Es wäre herzlich zu wünschen, daß diese Tätigkeit erfolgreich wachsen könnte, wie sie einsichtsvoll begonnen wurde. Solche Ereignisse, wie der Abschluß einer vierzigjährigen Bestands- periode bilden aber einen willkommenen Anlaß zum Rückblick und zu einer Überprüfung des Erreichten. Dazu bietet die eben jetzt im Verlage von Schroll ä Co. erscheinende Publikation des Museums, die auf sechzig Tafeln die bedeutendsten Stücke seinesBesitzesvorführt, die beste Gelegenheit. Wenn man sieht, wie sehr sich seit der Begründung der Brünner Sammlung die Bedeutung derselben gehoben, die Wechselwirkung mit dem kunstempfänglichen Publikum gekräftigt hat, so erkennt man das wertvolle ihrer Leistung im Kampfe gegen Ungeschrnack und Kulturlosigkeit. Im Eintreten für Kunstfreude und Kunstpflege bildet der Bestand einer vor- nehmen Zentralstelle des benachbarten Kronlandes für die Reichshauptstadt eine höchst wertvolle Unterstützung. Sie ist ein tüchtiger Bundesgenosse und sei als solcher geschätzt und gewertet. Der Ehrentag ihres vierzigjährigen Bestandes bietet den willkommenen Anlaß, das Resultat ihrer Wirksamkeit öffentlich zu begrüßen. AUS DEM WIENER Eh "VON HARTWIG FISZCHEiL._-ÄWI-EN--.J W , ' ON DER KAISERLICHEN GEMÄLDESAMMLUNG. Die Gemäldegalerie in den kaiserlichen Sammlungen am Burgring wird einer Neuordnung unterworfen, welche für alle Kunstfreunde und Kunstforscher ungemein wertvoll ist, und welche für viele Kunstwerke eine Auferstehung bedeutet. Die Zeit, welche das monumentale Bauwerk der kunsthistorischen Sammlungen geschaffen hat, und der so reiche Mittel für Bauzwecke zur Verfügung standen, war den praktischen und ästhetischen Seiten der Aufgaben nicht vollkommen gewachsen. Ihr war die Freude am architektonischen Formenspiel wichtiger als der eigentliche Zweck des Gebäudes. Das moderne Ausstellungswesen hat auf dem Gebiete der künstlerischen Auf- machung so viel geleistet, daß auch die historischen, alten Sammlungen den Forderungen der Zeit nicht mehr entzogen bleiben können, die Geschmack in der Anordnung zur Pflicht macht. Darum ist auch Direktor Glück der schwierigen Aufgabe näher getreten, durch Auswahl des Besten und geschmackvolle Wandbildung den ästhetischen Bedürfnissen und Erfahrungen unserer Tage mit einer neuen Ordnung der kaiserlichen Galerie Rechnung zu tragen. Er hatte mit ungünstigen Raumabrnessungen der abnorm hohen Mittelsäle zu rechnen, deren reicher plastischer Schmuck vielfach störend wirkt. Eine weiße glatte Wandüäche trennt jetzt die großen verzierten l-Iohlkehlen von der eigentlichen Bilderwand, die nun von einem getonten Wandstoff in ihrer farbigen Nuance bestimmt wird und nicht höher reicht, als die (nicht mehr als zweireihig gehängten) Bilder es verlangen. Ein kräftiges Rot herrscht in venezianischen Sälen, sonst zumeist ein mattes Grün oder Grau. Die Seitenlichträume kamen durch geringere Höhe dieser Anordnung entgegen. Die wichtige Aufgabe der Auswahl ist vortrefflich gelöst. Nun sind die größten Schätze in Augenhöhe gerückt und dem günstigsten Lichteinfall gegenübergestellt. Nun kann man die Perlen der Sammlung ohne störende Nachbarschaft genießen und erlebt so Eindrücke von überraschender Kraft.