden Villen seine künstlerische Besonderheit günstig entfalten können. Alle diese Häuser sind so einfach und selbstverständlich wie alte Bauem- und Bürgerkunst; trotz ihres Verzichtes auf jegliche Heimatskünstelei und Stilanlehnung wirken sie unvergleichlich bodenständig und natur- notwendig, gleichzeitig zeitlos und voll gegenwärtig. In Hellerau hat Tesse- now auch zum erstenmal eine monumentale Aufgabe gelöst; er baute das Dalcroze-Institut, das auf sanft ansteigendem Gelände die Gartenstadt beherrscht. Die Aufgabe war umfangreicher und bedeutender als alle bis- herigen; der Weg, sie zu lösen, war für den Architekten der gleiche. Durch die eigentümlichen Zwecke der Anstalt waren eine Anzahl von praktischen Notwendigkeiten gegeben; indem er sie - wie beim Küchenstuhl oder Arbeiterhaus - geradeweg zu befriedigen suchte, ist Tessenow - dank eingeborener Künstlerschaft - zu einer feierlichen und gleichzeitig freudigen Monumentalität gelangt. Durch die ungezwungene Symmetrie der Anlage, durch die schöne Proportion zwischen den Nebengebäuden und der beherr- sehenden Tempelfront des Theaterbaues, durch das freie Wiederholen