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MODATSSCHRIFT-HERAII
GEGEBED-VOM-KJLOSTE
RElCHlSCHED-MUSEUN-F
KUDST-UDD-JDDLISTRIE.
VEÄIAG VON ARTARIA Co. IR VIEL XVLJAHRG. 1913. HEFT 10.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
1113 JÄHRLICH 12 HEFTE um
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnerpents werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Inhalt
Seite
Die Brealnuer Ausstel-
lungzurjahrhundert-
feier der Freiheits-
kriege von Josef Fol-
nesics 505
Das Erzherzog Rainer-
Museum für Kunst
und Gewerbe in Brünn
von Hartwig Fische 525
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Hartwig
Fische 542
Kleine Nachrichten 544
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 553
Literatur des Kunstge-
werbes 555
50
114;.
V. EINSIBDLERPI
DIE BRESLAUER AUSSTELLUNG ZUR JAHR-
HUNDERTFEIER DER FREIHEITSKRIEGESIP
VON JO EF FOLNESICS WIEN 50
LS die Stadt Breslau den Gedanken faßte, eine
jahrhundertfeier der Befreiungskriege zu veran-
stalten, plante sie zunächst nur eine historische
Ausstellung. Allmählich gestaltete sich aber die
ursprüngliche Absicht zu einem komplizierten Aus-
stellungsunternehmen aus, dessen Ruf im Laufe
dieses Sommers in alle Welt gedrungen ist. An
die historische Ausstellung wurde eine Ausstellung
des Künstlerbundes Schlesien, eine großzügig
durchgeführte Gartenbauausstellung, eine höchst
originelle Serie von kleineren, nach historischen Gesichtspunkten angelegten
Gärten, ein reizender japanischer Garten, eine Ausstellung für Friedhofskunst,
verbunden mit einer Blockholzkapelle und einem Dorfkirchhof, eine Kolonial-
ausstellung und ein Vergnügungspark angegliedert. Der Ausstellungsgarten
selbst erhielt durch verschiedene Architekturen, Restaurationsgebäude, eine
weitläufige Pergola und wirksame Blumenarrangements großzügige künst-
lerische Ausgestaltung, und als architektonisches Zentrum der gesamten
Anlage wurde eine Riesenrotunde, die jahrhunderthalle, gebaut, die in acht
nach oben zu sich treppenförmig verjüngenden Geschossen zu beträchtlicher
Höhe aufsteigt und einen Fassungsraum für rund 10.000 Personen darbietet.
Die Absicht, durch einen Bau von kolossalen Dimensionen einen über-
wältigenden Eindruck auf die große Masse auszuüben, ist typisch für unsere
Zeit, daher verdient dieser Bau nähere Betrachtung.
Es ist gewiß kein Zufall, daß das Werk des modernen Ingenieurs von
der Mehrzahl der Menschen besser verstanden und mit größerer Begeiste-
rung aufgenommen wird als das Gebäude des Künstlers. Was der Tech-
niker schafft, drückt das Streben und Wünschen der Allgemeinheit in all-
gemein verständlichen Formen aus. Das Werk des Architekten, das durch
Phantasie und ästhetisches Empfinden aus der Niederung banaler Not-
wendigkeiten in die Sphäre der Kunst emporgehoben wird, bleibt vielen
unverständlich und läßt sie daher gleichgültig.
Die Kunstliebe der Gegenwart ist ein Kind historischer Erudition.
Unsere Empfindung für das Schöne hat ihre Wurzeln im Wissen. Dem
Unwissenden von heute fehlt sie. Unmittelbar tritt sie nur bei einzelnen,
seltenen Künstlernaturen hervor, und auch hier entspringt sie mehr einem
geheimnisvollen Atavismus als der Fähigkeit, durch moderne Aufgaben
künstlerisch angeregt zu werden. So liegt es denn nahe zu fragen, ob sich
denn überhaupt das moderne ästhetische Empfinden bereits derart ver-
dichtet und konzentriert hat, daß der Architekt imstande ist, ihm formalen
Ausdruck zu geben, ob wir so wie in der Vergangenheit über Kunstformen
verfügen, die gleichsam eine Versteinerung unserer Weltanschauung sind,
wie es etwa die Barocke oder die Gotik war, und ob hinter ihnen ein
zusammenfassender sozialer Gedanke steht, ähnlich dem, der zum Beispiel
im Königtum oder in der christlichen Weltanschauung zum Ausdruck kommt.
Gewiß, im Ingenieurwesen spiegelt sich auch eine Weltanschauung der
Imperialismus der beherrschten Materie, die Weltherrschaft der durch den
menschlichen Geist mit Hilfe neu entdeckter Naturgesetze bezwungenen
Ausstellung zur jahrhundenfeier der Befreiungskriege. Raum Die verbündeten Monarchen
Natur. Aber bisher kann niemand behaupten, daß diese Weltanschauung
eine alles umfassende ist. Namentlich unserem künstlerischen Empfinden ist
dabei nicht Rechnung getragen. An Stelle der Phantasie steht das Rechen-
exempel, an Stelle des Kunstempfindens der Zahlensinn. Das Anstaunen
einer unerhörten, neuen Konstruktion ist die Quelle der heutigen Begeiste-
rung. Die hohen Ziffern hypnotisieren die Masse. Höhe, Spannweite, Kubik-
inhalt, enorme Kosten, das sind die Begriffe, bei denen moderne Herzen
höher schlagen.
Diese dem Amerikanismus verfallenen Kulturbestrebungen haben auch
die Jahrhunderthalle geschaffen. Der Architekt wollte etwas Beispielloses
errichten, ein Gebäude, das für große Versammlungen und Feste, für Spiele
bu7
und Aufführungen aller Art und gleichzeitig für Ausstellungen im weitesten
Sinne geeignet wäre, und seiner Phantasie ist nichts als eine Riesenüber-
dachung von unbegrenzten Verwendungsmöglichkeiten vorgeschwebt. Die
Universalität der Zwecke hat aber, als man daran ging, sie praktisch zu
erproben, ins Gegenteil umgeschlagen, sie hat die Zweckmäßigkeit nach
jeder Richtung hin untergraben. Zunächst erwies es sich als undurchführbar.
die historische Ausstellung, wie man ursprünglich wollte, in die Peripherie
des Gebäudes, in den äußeren Ring zu verlegen und sie ringsum durch
Ausstellung zur Jahrhundenfeier der Befreiungskriege. Raum Die preußische Königsfamilie
radiale Verbindungen zu unterbrechen, die nach der Mitte, dem großen Fest-
und Versammlungsraum, streben. Das war, nachdem man zweiundeinhalb
Millionen ausgegeben hatte, eine große Enttäuschung. Um den Riesenraum
nicht unbenutzt zu lassen, wurde in der Mitte ein provisorischer Einbau, ein
Amphitheater, errichtet, in dem durch kurze Zeit das I-Iauptmannsche Fest-
spiel aufgeführt wurde.
Die Halle mit ihrem Sparrenwerk aus kolossalen, gegossenen Rippen
erwies sich dabei zwar als leidlich akustisch, aber wer wollte leugnen, daß
in der armseligsten Dorfkirche dem Zusammenwirken der Künste beim
Gottesdienste mehr Rechnung getragen ist als hier, wenn etwa große musi-
kalische Aufführungen veranstaltet werden. Ohne solchen Einklang wird
66'
Jvu
aber niemals jene gehobene Stimmung hervor-
gerufen, die eine Vorbedingung jeder seelischen
Erhebung ist. Es wurde also gerade das nicht
erreicht, was man als letzten und eigentlichsten
Grund dieser das Volksempfinden im tiefsten
Innern ergreifenden Ausstellung bezeichnen muß.
Hier, wo es sich um eine wahre Kulturtat handelte,
hat der Ingenieurtrick versagt. Man sieht, es gibt
Momente, wo der Imperialismus der beherrschten
Materie Schiffbruch leidet. Ein echtes Kulturbedürfnis
läßt sich mit Ungeheuerlichkeiten moderner Bauphan-
tasie nicht befriedigen.
Man mußte also für die historische Ausstellung
ein eigenes Gebäude errichten, und das Ergebnis war,
daß trotz ihrer bevorzugten Stellung nicht die jahr-
hunderthalle, deren Name allein schon sprachliche
Bedenken erregt, den geistigen Mittelpunkt der ge-
samten Anlage bildet, sondern vielmehr das in bezug auf
Höhe und Aus-
dehnung weitaus
bescheidenere,
aber dafür künst-
lerisch reizvolle
Gebäude der
Ausstellung historischenAus-
zurjahrhundenfeier derBe-
freiungskriege. Chronos mit stellung' Hler ha-
Uhr. Bronze von Thomire ben Masnef und
Schlesisches Museum für
Kunstgewerbe und Altenü- PoelZ1g' Jener als
rner, Breslau Leiter und Orga-
nisatorund dieser
als ausführender Architekt, eine Lei-
stung vollbracht, die widerspruchs-
losen Beifall findet.
Eine unübersehbare Fülle von
Objekten ist hier zu einem lebendigen
und eindrucksvollen Organismus aus-
gestaltet, der die Macht des großen
Befreiungsgedankens in einer Leben-
digkeit vor die Seele führt, daß wir für
Augenblicke förmlich Mithandelnde zu
sein glauben, und mit einem Male leb-
haft empfinden, wie uns das vorige Ausstellung zur jahrhundertfeier der Befreiungs-
Jahrhundert Sozusagen noch in allen knege. Standuhr aus vergoldeter und schwarz-
patiniener Bronze, Pariser Arb h.
Gliedern steckt. benpnohnsnfäk; Sg" 0c
JVU
Eine alte Beobachtung lehrt, daß die dritte Generation in der Regel
pietätlos gegen die Hinterlassenschaft der ersten verfährt. Die Enkel räumen
auf unter den Werken der Großväter. Es muß Platz geschafft werden für
die Gegenwart. Es fehlt das Verständnis für den alten Kram" und erwacht
erst, sobald die vierte Generation, die der Urenkel, an die Reihe kommt.
Der Urgroßväterhausrat ist Rarität geworden und wird nun geschätzt und
gepflegt. Auch das zunehmende historische Empfinden des XIX. Jahr-
hunderts hat die Zerstörungstendenz gegenüber dem Allzuvielen aus ver-
Ausstellung zur jahrhundertfeier der Befreiungskriege. Raum Blücher
gangenen Tagen abgeschwächt, so daß, als der Ruf nach einer historischen
Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege durch die Lande
ging, die Menge der fromm gehüteten Schätze zum gewaltigen Strome an-
schwoll. Man hatte eine ungeheure Fülle von Dingen vor sich und jedes
einzelne umweht vom Hauche geheimen inneren Lebens, geweiht durch
die Erinnerung an eine schwere und dennoch herrliche Zeit. Es schien, als
wären die Helden selbst aus ihren Gräbern gestiegen mit allem, was ihnen
einst wert und teuer war. Aber nicht als unübersehbare Masse, als wert-
voller Bestandteil eines streng geschlossenen Kunstwerkes tritt uns jede
Einzelheit vor Augen, und die Ausstellung selbst als Schöpfung aus einem
Geiste entsprungen, nach einem Plane durchgeführt, nach einem Willen
vollendet. In dieser rnachtvollen Einheitlich-
keit liegt der große Wert der kolossalen
Veranstaltung, durch sie empfängt sie ihre
Seele und weckt die gewaltigste Vorstellung
von der weltgeschichtlichen Bedeutung einer
Periode, die zum Ausgangspunkt der poli-
tischen Erhebung Deutschlands geworden ist.
Das Ausstellungsgebäude umfaßt 56 Räu-
me und umzieht im Viereck einen brunnen-
geschmückten Gartenhof. Die Reihe der ver-
schieden großen Säle wird in beiden Haupt-
achsen von je einer größeren Kuppelhalle
unterbrochen, die die Ausstellung in vier
Abteilungen gliedert. Die erste ist den führen-
den Persönlichkeiten, den Regenten, Heer-
führern und Staatsmännern gewidmet, die zweite
dem I-Ieerwesen, die dritte den entscheidenden
Ereignissen im Felde, die vierte endlich den
Werken des Friedens, der Kunst und dem Kunst-
gewerbe. Wir
treten in die
Eingangshalle,
einen Kuppel-
raum mit Bo-
genöffnungen
Ausstellung zurjahrhundertfeier naFh den vler
der Befreiungskriege. Prunkvase aus Seiten. DaZWl-
Sevres-Porzellan mit Bronzemon- Sehen, in den
tierung Aus dem königlichen Schlot
zu Bann vier Pfeilern, hohe
Nischen mit Lor-
beerbäumen, davor einige Kanonen, in der
Mitte eine alte schwarze Karosse, das ganze
ein fast nüchterner Raum. An den Wänden
über den Bogen aber von höchstem Pathos
getragene Zitate Eine Stelle aus dem berühm-
ten, von Stein verfaßten Aufruf an mein Volk"
aus Kleists Hermannsschlachfß aus Goethes
Des Epimenides Erwachen" und aus Schen-
kendorfs Emeuter Schwur". Unter dem
Eindruck dieser gewaltigen Stimmungsakkorde
betreten wir den ersten Ausstellungssaal und
befinden uns in einem Prunkraum, der den
verbündeten Monarchen gewidmet ist. In le- A"ss""""g ""J'h'h""d""'i" MB"
freiungskriege. Prunkvase aus Peters-
bensgroßen Portraten erblicken wir Friedrich burgerPorzellaMAusSchloBLudwigslusl
Wilhelm IIL, Alexander I. und Kaiser Franz. Es folgen die Könige von
Schweden, Bayern, Sachsen und Württemberg, die Großherzoge von Baden,
Mecklenburg-Schwerin, Hessen-Darmstadt, Sachsen-Weimar, die Herzöge
von Braunschweig, Sachsen-Gotha und -Altenburg, der Fürst von Reuß-
Greiz und Pauline, die Regentin des Fürstentums Lippe. Zwischen den Bildern
Kommoden und Konsoltische mit Bronzen und jardinieren mit lebenden
Blumen. In vornehmster Umgebung eine illustre Gesellschaft von Souve-
ränen, die aber den ganzen Jammer damaligen deutschen Staatslebens, der
sich hinter ihr
inunsererVor-
stellungauftut,
nur mangel-
haft verhüllt.
Wie eine Trö-
stung für die
Zukunft erhebt
sich aber in
blinkend weis-
sem Marmor
in der Mitte
des Saales ein
mächtiger Ad-
ler mit der
Schlange der
Zwietracht in
seinenFängen.
Aus die-
sem Saale mit
seinen roten
Wände
Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege. Terrine aus dem Silbersenrice
bllCkefl W11" lfl des Prinzen August, Berliner Arbeit Alfred von Waldenburg-Wilrben, Würben
ein goldgelbes
Prunkgemach, von dessen Rückwand sich die Gestalten der Kronprinzessin
Luise und ihrer Schwester Friederike wirksam abheben. Es ist die bekannte
Gruppe von Gottfried Schadow aus dem Jahre 1796. Wir sind in dem der
preußischen Königsfamilie gewidmeten Saale. Zahlreiche Bildnisse des
Königs in Marmor und Bronze, in Öl, Pastell und Aquarell, in Gußeisen und
Biskuit, dann auch auf Dosen, Tellern, Gläsern und Tassen und fast ebenso
viele der Königin Luise in allen Lebensaltem und Darstellungsweisen bis
herab zu ihrer Totenmaske und ihren Apotheosen. Erinnerungen an die
Jugendzeit des Prinzen Wilhelm, des späteren Kaisers Wilhelm 1., andere
Prinzen und Prinzessinnen des Königshauses, bedeutungsvolle Briefe und
amtliche Dokumente, endlich Prunkstücke aller Art wie große Berliner-,
Sevres- und Petersburger Porzellanvasen, prächtige Uhren, Girandolen und
"VIVUCIUiläääääiüvllllllildxlnxlram
Ausstellung zurjahrhundertfeier derBefreiungs-
kriege. Erzherzog Karl, Miniatur von Nickel
Königliches Kunstgewerbemuseum in Dresden
Kannen aus Bronze, Teile des bekann-
ten Berliner Porzellanservices mit dem
Eisernen Kreuze und den Ansichten der
vom Prinzen August eroberten französi-
schenFestungen, des sogenannten Eiser-
nen Kreuz-Services", das 1817 im Auftrag
des Königs in bloß sechs Exemplaren her-
gestellt wurde, sowie einzelne repräsen-
tative Stücke aus dem Silberservice des-
selben Prinzen ergänzen das reiche En-
semble. Der ganze Saal wirkt wie eine
zum Auge statt zum Ohre in allen Modu-
lationen sprechende gewaltige Fuge über
das Thema Herrscherhaus und Königs-
treue in Preußen.
Die folgenden acht kleineren Räume
sind einzelnen hervorragenden Heer-
führern und Staatsmännern gewidmet.
Geschichte ist ja das Werk Einzelner.
An großen Namen rankt sich das dunkle
Sehnen des Volkes empor, durch sie gewinnt es Form und Gestalt; sie sind
die vom Schicksal auserkorenen Lenker und Vollstrecker. So wandeln sie
nun in langem Zuge an uns vorüber. Da begegnen wir zunächst dem volks-
tümlichsten unter ihnen, dem
MarschallVorwärtsW In Büsten
und zahlreich en Bildern erblicken
wir "die strengen, knorrigen und
Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege. Aus dem Eisernen Kreuz-Service", Berliner Porzellan
1817 Alfred von Waldenhurg-Würben. Würben
513
im Grunde doch gutmütigen Züge Blüchers. Gemälde und Stiche führen uns
seine männlichen und weiblichen Familienmitglieder vor, Auszeichnungen
und Orden, verkleinerte Wiedergaben seiner zahlreichen Denkmäler, Ehren-
geschenke, Waffen, kleine Andenken aller Art, vor allem seine Tabakspfeifen,
endlich Porzellane und Dosen mit seinem Porträt geben uns ein lebensvolles
Bild dieses Mannes. Der ganze Raum hat im Gegensatze zur vornehmen
Zurückhaltung, die sich in den beiden vorhergehenden Sälen namentlich
durch reichliche Raumbemessung kundgibt, etwas Intimes und durch die
Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege. Raum 2c Österreich
zahlreichen schriftlichen Dokumente, besonders die köstlichen Briefe Blüchers,
etwas stark Persönliches und Mitteilsames. Das diesem Raume angeschlossene
Sterbezimmer Blüchers aus Kriblowitz und seine Totenmaske vollenden die
eindrucksvolle Synthese seines Lebenslaufes.
In gleicher Weise und mit gleichartigen Ausstellungsobjekten schließen
sich die Räume an, die den Generälen Scharnhorst und Gneisenau, den
Feldmarschällen York und Kleist von Nollendorf, dem General Bülow von
Dennewitz und andern Heerführern gewidmet sind. Dem Andenken des
Erbprinzen Friedrich von Hessen-I-Iomburg, der mit fünf Brüdern für
die Befreiung Deutschlands kämpfte, sowie der Grafen zu Eulenburg
und einer Reihe verdienstvoller bürgerlicher Familien, namentlich aus
57
514
Schlesien, ist in einem Raume Rechnung getragen, der die Bezeichnung
Heldenfamilien" führt. Von hier aus betreten wir den Raum des Lüt-
zowschen Freikorps. Auch da werden wir zunächst vor die wichtigsten
schriftlichen Dokumente geführt, die uns die Geschichte dieses Korps
in Erinnerung bringen, zahlreiche Offiziersbildnisse, Waffen, Stammbücher,
Tagebücher und so weiter bilden den übrigen beziehungsreichen Inhalt.
Im folgenden Saale finden wir Preußens Staatsmänner, vor allem Harden-
berg, Stein, Wilhelm und Alexander von Humboldt.
Ausstellung zur Jahrhundenfeier der Befreiungskriege. Anbietplane. Sävres-Porzellan, 1813 Hamburgisches
Museum für Kunst und Gewerbe. Hamburg
Nun aber gelangen wir in die imposante Halle, in der das preußische
I-Ieerwesen seine Repräsentation erfährt. Fast 500 Nummern, ein kleines
Museum, umfaßt diese Ausstellung. Vor allem fallen die künstlerisch durch-
geführten Soldatenliguren in die Augen, die an den Pfeilern der Halle auf-
gestellt sind, während ein schlesischer Kürassier zu Pferde als Mittelligur
den Raum beherrscht. Die bunten malerischen Uniformen, die die haupt-
sächlichen Truppengattungen der preußischen Armee im Jahre 1813 vor-
führen, bringen Leben und Farbe in den sonst eintönigen, von Waffen aller
Art, Ausrüstungsstücken, militärischen Musikinstrumenten, Einrichtungen
des Verpflegs- und Sanitätswesens erfüllten Raum, in dem noch allerlei
Literarisches und Ikonographisches Platz gefunden hat. In dieser Halle hat
der ausschließlich dem Königreiche Preußen gewidmete Teil der Ausstellung
seinen Abschluß gefunden.
Ein trefflicher Gedanke, aus reifer geschichtlicher Erkenntnis ent-
sprungen, war es, zwischen Preußen und den übrigen deutschen Staaten,
zwischen dem ührerstaat der Zukunft und den treuen
Ausstellungzurjahrhunderx-
feier der Befreiungskriege.
Prunkvase aus Sevres-Por-
zellan mit dem Brusxbild von
Pauline Borghese Aus dem
königlichen Schloß zu Berlin
Verbündeten die freundlichenVer-
mittler, die Schöpfer des großen
geistigen Bandes, das heute die
gesamte Nation in Einigkeit um-
schlingt, die deutschen Dichter
und Denker einzureihen. Hat uns
bisher staatsmännische und mili-
tärische Tüchtigkeit Achtung und
Bewunderung eingeiiößt, so wird
uns jetzt, angesichts dieser Män-
ner, erst wahrhaft warm ums
Herz. Arndt, Eichendorff, Klemens
Brentano, Körner, Schenkendorf,
Kleist und wie sie alle heißen,
die singenden Lerchen des Völker-
frühlings, sie wecken einenWider-
hall verklungener Träume und
jugendlicher Hochgefühle. Mag
ein allzu romantisches Empfinden
sie der herben Wirklichkeit noch
so weit entführt haben, was sie
sangen, warvon unvergänglichern
Wert, denn es wurde vom gesam-
ten deutschen Volke verstanden
und mitgesungen. Gar manchem
haben ihre Worte über herbe Bit-
ternis hinweggeholfen, gar man-
chem fortgeklungen bis in die
Stunde seines blutigen Soldaten-
todes. Nie sind der großen Menge
diese Zusammenhänge so klar
und greifbar vor Augen geführt
worden wie hier in der Ausstellung, und Tag für Tag
sieht man viele Hunderte die Bildnisse dieser Männer betrachten und mit
Andacht ihre oft mühsam zu entziffernden Handschriften lesen. Auch
Chamisso, Ludwig Tieck, Vater Jahn, jean Paul, Rückert und Collin fehlen
nicht und neben ihnen die edle Schar hochgesinnter Frauen wie Karoline
Wolzogen, Elise von der Recke, Bettina Armin, Rahel, I-Ienriette Herz und
so weiter. Über allen thront aber das Dreigestirn Goethe, Herder und
Ausstellung
zur jahrhunderlleier der
Befreiungskriege. Prunk-
vase aus Sevres-Porzellan
mit dem Brustbild der Kai-
serin Josephine Aus dem
königlichen Schlosse zu
Berlin
67'"
Wieland, wäh-
rend seitwärts von
ihnen Fichte, die
Gebrüder Grimm,
Varnhagen von En-
se und Platen Platz
gefunden haben.
Die zwei folgen-
den Räume reprä-
sentieren Mecklen-
burg und Schweden.
Die Ausstellungsob-
jekte sind hier nach
denselben Gesichts-
punkten ausgewählt
Ausstellung zur Jahrhundertleier der Befreiungskriege. Standuhr aus ver- und angeofdngt,
goldeter Bronze. Geschenk Napoleons an die Herzogin Dorothea von Curland bisher maßgebend
Prinz Biron von Curland, GroB-Wartenberg
waren. Es liegt in der
Natur der Sache, daß hier, sowie bei den andern noch folgenden deutschen
Staaten, Volk und Land, da die betreffenden Denkmäler fehlen oder nur
sehr spärlich vorhanden
sind, nicht die Repräsen-
tation Finden können,
die wünschenswert wä-
re, und man im wesent-
lichen auf die Bildnisse
der betreffenden Regen-
tenfamilien, einzelner her-
vorragender Personen
auf Uniformen, Waffen,
Ausrüstungsstücke und
Fahnen sowie auf ge-
schichtlich bedeutsame
Schriftstücke aus Samm-
lungen und Archiven an-
gewiesen ist. Aber trotz-
dem findet der aufmerk-
same Besucher allerlei
kleine unscheinbareDin-
ge, die einen tiefen Blick
in die Volksseele gestat-
ten, Briefe, Andenken
aller Art und Liebes Ausstellung zur Jahrhunderzfeier der Befreiungskriege. Teller mit Dar-
stellung russischer Bauern, Petersburger Porzellan Museum der kaiser-
beweise in den naivsten liehen Porzellanfabrik st. Petersburg
und zartesten Formen, die das Denken, Streben und Empünden im Volke
dartun. In Mecklenburg sind es hauptsächlich die Korps der freiwilligen
Jäger und der freiwilligen Husaren, die in allerlei vielsagenden Erinnerungs-
stücken, wie zum Beispiel dem wohl aufbewahrten Kelch, aus dem die frei-
willigen Jäger das Abendmahl empfingen, bevor sie ins Feld zogen, das
Volksemplinden enthüllen. Im Raume Schwe-
den" üben neben den großen Porträten des
Königs und seiner Familie, den Waffen, Uni-
formstücken und so weiter besonders einige
prächtige Miniaturen, Silber- und Emailarbeiten
besondere Anziehungskraft aus.
Im anstoßenden Raume betreten wir Öster-
reich. Der erste Saal ist dem Reorganisator der
österreichischen Armee, einem der hervorra-
gendsten Heerfuhrer seiner Zeit, dem Sieger von
Aspern, gewidmet. Die meisten hier ausgestellten
Objekte hat unser Heeresmuseum beigesteuert
und dessen Direktor, Artillerieoberingenieur
Dr. John hat auf Grund seiner speziellen Fach-
kenntnis mit Hilfe der Beiträge des Erz-
herzogs Friedrich, der Erzherzogin Marie, des
Fürsten von und zu Liechtenstein, des k. k. Öster-
reichischen Museums und einer Reihe von
Privaten hier ein köstliches Schatzkästlein von
Denkmälern biographischen Charakters her-
gestellt. Die Gegenstände selbst sind uns von
der Wiener Kongreß- und der Erzherzog Karl-
Ausstellung her wohlbekannt, wie denn über-
haupt ein inhaltlicher und geistiger Zusammen-
hang der allerdings auf viel breiterer Basis
ausgebauten Breslauer Ausstellung mit den
beiden vorangegangenen Wiener Ausstellungen
leicht zu erkennen ist. Dasselbe gilt vom folgen- Ausstgnung Jahfhundeftfeief de,
den Raume, der dem Oberkommandierenden Bemiungskriege-Pmnkvßse aus
llan Aus
der Schlacht bei Leipzig, dem Feldmarschall e""1,j;';,seBjßn, mg
Fürsten Schwarzenberg, gewidmet ist. Hier hat
hauptsächlich Schloß Worlik seine Schätze hergegeben, um einen repräsen-
tativen Raum von auserlesener Vornehmheit und großem historischen
Interesse zu schaffen, der neben den zahlreichen Zeugnissen von Glanz
und Ruhm durch das lebensgroße schöne Bildnis von Lampi die beim
Brande des österreichischen Botschaftsgebäudes in Paris am x. Juli 1810
in blühender Jugendschönheit dahingeraEte Fürstin Pauline zu Schwarzen-
berg, noch einen ganz besonderen Zug von erschütternder Lebenstragik
erhalten hat.
Durch wahrhaft kaiserliche Großartigkeit wirkt der Raum Österreich",
an dessen Einrichtung sich ebenfalls Dr. John im Verein mit dem Kustos an
den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses Dr.
Kamillo List beteiligt haben. Über dreihundert zum Teil sehr umfangreiche
Objekte sind hier zu einem äußerst wirkungsvollen Ensemble vereinigt. Die
Mitte der Hauptwand nimmt die bekannte Apotheose des Kaisers Franz
aus dem Hofmusetim ein, die von den lebensgroßen Bildnissen des Kaisers
von Lawrence und Amerling flankiert werden. Zahlreich sind in diesem
Ausstellung zur jahrhunderxfeier der Befreiungskriege. Raum 34 Der Feldzug x8x4 und der Wiener Kongreß
Saale die ausgezeichneten Miniaturbildnisse des Kaisers aus verschiedenen
Perioden seines Lebens. Ebensowenig fehlt es an guten Porträten der
Kaiserinnen und sonstigen Mitglieder des kaiserlichen Hauses. Wiederholt
sehen wir die drei alliierten Monarchen, ferner Galauniformen, Prunkwaffen,
Ordensdekorationen, Soldatenbildnisse, hauptsächlich von Angehörigen des
österreichischen Adels, zahlreiche wertvolle Erinnerungsstücke aus den
Feldzügen, Waffen, Fahnen, Standarten und erbeutete französische Adler,
Darstellungen von Schlachten, Gefechten, Paraden und militärischen Festen,
unter welchen das Kolossalgemälde Peter Kraffts Feldmarschall Fürst
Schwarzenberg überbringt den verbündeten Monarchen die Meldung vom
Siege bei Leipzig", gegenüber dem Saaleingang angeordnet, zu größter
Wirkung gelangt. Die daran stoßende Wand
aber beherrschen die beiden volkstümlichen
Gemälde desselben Künstlers Abschied und
Rückkehr des österreichischen Landwehr-
mannes.
Den österreichischen Saal verlassend, be-
treten wir den Raum, der Napoleon gewidmet
ist. Sein Name hat heute, nach hundert ahren,
die Schrecknisse von einst verloren. Alles was
an ihn erinnert, erscheint winzig und unbedeu-
tend im Verhältnis zu ihm selbst, dem Über-
mächtigen, der gleich der Posaune des Gerichtes
einen Weckruf über ganz Deutschland ertönen
ließ, damit alles Heldentum und alle Größe,
aller Opfermut und alle Beharrlichkeit auferstehe, die
im deutschenVolke bis dahin geschlummert haben. Der
durch die Künstler ins Cäsarenhafte gesteigerte Aus-
druck seines
Gesichtes auf
all den Bil-
dern, die ihn
bald im Kro- Ausstellung zur Jahrhundert-
nllngsßfüüt, feierderBefreiungskriegeNase
bald zu Pfer, aus Sevres-Porzellan, x8o8
de oder als Aus dernirlfoläxiilgllliiilgäen Schloß
Konsul dar-
stellen, hat etwas Erzwungenes,
Theatralisches gewonnen, wir den-
ken dabeiamehr an den korsischen
Advokatensohn als an den Kaiser
der Franzosen. Die lebensgroßen
Bilder seiner zu Fürstinnen und
Königinnen erhobenen Geschwister
erinnern an die rasche Vergänglich-
keit aller seiner Absichten und Pläne,
und neben dem kostbarsten Kleinod
inmitten dieser Kunstwerke, der
prunkvollen Wiege des Herzogs von
Reichstadt aus der Wiener Schatz-
kammer, erscheint vor unserm geisti-
gen Auge der Sarg. Maria Luise aber
mit all den prächtigen Dingen aus
ihrem Besitze glänzt wie ein aus sei-
Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege.
Sänfte mit sächsischen Landschaftsbildern, um 18m
Seine Majestät der König von Sachsen ner natürlichen Bahn geschleuderter
Stern. Dicht an-
einander gereiht
finden wir im an-
schließenden
Raume französi-
sche Uniform-
stücke und Waf-
fen der napoleo-
nischen Zeit in
großer Zahl. Es
ist dies eine der
originellsten Pri-
vatsammlungen,
die des Wiener
Ausstellung zur jahrhundenfeier der Befreiungskriege. Deckelterrine, Capo di Malers Kafl Hol.
Monte. mit Ansichten von Neapel Schlesisches Museum für Kunslgewerbe und litzer Dieser in
Allertürner in Breslau
teressanten Kol-
lektion reiht sich die deutscher, französischer und englischer Spottbilder auf
Napoleon an sowie eine Sammlung der gegen ihn gerichteten Spottschriften
und Flugblätter. Der folgende Saal enthält die interessanten und zahlreichen
Beiträge Rußlands zur Ausstel-
lung. Kaiser Alexander I. bildet
hier den Mittelpunkt, und mit
sorgfältiger Auswahl zusammen-
gestellt, präsentiert sich dieser
Raum als ein einheitliches, rei-
ches und eindruckvolles Ganzes,
das uns das Kriegswesen Ruß-
lands, seine Generale, dieUnifor-
men seiner Armee und so weiter
in einer Weise verführt, wie es in
Mitteleuropa wohl nie wieder zu
sehen sein wird.
Wir sind in der Mitte der
Ausstellung angelangt und be-
finden uns abermals in einem
großen, dekorativ ausgestatteten
Kuppelraum, der, den lokalen
Anforderungen und Interessen
entsprechend, der Stadt Breslau
gewidmet ist. An ihn schließt
sich ein geräumiger Saal mit
einer ununterbrochenen Reihe
Aßmßllßns zur Jahrbundertfeier
von Bogenfenstern, durch die hann AntonDnvidPlato,königlicherllßosinfiiilsili? sifffulf.
wir den erquickenden Ausblick
indieprächtigenGartenanlagen
gewinnen. Es ist ein Erholungs-
raum, zu kurzer Rast einladend,
fast nur mit entsprechendem
Wandschmuck, Sitzgelegen-
heiten und einer langen Tafel
ausgestattet, auf der ein mäch-
tiger Empiretafelaufsatz in ver-
goldeter Bronze die Blicke auf
sich lenkt. Die zehn folgenden
Säle fassen nun, absehend von
den einzelnen Persönlichkeiten,
den Freiheitskrieg als Ganzes
zusammen, in dem uns durch
Bild und Wort in großen Zügen
dieFeldzüge derjahre 18124813
und 1814, sodann der Wiener
Ausstellung zurjahrhundertfeier der Befreiungshiege. Deckel-
terrine aus vergoldexem Silber von j. B. C. Odio Königliche
Kongreß und endlich der Feld- Silberkammer, München
zug 1815 vorgeführt werden.
Auch nur die wichtigeren aller dieser zum Teil auch künstlerisch sehr
bedeutenden großen Schlachtenbilder aufzuzählen, die nun folgen, hieße ein
Kompendium der entscheidenden kriegerischen Ereignisse der Freiheits-
kriege schreiben. Wir können davon um so mehr absehen, als es
der musterhaft redigierte Ausstellungskatalog auf seinen ersten zehn
Seiten in aller Kürze tut. Die Reihe der Schlachtenbilder unterbricht,
der Zeit ihrer Beteiligung an dem Freiheitskriege entsprechend,
die Repräsentation der bisher
noch fehlenden einzelnen Staa-
ten. Nach 1813 Bayern, später
die übrigen süddeutschen und
norddeutschen Staaten, endlich
Sachsen und Braunschweig. Da-
mit ist der politische und mili-
tärische Teil der Ausstellung be-
endet, und wir treten abermals
in einen großen Kuppelraum,
die imposante Gedenkhalle der
Gefallenen. In der Mitte erhebt
sich stolz, einfach und groß der
Abguß des Scharnhorst-Denk-
mals vom Invalidenkirchhof in
Ausstellung zur jahrhundertfeier der Befreiungskriege.Sauciere erlin en Wen
aus vergoldeten Silber von J. B. c. Odiot Königliche Silber- dem ruhe
kammer, München als Bekrönung. Ringsum die
68
Tapfern aus dem Volke. Nicht die
Großen, die Führer und Generäle.
Nein, die unbekannten und un-
gezählten Todesopfer, deren Na-
men zahlreiche-Holztafeln aus
Kirchen kleiner, armer Gemein-
den in rührend schlichter Wei-
se der Vergessenheit entrissen
haben.
Ein Ungeheures, ein in sei-
ner gewaltigen Größe kaum zu
Fassendes hat sich in den geschil-
AusstellunglzurJahrhundenfeier der Befreiungskriege. Dose deftßn dfei Abschnitten VQf 111'1-
232321113EäläiäiiäicfillhiZliillifäliifiiillfß Seren Auge" aufgeta", und tief
in Stockholm ergriffen von all der I-Ieldenhaftig-
keit, der unerschöpflichen Wider-
standskraft und hinreißenden Begeisterung des deutschen Volkes verlassen
wir diesen Teil der Ausstellung, um, den Boden friedlicher Arbeit betretend,
ins bürgerliche Leben wieder zurückzutinden.
Zunächst wird uns das Post- und Verkehrswesen jener Zeit in seiner
uns halb komisch, halb gemütlich erscheinenden Schwerfälligkeit gezeigt.
Schöpfungen der bildenden Künste, Münzen, Medaillen und militärische
Ehrenzeichen sowie sonstige kunstgewerbliche Erzeugnisse füllen die zwölf
folgenden Räume. In einem derselben wird uns die Keramik und Goldschmiede-
kunst dieser Periode vorgeführt, zahlreiche prächtige Erzeugnisse der Ber-
liner Porzellanfabrik, mit ihrem malerischen Schmuck, fast durchwegs unter
dem Zeichen des Krieges stehend, glänzende Leistungen von Sevres und
andern französischen Manufakturen mit Malereien von höchster Delika-
tesse, Wiener Porzellan und anderes. Das Gebiet der Goldschmiedearbeiten
ist durch vortreffliche Erzeugnisse aus zahlreichen deutschen Städten wie
Berlin, Breslau, Dresden, Wien und Graz vertreten, denen sich Arbeiten
berühmter Pariser Goldschmiede
wie Biennais, Odiot und anderer
anreihen. Ebenso ist die Bijouterie-
arbeit, namentlich auf dem Gebiete
der Dosen durch wahre Wunder-
werke des Geschmacks und der
Exaktheit repräsentiert. Die Glas-
industrie führen uns namentlich
zahlreiche reizvoll dekorierte schle-
sische Hohlgläser mit Gravierun-
gen und allerlei subtilem Kunst-
Schliff sowie mit durchscheinender
Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege.
Dose von Nitot F115 w. von stieß", Heidelberg Schmelzmalerei vor. Ein höchst
originelles und reizend ausgestaltetes Aus-
stellungsobjekt ist das Modemagazin, in
dem wir alle die hundert Kleinigkeiten
weiblicher Toilette, wie Hüte und Häub-
chen, Kleider, Putzsachen, Beutel, Täsch-
chen, Fächer und Schmucksachen, bei-
sammen iinden. Ein weiterer Raum ge-
währt uns eine Übersicht über den Cha-
rakter der Bronzen sowie der Zinn- und
kleinen Eisenarbeiten dieser Zeit. Wurde
ja namentlich auf dem letztgenannten Ge-
biete in bezug auf Schmuckarbeiten, Me-
daillen, Porträtbüsten unddergleichen Voll-
endetes und Eigenartiges geleistet. Bevor
wir in den Saal gelangen, der die Malerei
und Plastik in charakteristischen Beispie-
len vorführt, ist noch die hochentwickelte
Miniaturmalerei der Empirezeit in dritt-
Ausstclluxlg zur jahrhundenfeier der Befreiungs-
kriege. Menage fdr Essig und Öl, silbernes Ge-
stell mit Flaschen aus blauem Hornglas Gräfin
von Posadowsky-Wehner, Schloß Blotmitz
halbhundert Bildern der bedeutendsten Porträtrniniaturisten dargestellt, die
zusammen mit den zahlreichen in den übrigen Räumen ausgestellten Minia-
turen wohl geeignet wären, als Grundlage einer äußerst interessanten Mono-
graphie zu dienen, die das auf diesem Gebiete wissenschaftlich Festgestellte
in willkommenster Weise zu ergänzen geeignet wäre.
Ein großer Oberlichtsaal beherbergt die Malerei und Plastik jener Tage.
Not und Tod haben auch hier manchen Wandel geschaffen. Vor allem ist
eine Vertiefung des Emplindens und ein Erwachen schlummemder Kräfte
bei allen geistig Lebendigen eingetreten. Sentimentale Gemüter wenden sich
der Romantik zu und treten mit ihrer persönlichen Empfindung in den Vorder-
grund, Rationalisten reinigen ihr ästhetisches Gewissen an den Vorbildern
der Antike, schlicht empfindende, idyllisch veranlagte Künstlernaturen
bereiten in Darstellungen aus dem bürgerlichen Leben die Zeit des Bieder-
meiertums vor. Daneben allerlei rein Äußerliches und Theatralisches nament-
lich im Porträt, alle überragend aber Werke wie die von Overbeck, Schinkel,
Füger und andern Großen. Für die Interieurkunst der Empirezeit geben uns
ein Musik- und ein Schlafzimmer in vornehm bürgerlicher Ausstattung
freundlich anmutende Beispiele. Der letzte dieser 56 Säle ist gleichsam
das bayrische Gegenstück zum Saal des Fürsten Schwarzenberg. Es ist der
Salon des Feldmarschalls Karl Philipp Fürsten von Wrede aus Schloß
Ellingen, ausgestellt vom Urenkel des Feldmarschalls, ein Prunkraum mit
prächtigem Mobiliar, Bildern, Bronzen und sonstigen Kunstwerken.
Wir verlassen die Ausstellung durch dieselbe Halle, durch die wir sie
betreten haben. In goldigem Lichte, das durch die gelben Scheiben der
Kuppel fällt, erglänzt der Raum, wie von der Morgensonne beschienen,
und noch einmal fällt der Blick auf die alte, schwarze Karosse in der Mitte,
es ist der Reisewagen Napoleons, den Blücher am Abend des I8. Juni 1815
nach der Schlacht bei Belle-Alliance erbeutet hat. Er wurde herbeigebracht
aus dem Blücherschen Schlosse Radun, gleichsam als Symbol des völligen
Zusammenbruches des Mannes, vor dem ganz Europa gezittert hatte.
Man tritt ins Freie mit dem Gefühl, eine große Zeit gleichsam mit-
handelnd durchlebt zu haben. Die Tausende von Vorführungen haben sich
in unserem Geiste nicht verwirrt, sondern zu einheitlicher Gesamtwirkung
verdichtet. Das danken wir der ausgezeichneten Organisation der Ausstellung.
Jedes Ding bleibt auch in der vorstellenden Rückerinnerung an seinem Platze,
so wie es der ordnende Gedanke in der Ausstellung an den richtigen Punkt
gestellt hat. Diese Übersichtlichkeit und systematische Anordnung wurde
dadurch ermöglicht, daß man das Gebäude erst in seinem Grundriß kon-
zipierte, als man über den Plan der Ausstellung völlige Klarheit gewonnen
hatte, so daß für jede Gruppe ein entsprechender Raum geschaffen, die
Ausstellung auch als Ganzes, reiflich durchdacht und wohl gegliedert, durch-
geführt werden konnte, und diese in hohem Maße geglückte Organisations-
arbeit ist wesentlich das Verdienst eines Österreichers. Die Ausstellung,
einzig in ihrer Art, ist eine unvergleichliche Darbietung von dauerndem
ethischen und erziehendem Wert, für die der Stadt Breslau und allen, die
sich daran beteiligt haben, der Dank aller Deutschen gebührt.
Ausstellung zur jahrhundertfeier der Befreiungskriege. Gartenhof der historischen Ausstellung
DAS ERZHERZOG RAINER-MUSEUM FÜR
KUNST UND GEWERBE IN BRUNN S0 VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN S0
AS ehemalige Mährische Gewerbemuseum, heute durch
den Namen seines verewigten hohen Protektors
ausgezeichnet, ist eine Gründung des Jahres I873.
Vierzig Jahre ruhiger und emsiger Arbeit haben
aus der vom Mährischen Gewerbeverein zur
Pflege und Förderung des Gewerbes sowie zur
Hebung des Geschmackes ins Leben gerufenen
Anstalt ein Kunstgewerbemuseurn entstehen
lassen, das eine ansehnliche Bedeutung besitzt
und eine selbständige Stellung errungen hat. Es
spielt im Leben der mährischen Landeshauptstadt
eine wichtige Rolle. Nicht bloß, weil es ein stark besuchtes, viel benutztes
Institut ist sein Jahresbesuch beträgt rund 40.000 Personen, also durch-
520
schnittlich 33 Prozent der Einwohnerzahl, Womit es zu den stärkstbesuchten
Museen Österreichs und Deutschlands gehört nicht bloß, weil seine
Sammlungen gewählt und gut geordnet sind, sondern auch, Weil seine Leitung
alle mit der Kunst zusammenhängenden Bestrebungen zu unterstützen und
zu fördern sucht, die im Lande erreichbar sind. Sein rühriger Direktor
Architekt Julius Leisching begründete die Vereinigung mährischer Orts-
museen, den Deutschmährischen Kunstgewerbebund und die Briinner Gesell-
schaft der Kunstfreunde, er gehört dem Deut-
schen wie dem Österreichischen Werkbund
an, er hat den Verband österreichischer Kunst-
gewerbemuseen und den Deutschmährischen
Verband für Heimatschutz ins Leben gerufen
und durch Veranstaltung zahl-
reicher temporärer Ausstel-
lungen in den Räumen des
Museums anregend und bele-
bend zu wirken verstanden.
Die ursprünglichen Ziele
haben im Laufe der Zeit man-
che wichtige Veränderung er-
fahren, wie die Anschauungen
über die Aufgabe der Kunstge-
werbemuseen sich wan-
delten. Noch bis vor
wenigen Jahren bildete
der Kontakt mit den
gewerblichen Kreisen
einen wichtigen Zweig
der Museumstätigkeit.
Die Abteilung für tech-
nische Förderung des
Pariser Standuhr von Berthoud, weißer Marmor mit Goldbronzebeschlägen, Kleingewerbes, welche
die weibliche Gestalt in braunpatinierter Bronze, XVIII. Jahrhundert dem Museum angeglie
Erzherzog Rainer-Museum, Brünn
dert war, ist nunmehr
ausgeschieden worden. Die Bedürfnisse der Sammlung wuchsen; das alte
Gebäude, vom Architekten Johann G. v. Schön nach ähnlichen Grundsätzen,
aber wesentlich kleiner wie das Wiener Museum Ferstels errichtet, genügte
den Ansprüchen nicht mehr; nun ist eine bauliche Umgestaltung durchgeführt
worden, mit der eine Neuordnung im Zusammenhang steht.
Anläßlich der Feier des vierzigjährigen Bestandes wird die Sammlung
ihren Freunden auch in einer neuen übersichtlicheren Form zugänglich
gemacht werden. Durch Räumung der technischen Abteilung, Verlegung
der Bibliothek und Kanzleien sind Räume frei geworden, die insbesondere
der Möbelsammlung des Museums zugute kamen.
527
Diese bildet einen so wichtigen Teil der
Sammlung, daß ihr ein besonderes Augenmerk
geschenkt werden soll.
Während die allgemeinen Gruppen, die nach
den bewährten Sempenschen Grundsätzen nach
dem Material und den Herstellungsprozessen
geordnet wurden, gesonderte Abteilungen für Textil-
kunst, Keramik, Metalltechnik bilden, ist der weitaus
anregendere Grundsatz der Gruppierung zu einheit-
lichen Interieurwirkungen bei der Möbelsammlung
neu eingeführt worden.
Wenn wir eine Wanderung durch die Räume des
Museums antreten, um seine Schätze zu überblicken,
so werden wir von dem leitenden Gedanken ihrer An-
ordnung konsequent geführt.
Das Erdgeschoß enthält nur in der mittleren
Empfangshalle einen Raum für historische Objekte.
Durch den kürzlich bewerkstelligten Umbau wurde schngeballwgrfgnFx-anken.
ein KirchenhoP geschaffen, das ist ein mit großen Pßmnen- Xvm- In"
kirchlichen Objekten mährischer Provenienz ge- """"'";,1f,jf;jff"""'
schmückter Raum, der Oberlicht hat, aber mit großen
Bogenstellungen gegen die Eingangshalle geöffnet ist. So erblickt der
Besucher zuerst die vorwiegend der Spätrenaissance und der Barockzeit
angehörigen Einrichtungsstücke größerer Kirchenräume mit ihrer Vergoldung
und den farbigen Bildern als ersten und starken
Zusammenklang.
Ein mächtiger Hochaltar mit vergoldeter Archi-
tektur aus Littentschitz füllt die I-Iauptwand und ver-
tritt gut die Periode der kirchlichen Einliußnahme im
XVIII. jahrhundert. Ein großer dekorativer Rahmen-
aufbau aus Habrowan zeigt die schwungvolle Oma-
mentik dieser Zeit, während die alte Kanzel aus dem
Olmützer Dorn strengere Reminiszenzen der aus-
klingenden Renaissanceperiode erkennen läßt.
Diesen Zeugen einer kräftigen Dekorationskunst,
die von prunkvollen Kirchenfürsten beeinflußt war,
stehen ältere und intimere Werke kirchlicher Kunst
gegenüber; so ein spätgotischer Flügelaltar aus Sei-
tendorf, ein Salzburger St. Wolfgang, eine edle Maria
mit dem Kinde, aus Holz geschnitzt und bemalt in der
innigen Art früher deutscher Meister. Einige Bilder
LautenspielenderKzvalier, führen uns in den Zusammenhang der Malerei mit
"man" Modmvo" der Plastik ein, sie zeigen, wie nahe die Bildniskunst
Kändler, um 1745 Erzherzog
Rainer-Museum,Brünn des ausklmgenden Mittelalters und der beginnenden
Renaissance der Natur stand, wie eng das
gemalte Bild mit der bunten Schnitzerei ver-
wandt ist; wie innerlich beide Empfindungen
auszudrücken vermochten, wie fein das Leben
beobachtet wurde. Eine Seitenwand enthält
wertvolle Meßgewänder, Teppichstücke, Stik-
kereien, unter denen einerseits der prächtige Hgu-
rale Hildesheimer Teppich ein gewirktes Stück von
besonderer Schönheit und Seltenheit bildet, wäh-
rend eine Kasel mit der Jahreszahl 1487 und den
Wappen der Dub und Zastrizel ein treHliches
Exempel der Hochstickerei ist, von edlem Umriß
undfeinerFarbenwir-
kung. Auch einige Vi-
trinen mitKleinplastik,
mit Schmuckstücken
in Metall und Elfen-
bein, dienen hier zur
Vertiefung des Ein-
blickes. Sie führen uns
in die Kleinkunst ein,
deren intimer Reiz ja
manchmal eine noch
eindringendere Wir-
kung zu üben vermag
Mährischer bunlbemalter 0m. mit Wie große Stüßke de-
dem Wappen des Dr. Johann Kalt- korativer Art
Schmidt von Eisenberg, aus Schloß
DEewohostitgMitte des XVIIJahr- D16 edle Emall"
hunderts Erzherzog Rainer-Mu- kunst, dig vgfnehme
selmh 5mm Verwertung edler Me-
talle; die an der Ausstattung, an den Gebrauchs-
stücken kirchlicher Zeremonien auftreten, sind
hier mit einigen feinen Proben vorgeführt. Daß
der Brünner Dom seinen Besitz an kunstge-
werblichen Kostbarkeiten leihweise dem Muse-
um zur Verfügung stellt, ermöglichte die Ver-
vollständigung des Einblickes in die kirchliche
Kunst, der hier geboten ist. Der übrige Teil des
Erdgeschosses wird für temporäre Schaustel-
lungen bereit gehalten. Wir müssen daher das
erste Stockwerk aufsuchen, um den Sammlungs-
bestand näher kennen zu lernen und an den
weltlichen Arbeiten die stilgeschichtliche Ent-
Brünner Empireofen, weiß glasiert
Wlßklllng ZU studieren. Erzherzog Rainer-Museum, Brilnn
Hier ist eine Folge von
Interieurs aneinanderge-
reiht, die teilweise abge-
schlossene Raumschöpfun-
gen, teilweise eine Gegen-
überstellung zeitlich ver-
wandterEinrichtungsstücke,
die einer solchen Raumbil-
dung nahekommen, vor-
führen.
Durch dieseArt der Zu-
sammenfassung wird zwei-
fellos eine sehr anregende
Wirkung erzielt, die nicht
nur das Einzelobjekt, son-
dern auch seine Beziehung
zur Entstehungsepoche her-
vorhebt und didaktischen
Wert besitzt.
Winxenhurer Ofen mit den Monatsdarstellungen, bezeichnet Abraham Pfau, 1644 Erzherzog Rainer-Museum,
Brünn
Hier tritt die Tendenz der Sammlungsleitung in die Erscheinung, die
großen Kunstepochen, doch alle durch typische Werke vorzuführen. Wenn
auch der mährische Grundcharakter nach Möglichkeit vorwaltet, so ist
69
bäu
naturgemäß das Übergreifen auf den Kunstbesitz außerhalb Mährens dann
unvermeidlich, wenn das ganze große Entwicklungsbild des Kunstgewerbes
aufgerollt werden soll.
Man betritt zuerst einen Raum, welcher der italienischen Renaissance
gewidmet ist, während alle folgenden die nordische Kultur und deren Beein-
Hussung durch den Süden zeigen. Hier ist vor allem eine Sieneser Truhe
Tschechisch-mährische Bauernstube, grüner Kachelofen aus Malomierzitz bei Brünn Erzherzog Rainerv
Museum. Brünn
Pasto di riso aus dem XV. Jahrhundert und ein spanischer Lederkoffer
hervorzuheben. Eine Vitrine enthält gute Keramik, den hervorragenden
Teller mit der heiligen Familie aus der Sammlung Zschille Faenza um 1500,
ein Prachtstück spanischer Lusterfayence aus Valencia, treffliches vene-
zianisches Glas, eine Palissy-Schüssel, die in charakteristischen Beispielen
die hohe Stufe des italienischen, spanischen und französischen Kunst-
gewerbes beleuchten.
Der anschließende Raum führt in ähnlicher Weise wichtige Möbeltypen
des herben deutschen Mittelalters vor. Eine schwere norddeutsche Truhe
S31
mit Eisenbeschlag und eine massive gotische Türe mit dem Pernsteinschen
Wappen sind gute Dokumente der Zeit. Ein Handrischer wundervoller
Distelgobelin Leihgabe schmückt die Wand und gibt ihr die vornehme
farbige Note, das Prunkhafte. Dann zeigt uns ein kleiner Raum mit einem
prächtigen feingegliederten Schrank, einem Delfter Ofen und einem inter-
essanten zwölfteiligen Fenster die malerisch abgestimmte Lichtwirkung
niederländischer Innenräume nordischer Renaissance, während der nächste
Deutschmährische Bauernstube aus dem Kuhländchen Erzherzog Rainer-Museum
Weg uns in eine Tiroler Stube führt, die bäuerliche Schnitz- und Einlege-
kunst dieser Zeit an Decke, Bettstatt, Türumrahmung und Wandschrank
enthält.
Alle diese kleinen Innenräume haben durch die Keramik der Zeit
Ergänzung erhalten. Sie bringen es zuwege, durch einige wenige charak-
teristische Stücke die Zeitstimmung festzuhalten und wenn es auch nicht
kunsthistorisch berühmte Leistungen sein können, so sind es doch zumeist
künstlerisch wertvolle und beseelte Schöpfungen, die fesseln. Die folgende
große Schweizer Stube aus Schaffhausen ist der wertvollste Gewinn
an abgeschlossenen Raumgestaltungen, welcher das Museum ziert. Die
prächtige Wandtäfelung mit dem großen Büfett, die Fensterwand mit
59'
332
ihrer Bogenstellung und den eingefügten bunten Schweizer Glasscheiben,
der Ofen aus Winterthur mit dem Ofensitz, die schwere Holzdecke, all dies
stimmt gut zusammen, wenn auch nicht alles genau aus derselben Quelle
stammt. Die Stubenwände und Decke sind 1659 datiert, während der Ofen
von Abraham Pfau 1644 gearbeitet wurde und die Glasscheiben aus der
Lord Sudeley-Sammlung von Züricher und Wyler Meistern noch früher
1609 und 1620 entstanden. Die Einheitlichkeit liegt in der inneren Verwandt-
schaft des Zeitge-
schmackes und in
der zufälligen Ver-
bindung sich ergän-
zender Stücke aus
derselben Gegend.
Solche Erwerbun-
gen gelingen heute
selten. Sie sind hier
um so mehr von Be-
deutung, als gerade
an so frühen Wer-
ken Mähren nicht
reich ist.
Der nächste
große Raum, wel-
cher der Barockzeit
gewidmet ist, konn-
te schon stärker die
mährische Prove-
nienz betonen. Ei-
ne geschnitzte und
weiß getonte Decke
Temperantia-Schüssel von Caspar Enderlein. Zinn, Nürnberg 16x Erzherzog mit stark farbigen
Rainer-Museum, Brünn Blldern Stammt aus
Tannowitz bei Ni-
kolsburg, ein großer geschweifter Schrank von Auspitz. Die übrigen mitunter
prächtigen Stücke des Raumes sind fremder Provenienz, wie der Hamburger
Schapp und andere mehr.
Auch die bemalte Rokokostube, die dann folgt, ist Schweizer Ursprungs;
sie bildet nur den zeitgemäßen Rahmen für das Porzellan, das in kleinen
Vitrinen zur Schau gestellt ist und gute österreichische Arbeiten Wiener
figurale Stücke neben Meißner, Berliner und Frankenthaler Porzellan zeigt.
Der letzte Raum der Reihe ist dem Empire und Biedermeier gewidmet.
Hier ist vor allem ein reizvoller achteckiger Empireofen Brünner Provenienz;
die Vitrinen, Sitzmöbel, Tische sind fast sämtlich in Österreich ent-
standen, wie der bildliche Schmuck der Wände und das, was die Vitrinen
533
reizvoll Füllt. Einige
italienische und fran-
zösische Stücke, dar-
unter eine schöne Pa-
riser Bronzeuhr, sind
noch darunter, die
den reicheren und
pompöseren Charak-
ter der Napoleon-Zeit
tragen.
Mit diesem Raum
endet die Serie der
zeitlich zusammenge-
schlossenenGruppen.
Im zweiten Stock ver-
gegenwärtigen zwei
mährische Bauern-
stuben im Anschluß
an die bäuerliche Ke-
ramik aufgestellt ei-
nerseits den deut-
schen Typus aus dem
Kuhländchen, andrer-
seits den bunteren tschechischen Typus. Hier liegen noch reiche Möglich-
keiten zum weiteren Ausbau der Sammlung; denn das Bauernhaus und
seine Innenräume bilden auch in Mähren ein Gebiet, das dem Forscher
und Sammler reiche Ausbeute versprechen kann. Es sind vortreffliche
Beispiele guter deutscher I-Iolzbaukunst im Lande, es sind sehr charakteri-
stische slawische Bautraditionen primitiverer Kulturstufen zu finden, endlich
bietet in Mähren das Grenzgebiet gegen Ungarn eine wahre Fundgrube
eigenartiger Schöpfungen der Volkskunst.
Das Museum besitzt in seiner großen Sammlung bäuerlicher Keramik
ebenso wie in seiner Textilsammlung treffliche Kollektionen volkstümlicher,
vorwiegend mährischer Arbeiten. Es ist sehr zu begrüßen, daß damit eine
Gelegenheit geboten ist, die ört-
liche Entwicklung von speziellen
kunstgewerblichen Betätigungen
besser verfolgen zu können.
Hier kann der mährische
Patriotismus wertvolle Nahrung
finden.
Es muß den Sammlungen
Venezianer Glasschale mit gemaltem Schuppenmuster und der einzelnen Kronländer vor
vergoldeten Rippen, Ende des XV. jahrhunderts Erzherzog
Rainer-Museum, Brünn behalten bleiben, den Einzel-
Lustriene Schüssel, Valencia, um 1500 Erzherzog Rainer-Museum, Briinn
534
gebieten und den lokalen Blüteperioden und Werkstätten nachzugehen, die
ja der Ortskundige und Landesangehörige stets besser studieren kann als
der Fernstehende. Neben dem universalhistorischen und weltumfassenden
Standpunkt gegenüber der Kunstentwicklung ist der lokalgeschichtliche und
national differenzierte nicht minder wichtig für ein Land, das ein so bun-
tes Durcheinander
von EinHuBgebie-
ten aufweist wie
Österreich. Seine
Sammlungen sol-
len zugleich auch
der Hort jener
wertvollen Quel-
len der Anregung
und Befruchtung
sein, die oft an
bisher wenig be-
achteter und be-
kannter Stelle Hie-
ßen und die tief im
Volkstum wurzeln.
Man braucht,
um dies zu bekräf-
tigen, nur auf die
keramischenWerk-
Stätten hinzuwei-
sen, die Fayence
undSteingut pfi eg-
ten und nament-
lich im südlichen
Mähren zu finden
sind. Interessant
ist es auch, die al-
te Heerstraße der
Völkerwanderung
mit ihren Gräberfunden in Mähren zu verfolgen und den Zusammenhang
dieser frühen charakteristischen keramischen Typen mit der Bauernkeramik
zu studieren.
Ähnliche und noch reichere Ausbeute versprechend ist das Studium
der mährischen Textilien. Gerade die mährische Bauernbevölkerung ist hier
unermüdlich und fruchtbar gewesen. Andrerseits ist in Mähren der Einfluß
des weiblichen Adels nachweisbar, der die Bauernbevölkerung in früheren
Zeiten in der häuslichen Kunstpfiege unterstützte. Sicherlich ist auch der
Einfluß des Klerus bedeutend gewesen. Mähren hat sehr umfassende Kloster-
Wirkteppich aus Hildesheim, XV. Jahrhundert, Teilansicht Erzherzog Rainer-
Museum, Brünn
Flandrischer Wandteppich mit Disteln, Greif und Löwen, XV. jahrhundert Erzherzog Rainer-Museum, Brünn
anlagen besessen und ist noch heute der Sitz hervorragender Kirchenfürsten.
Die Landbevölkerung ist gläubig und neigt zu einem bunten, lebendigen
Ausdruck ihrer seelischen Bedürfnisse.
536
So bietet Mähren ein reiches Bild kunstgewerblichen Schaffens in allen
Schichten der Bevölkerung. Im Sinne der gewerblichen Betätigungen
sind deshalb größere Kollektionen nach Arbeitsgebieten zusammengefaßt
worden.
Eine Spezialsammlung für Glas- und Tonbearbeitung zeigt in den
Stücken der Gefäßkeramik sowie in den figuralen Stücken tüchtige Arbeiten
aus allen wichtigen Perioden und wenn hier die einheimischen Werkstät-
ten von Mährisch-Weißkirchen,
WischauFrain,Bistritz,Holitsch,
Proskau, dann Wien und Schlag-
genwald gut vertreten sind, so
fehlen auch rheinisches und frän-
kisches Steinzeug, Meißner Por-
zellan, Sevres und Wedgwood
nicht; ebenso ist beim Glas das
böhmische und schlesische treff-
liche Erzeugnis gut vertreten,
doch vermißt man auch nicht die
österreichischen und französi-
schen Arbeiten bis in die jüngste
Zeit der Neubelebung des Kunst-
gewerbes.
Die ungemein reiche Spezial-
sammlung für Textilkunst konn-
te im Lande besonders reiche
Nahrung finden. Sie greift aber
auch auf Italien, Spanien und den
Orient über und dehnt sich auch
auf das Kostümgebiet aus.
Die Sammlung für Metall-
bearbeitung mit ihren Zunft-
geräten, den Möbelbeschlägen,
Gittern, füllt einen großen Saal.
Zu ihren Schätzen gehört eine
Taufschüssel von Enderlein. Sie erstreckt sich bis auf die moderne Plakette
und Medaille.
So umfassende Ziele bedürfen zu ihrer Verfolgung reicher Mittel und
konzentrierter Kräfte. Wertvolle Förderung erfährt das Museum denn auch
durch Mäzene des Landes, unter denen das fürstliche Haus Liechten-
stein den ersten Rang einnimmt; viele Leihgaben und Schenkungen dieser
munifizenten hohen Stelle schmücken die Sammlung.
Es stehen auch Hilfskräfte zur Verfügung, welche die Bearbeitung des
Materials der Sammlung ermöglichen. So hat Kustos Karl Schirek eingehende
archivalische Studien über die Keramik und die Metallarbeit des Landes
Heilige MariaJohannes und Magdalena,EichenhoIzJCaIkarer
Schule Erzherzog Rainer-Museum, Brünn
537
veröffentlicht und wiederholt wertvolles Tatsachenmaterial zusammen-
getragen; Direktor julius Leisching gelang es, den Brünner Krautmarkt-
brunnen als Jugendarbeit Fischers von Erlach nachzuweisen; er hat auch
die Akten der Brünner St. Lukasbruderschaft veröffentlicht; die zahlreichen
von der Museumsleitung veranstalteten Vorträge auswärtiger Fachmänner,
wie die eifrige Vortragstätigkeit des Museumsdirektors bilden ebenso wie
die Berichte über
die Vorgänge bei
großen Versteige-
rungen und Ver-
änderung wichti-
gen Sammlungs-
besitzes den Inhalt
einer Zeitschrift,
dienunmehrschon
ihren dreißigsten
Jahrgang abge-
schlossen hat. Die
Mitteilungen des
Erzherzog Rai-
ner-Museums"
erscheinen seit
1901 auch als
Organ des Ver-
bandes österrei-
chischer Kunst-
gewerbernuseen
und haben den
ursprünglich be-
scheidenen Inhalt
nun in interessan-
ter Weise ausge-
staltet. Nament-
lieh sind illustrier-
te Berichte über
wichtigeDenkmä-
ler des Landes oder bedeutenden lokalen Sammlungsbesitz ein nutzbrin-
gendes Material. Auch hier ist Gelegenheit zu Spezialforschungen gegeben.
Ausführliche Veröffentlichungen über die Majolikageschirrfabrik in Holitsch,
Studien über mährische Holzkirchen, über den Schöpfer des Brünner
Krautmarktbrunnens, der Hinweis auf das Dubskysche Porzellanzimmer
und anderes gehören hierher.
Der Ausbau des Gebietes lokaler Kunstforschung ist ebenso zu begrüßen
wie die Aufsarnmlung des gefährdeten lokalen Kunstbesitzes.
Heilige Maria mit Kind, Tafelbild aus dem Brünner St. Thomas-Kloster, Süd-
böhmische Malerschule, um 14cm Erzherzog Rainer-Museum, Brilnn
70
Altar aus der Pfarrkirche in Littemschitz, XVIII. jahrhundert Erzherzog Rainer-Museum, Brünn
Der Hinweis auf das vorhandene Kunstgut fördert die heute immer
mehr Bedeutung erlangende Mission des Denkmalschutzes und der Denk-
malpflege. Die Verhütung von Verschleppungen und Zerreißungen beweg-
Mährische Fayence, XVII. Jahrhundert Erzherzog Rainer-Museum. Brünn
Rokokozirnmer mit gemalter Venäfelung aus Schaffhausen, ügurliches Porzellan aus den Manufakturen von
Wien, Meißen, Berlin und Frankenthal Erzherzog Rainer-Museum, Brünn
Schaffhausener Renaissancezimmer, datiert X659 Erzherzog Rainer-Museum. Brünn
Oberlichtgitter, Schmiedeeisen. Brünn, XVIII. Jahrhundert Erzherzog Rainer-Museum, Brlinn
licher Kunstwerke und zusammenhängender Spezialsammlungen ist heute
die immer mehr in den Vordergrund tretende Aufgabe der Landes- und
Provinzialsammlungen. Ihr dient der erfolgreiche Zusammenschluß der
Schmiedeeiseme Tür der Brilnner Apotheke zum Krebs,
XVIII. Jahrhundert Erzherzog Rainer-Museum, Brünn
mährischen Ortsmuseen unter
Führung des Erzherzog Rainer-
Museums sowie die unter dem
Protektorat des Statthalters von
Mähren erfolgte Schaffung eines
Deutschmährischen Verbandes für
Heimatschutz, dessen Leitung in
den Händen Direktors julius Lei-
sching liegt.
Museen sind wichtige Volks-
bildungsstätten, und gerade dann,
wenn die Aufklärung über die Be-
deutung des Zunächstliegenden,
des in der Heimat Vorhandenen
durch einschlägige Sammlungen
gefördert wird, kann das allge-
meine Verständnis erfolgreicher
geweckt und gehoben werden.
Ein Anschauungsunterricht
wertvollster Art ist durch plan-
volles Hervorheben desjenigen
gegeben, was einst im Lande aus
eigener Kraft geschaffen wurde.
Zugleich muß aber stets auch
darauf hingewiesen werden, wie
wichtig die Erhaltung des Vor-
handenen in seiner ursprünglichen
Umgebung ist.
So besitzen die Landesmuse-
en ihre wichtige Mission. Mähren
hat allein mehr als 16 kleinere
541
Ortsmuseen, die ihre eigenen Ziele verfolgen. Mit diesen Spezialsammlungen
in Fühlung zu bleiben, ihre Tätigkeit zu beeinflussen und zu vertiefen,
obliegt der Zentralstelle der Landeshauptstadt. Als solche fühlt sich das
Niederländischer Schrank, Anfang des XVI. jahrhunderts Erzherzog Rainer-Museum, Brünn
Erzherzog Rainer-Museum in Brünn. Mit Wandervorträgen und Landes-
ausstellungen wirkt es in die Umgebung hinaus. Mit seinen Veröffent-
lichungen sucht es Erreichbares festzuhalten.
Es wäre herzlich zu wünschen, daß diese Tätigkeit erfolgreich wachsen
könnte, wie sie einsichtsvoll begonnen wurde.
Solche Ereignisse, wie der Abschluß einer vierzigjährigen Bestands-
periode bilden aber einen willkommenen Anlaß zum Rückblick und zu
einer Überprüfung des Erreichten. Dazu bietet die eben jetzt im Verlage
von Schroll Co. erscheinende Publikation des Museums, die auf sechzig
Tafeln die bedeutendsten Stücke seinesBesitzesvorführt, die beste Gelegenheit.
Wenn man sieht, wie sehr sich seit der Begründung der Brünner
Sammlung die Bedeutung derselben gehoben, die Wechselwirkung mit dem
kunstempfänglichen Publikum gekräftigt hat, so erkennt man das wertvolle
ihrer Leistung im Kampfe gegen Ungeschrnack und Kulturlosigkeit. Im
Eintreten für Kunstfreude und Kunstpflege bildet der Bestand einer vor-
nehmen Zentralstelle des benachbarten Kronlandes für die Reichshauptstadt
eine höchst wertvolle Unterstützung. Sie ist ein tüchtiger Bundesgenosse
und sei als solcher geschätzt und gewertet.
Der Ehrentag ihres vierzigjährigen Bestandes bietet den willkommenen
Anlaß, das Resultat ihrer Wirksamkeit öffentlich zu begrüßen.
AUS DEM WIENER Eh "VON
HARTWIG FISZCHEiL.-ÄWI-EN--.J
ON DER KAISERLICHEN GEMÄLDESAMMLUNG. Die Gemäldegalerie
in den kaiserlichen Sammlungen am Burgring wird einer Neuordnung unterworfen,
welche für alle Kunstfreunde und Kunstforscher ungemein wertvoll ist, und welche für
viele Kunstwerke eine Auferstehung bedeutet.
Die Zeit, welche das monumentale Bauwerk der kunsthistorischen Sammlungen
geschaffen hat, und der so reiche Mittel für Bauzwecke zur Verfügung standen, war den
praktischen und ästhetischen Seiten der Aufgaben nicht vollkommen gewachsen. Ihr war die
Freude am architektonischen Formenspiel wichtiger als der eigentliche Zweck des Gebäudes.
Das moderne Ausstellungswesen hat auf dem Gebiete der künstlerischen Auf-
machung so viel geleistet, daß auch die historischen, alten Sammlungen den Forderungen der
Zeit nicht mehr entzogen bleiben können, die Geschmack in der Anordnung zur Pflicht macht.
Darum ist auch Direktor Glück der schwierigen Aufgabe näher getreten, durch
Auswahl des Besten und geschmackvolle Wandbildung den ästhetischen Bedürfnissen und
Erfahrungen unserer Tage mit einer neuen Ordnung der kaiserlichen Galerie Rechnung
zu tragen.
Er hatte mit ungünstigen Raumabrnessungen der abnorm hohen Mittelsäle zu
rechnen, deren reicher plastischer Schmuck vielfach störend wirkt. Eine weiße glatte
Wandüäche trennt jetzt die großen verzierten l-Iohlkehlen von der eigentlichen Bilderwand,
die nun von einem getonten Wandstoff in ihrer farbigen Nuance bestimmt wird und nicht
höher reicht, als die nicht mehr als zweireihig gehängten Bilder es verlangen. Ein kräftiges
Rot herrscht in venezianischen Sälen, sonst zumeist ein mattes Grün oder Grau.
Die Seitenlichträume kamen durch geringere Höhe dieser Anordnung entgegen.
Die wichtige Aufgabe der Auswahl ist vortrefflich gelöst. Nun sind die größten
Schätze in Augenhöhe gerückt und dem günstigsten Lichteinfall gegenübergestellt. Nun
kann man die Perlen der Sammlung ohne störende Nachbarschaft genießen und erlebt so
Eindrücke von überraschender Kraft.
Die in künstlerischem Sinne zusammengehörigen Meister sind nun enger verbunden.
Nun wird man durch Mittelstücke, durch Intervalle zu den Hauptwerken der Malerei
geführt. Durchblicke leiten oft schon auf größere Entfernungen zu besonderen Schätzen.
Und friesartige Reihungen schließen größere Folgen verwandter gleichgeformter Stücke
zu Einheiten zusammen.
Daß ein nicht unerheblicher Teil von künstlerisch weniger belangreichen, aber doch
kunsthistorisch interessanten Stücken dern wertvollen Kunstgut Platz machen mußte, ist
natürlich. Aber auch diese Stücke werden den Kunstfreunden später zugänglich gemacht
werden, ohne die gewählte Sammlung zu belasten.
Derzeit ist bloß die westliche Hälüe des ersten Stockwerkes neu gehängt. Man braucht
nur die östliche Hälfte zu betreten, um die große Wohltat des neu Geschaffenen besonders
dankbar zu empfinden. Es wird aber wohl noch Jahresfrist verstreichen, bis auch dieser
wertvolle Sammlungsbestand in neuem Glanze prangt.
Derzeit sind es die Italiener, Spanier, Franzosen sowie die deutschen und öster-
reichischen Künstlergruppen, die neu geordnet erscheinen. Einerseits bilden die frühen
Italiener, andrerseits die primitiven deutschen Künstler Ausgangsgruppen, welche die
Saalreihen an zwei Enden eines Hufeisens beginnen. Sie nähern sich mit der fortschreitenden
Entwicklung durch die Jahrhunderte, bis in der Kunst vom Ende des XVIII. ein Vereinigungs-
punkt gefunden wird. Gerade hier tritt ja auch die große Annäherung der deutschen an die
romanischen Nationen in allen Fragen der Kunst sinnfällig zutage.
Neuerwerbungen und Entdeckungen im Depot füllen einige Lücken im alten Bestande
und eröffnen neue Ausblicke. Im vierten Heft dieses Jahrganges wurden die letzten
Neuerwerbungen der kaiserlichen Gemäldegalerie einzeln erwähnt. Nun kann man ihre
Bedeutung für den Zusammenhang der Bilderfolgen erkennen.
Man freut sich, in den Altarbildern aus dem Pacherschen Kreise die Tiroler Kunst
des Mittelalters würdig vertreten zu sehen.
Man findet in den feinen Guardis eine wertvolle Ergänzung zu der so hervorragenden
Bilderfoge Canalettos. Man sieht mit Vergnügen eine ganze Gruppe englischer Meister des
XVIII. Jahrhunderts vereinigt, die eine Lücke der Sammlung in vornehmster Weise füllen.
Manches Werk des alten Bestandes strahlt nun im günstigen Lichte neue Anregungen
aus und wirkt wie der neu zu Ehren gelangte Magnasco" als eine Entdeckung.
Auch neue Rahrnungen wurden mit Erfolg versucht. Und wenn es auch nicht oft
gelang, wie bei Dürer durch Nachbildung des alten Originalrahmens der Dreifaltigkeit ein
Kunstwerk zu einem so erhebenden Ausdruck zu steigern, so ist doch schon in dem
Streben nach SchaEung einer Zeitstimmung im Rahmen und Hintergrund Tir viele Werke
ein großer Gewinn zu verzeichnen.
In dem liebevollen und verständnisvollen Eingehen auf künstlerische Qualität, auf
Zeitstimmung und nicht zuletzt auf den Zusammenhang zwischen den Kunstwerken und
den Raurnverhältnissen und der Wandbildung liegt der Hauptwert unserer Errungen-
schaften, die auch einen alten Sammlungsbestand zu neuen Erlebnissen führen.
ALDMÜLLE R-DENKMAL. Im Schatten zweier um und weit aus-
greifender Bäume an einer Wegkreuzung des Rathausparkes steht nun das neue
Waldmüller-Denkmal in geisterhaftem Weiß des reinen Marmors. Josef Engelhart hat nicht
den herben, steifnackigen und kampflustigen Künstler, sondern den älteren Wiener Bieder-
mann dargestellt, mit einer neugierigen jungen Bäuerin zu einer sitzenden Gruppe vereinigt;
der Künstler im Eifer des Naturstudiums mit Skizzenbuch und Stift lebhaft bewegt, die
Zuschauerin mit einem Knäblein an ihn geschmiegt. Eine Szene wie für eine Gruppe aus
Biskuit oder Porzellan der kaiserlichen Fabrik erfunden. überlebensgroß in glatter und
diskreter Behandlung des feinen weißen Marmors ausgeführt, gefällig und populär.
Der Wiener Rathauspark ist dadurch um ein Denkmal reicher geworden, der feine,
liebenswürdige und für das Wiener Kunstleben des Vormärz so bedeutungsvolle Künstler
31'?
Waldmüller ist zu einer monumentalen Ehrung gelangt, und das bunte Großstadtpublikum
des vielbesuchten Gartens hat eine leicht verständliche Erinnerung an einen Mann erhalten,
der aus der Berührung mit der Natur und einfachen, natürlichen Menschen die Impulse
zu wertvollen und bleibenden Kunstwerken holte.
Daß diese ihrer Zeit vorauseilten, daß schwere Kämpfe mit dem Unverstand seiner
Umgebung, seiner Vorgesetzten und Kollegen den Künstler zu einem Opfer seiner Über-
zeugungen werden ließen, vergißt man angesichts dieses lächelnden Naturfreundes.
Daß er in den Schatten gestellt wurde und von grünen Reüexen bleich gemacht
wird, mag eine ungewollte symbolische Beziehung enthalten, es schadet aber wohl der
Wirkung jedes Denkmals.
Als Kunstwerk fußt das Monument weniger in den Anschauungen oder Bestrebungen
unserer gärenden Zeit als in den Konvenienzen und in der Sentimentalität jener Epoche,
der Waldmüller selbst sich zu entreißen strebte.
ÜGÜ HELLER. DIE NEUE KUNST. Mit Walter Fürst und Grete Wolf
beginnt der Kunstsalon Heller eine Serie von Darbietungen jüngerer Kräfte. Es
handelt sich hier nicht um reife Kunst, sondern um Strebungen, die bei Walter Fürst trotz
Geschicklichkeiten und Kühnheiteu noch äußerlich wirken, weil ein theatralischer Kern in
Mache und Gegenstand liegt, während Fräulein Wolf der Natur wohl näher kommt, aber
doch nicht nahe genug, um ganz zu erfreuen. Man fühlt bei der jungen Dame Streben
und Begabung, sieht, daß sie sich von fremden stärkeren Leistungen noch nicht genug
frei gemacht hat und darum auch zwischen Naturstudium und Stilismus, zwischen Stimmung
und Plakatwirkung schwankt. Jedenfalls ist die Energie und der Wille nach guten Zielen
gerichtet. In unserer raschlebigen unruhigen Zeit ist man jaschnell entilammtund rasch wieder
abgekühlt. Man bleibt darum auch den Suchenden gegenüber empfänglicher und entgegen-
kommender als man es früher war. Es ist nur zu begrüßen, wenn der Kunstsalon Heller
verschiedenartigen jüngsten Versuchen Raum gibt. Man wird dann auch wohl solchen
begegnen, denen die Zukunft Wertvolles zu danken haben wird.
ALERIE MIETHKE. ANTON FAISTAUER. Mit einem aus der
jüngsten Wiener Künstlergruppe, die vor wenigen Jahren in dem Gebäude der
Sezession zum erstenmal vor die Ölfentlichkeit traten, hat die Galerie Miethke ihre
temporären Ausstellungen wieder eröffnet. Es ist vorwiegend die Arbeit des letzten Jahres,
die Faistauer zeigt, Porträte, Akte, Landschaften, Stilleben, also ein großes Programm.
Gemeinsam ist allen Arbeiten noch das Ringen nach Ausdruck, das Suchen nach krähiger
Farbe, manchmal auf Kosten der Form, das vorwiegend malerische Sehen in der Natur,
die temperamentvolle, kecke Behandlung des Materials.
Es sind noch vielfach Einllüsse von auswärts insbesondere von Frankreich zu
fühlen, daneben viele eigene kraftvolle Schönheiten, die einem begabten, werdenden Künstler
im Arbeitsdrange entsprangen.
Insbesondere die Porträte und Aktstudien verraten ein Können, das zu erkennen
Freude bereitet.
KLEINE NACHRICHTEN SI-
BERLIN. JURYFREIE KUNSTAUSSTELLUNG 1913. Eine nachdenk-
liche Fügung bewirkte, daß die "Juryfreien" in das verwaiste Haus der Sezession mit
ihrer neuen Ausstellung einzogen. Diese Räume und diese Wände rnit ihren vielen an Qualität
starken und reichen Erinnerungen ergeben für die Nachfahren eine kritische Atmosphäre,
ganz anders als die zufälligen neutralen Säle der früheren Ausstellungen. Die Jüngsten
aus dieser Schau gedeihen aber gut in dieser Luft, in der immer die Kühnheit künstlerischen
Wagnisses, der Mut eigener persönlicher Aussprache, das Problematische und Umstrittene
galt, sofern nur Talent dahinter war. Und die Kabinette mit dem Dilettantenausschuß, der
nun einmal den juryfreien als Knochenbeilage und peinlicher Erdenrest anhaftet, lassen
sich dafür sorgt die weise Hängeregie der Herren Sandkuhl und Tappert leicht
vermeiden.
Man kann in solcher Revue andrängenden Nachwuchses gut die Richtlinien erkennen,
in denen das gegenwärtige Kunstschaffen läuft. Den Zug zum Monumentalen, zur groß-
Hächigen Vereinfachung merkt man.
Ein junger Breslauer, Willy Jaeckel, fällt mit seinen weitgeräumigen Darstellungen
voll Sturm und Drang auf. Geballte Leiber, chaotische Gewirre sind es scheinbar, und doch
durchaus formgeüihlte Aktgebilde. Sie gehen unter allgemeinen Ideentiteln wie Dasein"
und Kampfä aber diese Weltanschauungsetiketten bergen nichts Blasses, sie geben nur
Veranlassung, kontrastierend in einer kosmischen wolkenhaften Landschaft gestillte
Menschenkinder in allen Positionswechseln gliedergelöster Ruhe zu gruppieren und in
der andern Schilderung allen Furor jäh zuckender Trotzgebärden, zerstampften Wellen-
sturzes,verknäultenVerzweiflungsringens zumodellieren. Die Hand, die diese Erscheinungen
heraufführt, meistert ihre Kreaturen noch nicht ganz, sie ist noch fliegend, voll ungebändigter
Hast und affektbefangen, doch treibende Mächte walten in ihr verheißungsvoll.
Manche Versprechung löste ein Hoffnungsprätendent früherer Ausstellungen ein,
Erich Waske. Er hat Disziplin gewonnen, ohne an seiner Eigenart zu verlieren. Menschen
im Raum rhythmisiert er sicher und zwanglos, so die charakteristischen Typen einer
Pariser Brasserie in der Schulter an Schulter geschlossenen Aufreihung auf den schmalen
an den Omnibus erinnernden Wandbänken. Und seine Landschaften sind voll farbigen
Aufbaues mit den Furchen der Felder vor dem gestreckten horizontalen Bahndamm und
mit dem durch die Senkrechte der Schornsteine bestimmten Horizont.
Ein feuerwerkernder Experimentator scheint Wilhelm Morgner. Er schafft Kaleido-
skopien, Feuerräder, schillernde kreisende Ringe, farbenstiebende Sonnen- und Mondhöfe,
eine Art du feu" von der prasselnden Koloristik der Raketen und des Pfauengefieders.
Zum mindesten sehr dekorativ und anregend für die Gewebmusterung phantastischer
Stoffe zur danse lumineuse.
Mit der Greco-Geste tritt Gawell auf. Sein Golgatha ist eine Menschenpyramide voll
gezerrter, aufgereckter Inbrunst, voll Folterwonne und märtyrerischer Wollust. Übersteigert
wird das noch durch die hysterische Blut- und Wundenpoesie von Gamahu. Farben-
knetungen, reliefhaft, geben verrenkte Kadaver, wie vorn Streckbett genommen und
fahl, blutrünstig im Äther schwebend. An die anatomischen Präparate höllischer Magier aus
Poe und Mayrinks Welt erinnern sie. Und nun in ruhigere Bahnen.
Harold Bengen strebt auch nach jener im Anfang bezeichneten Monumentalität.
Doch ist er nicht chaotisch, er läßt eher in den Gebärden der Bogenspannerinnen und der
Hilfeflehenden seiner Schlacht" eine gewisse prästabilierte Harmonie schwingen.
Emmy Gotzmanns Garten prangt drall von den lustigen Farbentupfen der dicken
Bauernblumen.
Cesar Kleins Bücherstilleben nimmt ein Motiv van Goghs auf und operiert mit den
Lichtspielen über dem farbigen Schnitt der schräggeschichteten Bände.
Tappert bewegt sich in seiner gewohnten ethnographischen Zone der dumpfig brand-
roten euterschweren Varieteakte vor giftgrünen Vorhängen.
Dora Stetter erweist in ihrer belgischen Landschaft mit der verhaltenen Farbigkeit
hinter stumpfem Nebelgrau und mit dem koloristischen Geschwirr und dem Trikoloren-
Pizzicato ihrer Stadion-Impression eine eigene und vielseitige Hand.
ERLIN. THEATER DER MODEN. Ein lebendiges Wandelpanorama der
Moden aus Vergangenheit und Gegenwart rollt sich jetzt alltäglich in den Hallen am
Zoo ab. Die neue Ausstellungstechnik, die nicht mehr ermüdendes theoretisches Material
71
aufstapelt, sondern wie die Revuen up to date illustrativ und vor allem anschaulich bequem
wirken will, erfüllte sich hier konsequent. Hier gibt's nicht nur das Bild sondern das Tableau
vivant, nicht nur die im Rahmen gestellte Szene der Wachsiigurinen, hier spielt Bewegung
und Darstellung das Panoptikum entwickelte sich zum Miniaturtheater. Akteure und
Aktricen, Männlein und Fräulein von Fleisch und Blut führen auf sechs zierlichen Bühnen
Mode- und Kulturausschnitte aus dem XIX. Jahrhundert vor in echtem Interieur- und
Landschaftsrahmen der Zeit. Und Ernst Stern, der geschmack- und kenntnisreiche
dekorative Instrumentator der Reinhardt-Werke, inszenierte diesen Reigen du temps passe
unter dem Titel Anno dazumal".
Ein Stück Empire x8r3 als Vorklang zwischen Panneaux bleu royal und weißen
Möbeln mit antikisierenden Goldemblemen. Die stille Kerzenschale schwebt über dem
Raum und edel sakral lehnt die Harfe an der Wand. Die Damen tragen hoch gegürtete
Kleider in TaHet, Musselin, Kaschmir und darüber eine Redingote oder das Spenzer-
jäckchen aus Seide und Samt. Die Epoche ist voll kriegerischer Fanfaren, nur der
Soldat gilt, so sind auch die Kavaliere dieses Musiksalons Offiziere, und die Damen betonen
ihre militärfromme Gesinnung durch Nuancen, die der Uniform entlehnt sind, durch
Chapeaux la casque, Tschakos und römische Helmformen aus Samt mit Federn und
Quasten garniert.
Zwanzig Iahre später, das zeigt das zweite Bild, ist die Welt nicht mehr heroisch,
sondern biedermeierlich gestimmt. Das FrauenzimmeW ziert sich jetzt gespreizig in den
voluminösen aufgekollerten Roben mit den dickplustrig ausgestoptten Schultern und Gigot-
Ärmeln und dem breit abgesteiften Rock. Die künstliche Polstermode der Schneider
wird zum Tapezier erstreckt sich auch auf die Herren der Schöpfung. Die Fracks
bauschen sich mit ihren kurzen Vorderteilen schottisch belegt hochbusig, und die Hüften
sind wattiert, um die Taille schmal erscheinen zu lassen. Man trägt lange graue Hosen,
Pantalons; die gleichmacherische Revolution hat die aristokratische Kniehose, die Culotte,
fortgeräumt und der wilde Sans-Culotte ward nun zu einem zahm-normalen.
So angetan tanzt man Allemanden und Ecossaisen.
Eine ländliche Idylle tut sich dann auf mit dem Dorfgasthaus unter Bäumen und
dem großen behäbigen Reisewagen. Zwei Paare schlüpfen in den verglasten auf schweren
Federn schaukelnden Kutschkasten, die Dämchen in schottisch gemusterten engen Taillen
über dem breiten Reifrock und den großen Scheuklappenhiiten; die Herren in den faltigen
kragenreichen Mänteln, die nach dem englischen Schauspieler Garrick oder nach dem
russischen General Diebitsch" heißen. Eine Eislaufszene um x85o bringt die bizarren
Variationen der oben ganz engen, unten weit ausfallenden, mit Frisuren und Volants
zärtlich ausstaffierten Ärmel la Pagode und Ylillephant zu den dick wattierten pelz-
besetzten Röcken, und sehr reizvoll und wert einer Wiederkehr in unserer dem Altmodischen
der Tracht so liebevoll zugewandten Zeit zeigt sich der capeartige Mantel der Herren mit
den tief eingeschnittenen Ärmeln, Pelzbesatz und Verschnürung. Er wäre ein begabtes
Frack-Vetement, nuancierter als die jetzt lancierte Pelerine. Das ist 1850.
Zehn Jahre später treffen wir an der Kranzler-Ecke, wo die Gardeoffiziere die langen
Beine in den weißen strammen Paradehosen nach geheiligter Tradition über das Geländer
strecken, die Berlinerin in der Eugenie-Krinoline, mit dem flachen Tellerhütchen und dem
Knickerschirmchen, so wie verblaßte Daguerrotypien Pauline Lucca mit Bismarck in
Gastein zeigen.
Und wieder fünfzehn ahre später stolziert die Dame la mode mit dem von der
Rockkaskade überwallten Höcker derriere daher, dem berühmten Cul de Paris. Und
wenn es früher ein Modenetikett Plillephant gab, so kann man diese Variante, au
chameau" nennen.
Die Mode von heut, wie sie in dieser Ausstellung durch Mannequins an Pariser
Modellen und durch die neuen bei Gerson ausgestellten Schöpfungen der Wiener Werk-
stätte vorgeführt wird, ist charakteristisch durch die kapriziöse Umbildung der Frauen-
silhouette. Man sieht mit einemmal ganz anders aus. Madame Proteus ist nun im Ober-
körper flach, die Büste zurückgedrängt, die Hüften aber werden verbreitert und auf-
gebauscht. Mannigfach sind die Mittel. Links und rechts der Taille blähen sich aus
starrendem Taffet aufgeplusterte vol au vent-Ballons. Tüllfrisuren, Radkrausen den Mühl-
steinkragen der Ratsherren verwandt, winden sich gleich Saturnringen. Den durch Poiret
nach dem Vorbild um r8oo wieder in die Mode eingeführten Orientzug erkennt man an
zwei andern Hypertrophien, an der konstriktorhaften Wickelbinde, die die exotische
vielmetrige Schärpe nachahmt und, besonders bei der Wiener Werkstätte, aus schmieg-
samen Seiden in üppig wuchernden Farbenharmonien besteht; und weiter an den der
türkischen Pluderhose angepaßten Rockformen. Sie sind unten entweder ganz eng
zusamxnengeschnürt oder geschützt, so daß jedes Bein bei der Bewegung für sich allein
formiert wird, nach oben steigt dann, umgekehrt pyramidal, Fülle des Stoffes an, falten-
reich, abstehend, auch an die Seitenflügel der Breeches erinnernd. Und die Falten
vereinigen sich strahlenförmig im Mittelpunkt. Die witzigste Nuance aber bleibt das von
Poiret eingeführte Krinolinchen, jene ganz kurze Tunika, meist aus transparenten Schleier-
geweben mit Pelzsaum, durch Reifen abgesteift, die um die Hüften wie ein Lampenschirm
steht und wippt.
Der Weisheit letzter Schluß scheint hierbei, daß sich in der neuen Modehaltung die
Frauen zu etwas lange Verleugnetem bekennen, zum Leib. Statt der PräraEaelitenlinie
regiert nun Lukas Cranach. F. P.
ERLIN. SAMMLUNG BECKERATH. Am 4. November beginnt bei Lepke
in Berlin die Versteigerung der bekannten Majolikasammlung Adolf von Beckerath.
Sie nimmt unter den bedeutenden Majolikasammlungen Deutschlands besonders dadurch
eine ganz eigenartige Stellung ein, daß ihr Besitzer fast nur Quattrocento-Geschirre
gesammelt hat und innerhalb dieses Gebietes auch die schlichteren Erzeugnisse nicht ver-
schmähte, ja gerade in diesen Stücken den Umstand zu schätzen wußte, daß sie, zum
Unterschied von den späteren, durch die hohe Kunst der Renaissance beeinflußten Majoliken,
die aufTradition innerhalb der Grenzen und der Eigenart des Töpferhandwerks beruhenden
Dekorationsarten repräsentieren. daß sie ihren speziellen keramischen Stil besitzen. Wir
erkennen wohl einen islamischen, spanischen, gotischen Einiluß, aber wir verlassen nie
die engere Sphäre der Töpferwerkstatt. Über 160 Stücke der Sammlung gehören dem
Quattrocento an und sind hauptsächlich Faentiner und Florentiner Erzeugnisse, zooübjekte
repräsentieren das Cinquecento, und zwar besonders die Werkstätten von Castel Durante,
Faenza, Deruta und Siena. Eine Anzahl prächtiger Renaissancebildwerke in Ton und Holz
und einige Venezianer Gläser und Florentiner Brokate sind der Sammlung angeschlossen.
Der von H. K. Krüger verfaßte, von O. v. Falke eingeführte Katalog mit 64 Licht-
drucktafeln ist mit bewährter Sachkenntnis und unter sorgfältiger Benutzung der Werke
von Bode, Q. v. Falke, Henry Wallis und Agnani gearbeitet. Fs.
RESDEN. AUSSTELLUNG DAS DEUTSCHE HANDWERK
DRESDEN 1915". Die Ausstellung steht unter dem Protektorat des Königs
Friedrich August von Sachsen und findet vom Anfang Mai bis Ende Oktober statt. Sie
will einen umfassenden Überblick über die Tätigkeit und die Leistungen des Handwerks,
über den Unterschied zwischen guter und schlechter Arbeit, über den Wert und Preis der
Handwerkserzeugnisse geben. Es soll gezeigt werden, was für Rohstoffe verarbeitet
werden, in welcher Weise dies geschieht und welche Erzeugnisse entstehen. Dabei soll
ersichtlich gemacht werden, inwieweit Handarbeit allein zweckmäßig ist, in welcher Weise
sie durch die Maschine unterstützt werden kann und wo sich lediglich Maschinen-
arbeit auch im Handwerksbetrieb empfiehlt. Die Ausstellung hat kürzlich ihre erste
Siegelmarke herausgegeben. Auf rotem Grunde mit schwarzer Umrahmung erscheinen in
11'"
weißer Schrift die Worte Das deutsche Handwerk Ausstellung Dresden" und schwarz
darunter 1915. Als Wahrzeichen des Handwerks krönt die Marke der Hammer.
LENS BURG. AUSSTELLUNG IM KUNSTGEWERBEMUSEUM.
Der Flensburger Verein für Kunst und Kunstgewerbe veranstaltete im Flensburger
Kunstgewerbemuseum eine 227 Nummern zählende Ausstellung von Werken des Dresdener
Malers August Wilckens. Der Künstler ist geborener Schleswig-I-Iolsteiner, und seine
bedeutendsten Werke sind auch in Schleswig-Holstein entstanden.
Wilckens wurde x87o in Kabdrup bei Hadersleben geboren, besuchte die Schule der
Christiansfelder Brüdergemeinde und erhielt seinen ersten Fachunterricht bei einem
Dekorationsmaler. Nach mehrjähriger Ausbildung an der Münchener und der Nürnberger
Kunstgewerbeschule und nachdem er weitere Jahre in lithographischen Anstalten
gearbeitet hatte, kam er nach Dresden, wo er an der Akademie hauptsächlich bei Gotthard
Kuehl seine künstlerische und technische Erziehung vollendete. Später machte er Studien-
reisen nach Paris und Italien und nahm dann seinen ständigen Wohnsitz in Dresden. Den
Sommer verbringt er regelmäßig im Norden, wo er seit einer Reihe von Jahren auf der
dänischen Insel Fang! ansässig ist.
FFENBACH AM MAIN. Der Verein für Kunstptlege versendet soeben seinen
Bericht über drei Jahre. Es ist die einzige Vereinigung, die in einer Stadt von
8o.ooo Einwohnern für die Künste sorgt, aber er ersetzt alles durch vielseitige Rührigkeit.
Ihm verdankt Offenbach, dal es seit sechs Jahren in Vorträgen auf dem Laufenden über
künstlerische Kultur gehalten wird, daß ihm die Kunstschätze der Heimat, der Nachbar-
städte in Führungen nahegebracht, daß Konzerte und gewählte Theateraufführungen
veranstaltet werden. Seit einem halben Jahr ist mit der Anstellung eines offiziellen
Kunstpilegers das Programm um ein Bedeutendes erweitert worden. Man hat eine
sogenannte Monatsschau eingerichtet, in welcher allmonatlich die neuesten Veröffent-
lichungen der führenden Kunstzeitschriften mittels des Epidiaskops einem großen Publikum
vorgeführt werden, so daß sich jeder fortlaufend über den Gang unserer Kunstentwicklung
unterrichten kann. Ein erstes Preisausschreiben für die Schuljugend wurde erlassen zur
Beantwortung der Frage, welches Gemälde im Städelschen Museum in Frankfurt am Main
die Kinder für das schönste hielten und warum. Der Erfolg war nach der Qualität der
Antworten überzeugend günstig; die Kinder, meist im Alter von 12 bis 15 Jahren, hatten
sich nicht nur künstlerisch gute Bilder herausgesucht, darunter mit Vorliebe solche, welche
stilles Interieur und schönes Spiel des Lichtes darstellten also zweifellos aus rein
ästhetischen, nicht etwa inhaltlichen Motiven, sondern sie hatten auch ihre Ansichten
ohne jedes vorlaute Aburteilen in teilweise höchst anziehenden, schlichten und klaren
Worten aufgeschrieben. Eltern hatten in einem Fall den Aufsatz gemacht, wie sich heraus-
stellte der gehörte aber zu den schlechten! Auch die Preise durften sich die Ausgewählten
selber nach ihrer Rangordnung heraussuchen, und hier machte sich ihr Instinkt für reine
Kunstwirkung unmittelbar und vor den Augen der Öffentlichkeit geltend, da die ersten sich
auch wirklich die besten der 20 ausgesetzten Bilderpreise Künstlersteindrucke und so
weiter wählten. Endlich gelang es auch, zum erstenmal in Offenbach eine Ausstellung
zu veranstalten, die ausgezeichnetes Material an Kaufmannskunst brachte. Bisher stand
zu dergleichen überhaupt kein Lokal zur Verfügung. Erst der glänzende Neubau der
Technischen Lehranstalten durch ihren Direktor, Professor Hugo Eberhardt, schuf in
dem großen Vortragssaal, einem Raum von edlen Verhältnissen, zugleich auch den
Ausstellungsraum, der für Kulturaufgaben in Offenbach höchst notwendig geworden war.
In dem vor kaum dreiviertel Jahren bezogenen Neubau der Lehranstalten welche Kunst-
gewerbeschule, Maschinenbau- und Handwerkerschule zugleich enthalten hat die Stadt
nicht nur ein musterhaft eingerichtetes und wahrhaft monumental gebautes Schulhaus
erhalten, sondern auch die Lösung eines stadtbaulichen Problems von erstem Rang. Es
galt, das Isenburger Schloß, ein reizendes Renaissancewerk am Ufer des Mains, mit
seinen drei der Stadt zugewendeten Arkadengeschossen in ein bauliches Gesamtbild
einzubeziehen, das ihm seinen ehemaligen Charakter als Flügel eines Schloßhofes wieder-
gab. Denn bisher hatte es in sehr unwürdiger Umgebung frei gestanden, vernachlässigt
und doch das einzige alte Bauwerk Offenbachs von Bedeutung. Eberhardt baute nun die
Technischen Lehranstalten in zwei rechtwinkligen Flügeln so vor dem Schloß, daß sie es
gegen die Stadt völlig deckten und im Innern mit ihm gemeinsam drei Seiten des Hofes
bildeten, der jetzt erst die zierliche Ornamentik der Schloßarkaden sinngemäß zur Geltung
bringt. Man gelangt von der Stadt nur durch das gewaltige Gewölbe einer Unterführung in
den Lehranstalten hinein und genießt so eine erfreuliche Überraschung, gesteigert durch
die liebliche Mainlandschaft hinter dem Schloß. Die Bauformen der Lehranstalt hielt
Eberhardt absichtlich einfach, flächig, geschlossen, um das Schloß dominieren zu lassen.
Die vierte, noch offene Seite des Hofes wird hoffentlich mit einer Kunsthalle zugebaut
werden. Dr. Paul F. Schmidt
NED G. ELFTE INTE RNATI NALE KUNSTAUSSTE LLUN
1914. Die Stadt Venedig eröffnet im Jahre 1914 ihre vom x5. April bis 31. Oktober
dauernde elfte Internationale Kunstausstellung. In derselben finden Gemälde, Skulpturen,
Miniaturen, Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte und kunstgewerbliche Gegenstände
Aufnahme. Die Ausstellung ist als eine auserlesene Sammlung origineller Werke gedacht
und soll jeder Bestrebung und jeder Technik offen stehen.
IEN. BLÜMENFELD-STIFTÜNG. Aus der Ignaz Blumenfeld-Widmung
fürMaler ist ein Stiftplatz im Betrage von 500 Kronen frei. Bewerbungsberechtigt sind
der Malerei sich widmende israelitische junge Männer mit besonderen Anlagen und bereits
bewährten Leistungen. Österreichische oder ungarische Staatsangehörige sind bevorzugt.
Gesuche sind bis längstens 31. Dezember 1. J. bei dem Vorstand der israelitischen Kultus-
gemeinde, Wien, 1., Seitenstettengasse einzubringen.
AI-IRBUCH DES DEUTSCHEN WERKBUNDES 1913." In diesem Jahre
bringt der Deutsche Werkbund seinen Freunden und Mitarbeitern eine Gabe, welche
wohl geeignet ist, den Kreis seiner Anhänger zu vermehren und die Mitwirkenden stolz
zu machen.
Der reiche Inhalt des Textes enthält außer den wertvollen Berichten über die wich-
tigsten im Laufe befindlichen Angelegenheiten und Tagesfragen unter andern über die
Werkbundausstellung zu Köln 1914 einige eingehende Erörterungen auf dem Gebiete der
fruchtbarsten Betätigung deutscher Werkkunst. Die Leistungen der jüngsten Zeit auf dem
Gebiete des Industriebaues, des Warenhauses und der damit zusammenhängenden kunst-
gewerblichen Einrichtungen gehören zu den wertvollsten Errungenschaften des neuzeit-
lichen Bauwesens überhaupt.
Wenn irgendwo, so ist gerade hier aus neuen Bedürfnissen, neuen Techniken und
neuen Materialien heraus, durch Mitwirkung von Künstlern, eine Reihe von Werken ent-
standen, die am schlagendsten für den Gedanken der Qualitätsarbeit, für die Durchdringung
des Handwerks mit künstlerischem Geist, für das Heranwachsen einer neuen und großen
künstlerischen Ausdrucksweise zeugen. Es sind Bauwerke geschaffen worden, die im besten
Sinne neu, großzügig und schön sind, wirkungsvoll und zweckmäßig bis ins kleinste Detail.
Industrie und Handel waren Auftraggeber, Zweckbestimrner Künstler haben ihre
Forderungen in edler und tüchtiger Weise erfüllt.
Es ist kein Zufall, daß gerade auf diesem Gebiete eine enge Berührung mit amerika-
nisehen Leistungen eintrat, die uns schon seit langem durch ihre kühne, sachliche und
klare Art vorbildlich waren. Diese Vorbilder erreicht und in bezug auf edle Gestaltung
Verlegt bei Eugen Diederichs. Jena.
überboten zu haben, ist ein Verdienst Deutschlands und besonders einiger hervorragender
Mitglieder des Deutschen Werkbundes.
Eine Fülle guten Abbildungsmaterials bringt eine so stattliche Anzahl guter, moderner
Geschäfts- und lndustriebauten zur Anschauung, daß man den geschmackvoll ausgestatteten
und trefflich gedruckten Band nur mit dem Gefühl hoher Befriedigung aus der Hand legt.
Es ist ein Werbebuch im besten Sinne, um alle jene zu gemeinsamer Arbeit heran-
zuziehen, denen die Veredlung gewerblicher Arbeit, die Durchdringung des Handwerks
mit künstlerischem Geist, das gemeinsame Wirken von Kunst, Industrie und Handel
großen, neuen Zielen entgegen, als erstrebens- und erreichenswert erscheint. H. F.
ANDBÜCHER NEÜZEITLICHER WOHNUNGSKULTUR." Als dritter
Band der Folge von Monographien über Raumgestaltungen erschien im Kochschen
Verlag eine Arbeit über das Speisezimmerü Diese Bilderfolgen haben den Wert großer
Übersichtlichkeit und den Vorzug einer geschickten Auswahl. Auch der neue Band wird
verschiedenen Bedürfnissen und Geschmacksrichtungen gerecht und bringt ebenso aus-
führlich die strengere architektonisch stramm geführte Auffassung der Wiener Künstler, wie
er die mehr an das Ländliche anknüpfende Art der Engländer, die prunkvollere ostdeutsche
oder die an das Biedermeier angelehnte süddeutsche Art berücksichtigt. Da auch der
gedeckte Tisch", der Tafelschmuck" und die im Speisezimmer, Frühstück- und Tee-
zimmer wichtigen Einzelmöbel vorgeführt erscheinen, ist die Fülle des Materials eine
besonders große. Das Speisezimmer ist durch die große Skala der Möglichkeiten von
der intimen Frühstücksnische bis zum festlichen Speisesaal ein so reiches Arbeitsfeld,
es ist durch die traditionellen und zumeist konstant wiederkehrenden Zweckformen eine
Aufgabe von so ausgeprägtem und klarem Charakter, daß es gerade hier schon früh
gelang, der modernen Denk- und Ernplindungsweise einen bedeutungsvollen Ausdruck zu
schaffen. Darum besitzt dieser Band auch eine reiche Folge gediegener und würdiger
Lösungen, die mustergültig genannt werden können. H. F.
ANDBUCH DER KÜNSTVVISSENSCHAFT." Ein Werk, das in x35 Liefe-
rungen erscheinen soll, muß, da erst einige Lieferungen erschienen sind, mehr nach
dem beurteilt werden, was der Prospekt verspricht und was der gesamten Anlage nach
angestrebt wird, als nach dem, was sich an Text bisher der kritischen Beurteilung darbietet.
Die Gesichtspunkte, die der Prospekt ins Auge faßt, sind weitausgreifend, neu und all-
gemeines Interesse erweckend. Unter der großen Anzahl von Gelehrten,'die sich an dem
Werke beteiligen werden, gehören die meisten der jüngeren Schule an und nur einige
von ihnen waren bereits in der Lage, ihren Ruf über die engeren Fachkreise hinaus zu
verbreiten. Es bleibt also abzuwarten, ob das geistige Band, das ihre wissenschaftlichen
Anschauungen zu einem großen Ganzen zusammenfassen soll, nicht ein etwas zu lockeres
sein wird und ob die Einheitlichkeit des Werkes nicht mehr äußerlich als im inneren Wesen
zur Erscheinung kommen wird. Der Herausgeber hofft, mit Hilfe seiner zahlreichen Mit-
arbeiter einen zusammenfassendenÜberblick über die Forschungsergebnisse und Erkenntnis-
methoden der letzten zwanzigjahre auf dem Gebiete der Kunstwissenschaft darbieten zu
können. Er ist es auch,in dessen Programm es liegt, im erstenBande die Systematik derKunst-
Wissenschaft, die Prinzipien der künstlerischen Kritik und Gestaltung darzutun. Der leitende
Gedanke des ganzen umfangreichen Werkes, das nicht mit vollem Recht die Bezeichnung
l-landbuch" im Titel führt, soll der sein, den künstlerisch formalen Standpunkt mit dem ge-
schichtlichen zu vereinen, das einzelne Kunstwerk als Produkt der jeweiligen sinnlichen
Verlag von Alexander Koch, Darmstadt.
Handbuch der Kunstwissenschaft, herausgegeben von Dr. Fritz Bürger unter Mitwirkung von Prof.
Dr. Ludw. Curtens, Prof. Dr. Herrn. Egger, Prof. Dr. Paul Hartmann, Priv. Doz. Dr. E. Herzfeld, Ob. Bibliothekar
Geo. Leidiuger, Prof. Dr. Neuwirth, Prof. Dr. Wilh. Pinder, Prof. Dr. Hans Singer, Prof. Dr. Grf. Vitzthurn, Priv,
Doz. Dr. Martin Wackernagel, Prof Dr. Arzur Waese, Prof. Dr. Hans Willich, Prof. Dr. 0. Wulff u. a. Berlin-Neu-
babelsberg, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. M. Koch.
Erkenntnis seiner Entstehungszeit zu erklären und in die große Entwicklungsgeschichte
menschlichen Geistes einzuordnen. Stilbegriffe und Künstlerpersönlichkeiten sowie alles
äußerliche Wissen von den Dingen sollen dabei in den Hintergrund treten. Wert und
Bedeutung eines Kunstwerkes sollen nicht, wie es bisher so oft geschah und im großen
Publikum noch heute geschieht, nach Stilidealen jenseits aller nationalen Grenzen beurteilt
werden, sondern das Denken soll dahingelenkt werden, innerhalb der besonderen künst-
lerischen Gestaltungsweise eines Volkes zu urteilen und aus dieser die Stilbegriffe zu ge-
winnen. Auch der bereits von Wickhoif und Riegl bekämpfte Begriff von Aufstieg und Verfall
soll nicht mehr richtunggebend sein, vielmehr handelt es sich stets darum, die Einheit eines
sinnlichen Vorstellungskomplexes von der Natur, wie sie der Erkenntnis einer bestimmten
Zeit entspricht, darzulegen und dem Wechsel dieser Erkenntnisse gewissenhaft nachzu-
gehen. Mag ein solches Programm nach dem heutigenStande der Detailforschung auch
noch etwas verfrüht erscheinen, so ist doch zu hoffen, daß der Versuch, es durchzuführen,
dem allgemeinen Denken auf kunstgeschichtlichem Gebiete neue, fruchtbare Anregungen
zuführen und schließlich auch die noch bestehenden Lücken deutlicher zur Erscheinung
bringen wird.
Eine Probe dieser neuartigen Betrachtungsweise kunsthistorischer Vorgänge gibt
uns Fritz Burger im ersten und zweiten der bereits erschienenen Hefte. Er beginnt mit
dem siebenten Abschnitt, der die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum
Ende der Renaissance behandeln soll. Die Fähigkeit, sich in den Geist der Zeiten"
zu versetzen, hat seit Goethes Tagen derart zugenommen, daß wir nicht mit faustischer
Resignation ganz und gar darauf verzichten müssen. Auf Grund exakter Detailforschung
haben sich neue, fremde Welten vor unserem geistigen Auge aufgebaut und es darf nicht
mehr als aussichtslos angesehen werden, in die geistigen und materiellen Grundlagen
ferner Kulturperioden, wenn auch nicht immer genügende, so doch tiefe Einblicke zu
gewinnen.
Indem Burger sich mit diesen Grundlagen, soweit sie sein Spezialgebiet betreffen,
vertraut zu machen suchte, hat sich auch sein Urteil über die einschlägigen Kunst-
werke vertieft und geklärt. Vielfach anregend sind seine Bemerkungen zu einzelnen
Werken Dürers, Altdorfers, Grünewalds, Baldung-Griens und anderer. Feinsinnige
Beobachtungen klären manchmal geheimnisvolle entwicklungsgeschichtliche Vorgänge
und, hat der Leser oft auch nicht geringe Mühe, sich durch eine geschraubte, ja manch-
mal geradezu unverständliche Schreibweise durchzuarbeiten, so wird er dafür an andern
Stellen für seine Ausdauer köstlich belohnt. Allerdings, der Gefahr, daß bei solcher
Kunstschilderung das Auslegen in ein Unterlegen, das Erkennen in ein Aufdrängen übergeht,
die geistreiche Kombination, das farbenschillernde Wort zum Hindernis exakten, kühlen
Denkens wird, ist der Verfasser nicht immer entronnen, andrerseits ist es aber nicht gering
anzuschlagen, daB Burger sich mit Erfolg bemüht, durch analytische Inhaltsbeschreihungen
Beispiele zu geben, wie ein Kunstwerk aus dem Geiste seiner Zeit und seiner Nationalität
heraus zu beurteilen ist. Von eindrucksvoller Kraft getragen ist zum Beispiel eine Schilderung
des Einflusses, den das patriarchalische Heldentum der Bibel auf das Denken und
namentlich auf die Kunst der Deutschen im XV. Jahrhundert genommen hat und wie
damals die biblische Vergangenheit in das Gegenwartsleben übertragen worden ist. In
wirkungsvollen Gegensatz wird die formschöne und sinnenfreudige Kunst des Südens zur
inhaltsreicheren Kunst des Nordens gestellt, wie denn überhaupt das Hauptgewicht auf
das Hervorheben der deutschen Kunst, ihrer Bedeutung und ihres Wertes gegenüber der
italienischen und französischen gelegt wird.
Wohltuende Ruhe und Klarheit im Satzbau sowie ungesuchtes Wesen im Ausdruck
stehen im dritten Hefte, worin Professor Dr. Oskar Wulif in Berlin die altchristliche
Kunst von ihren Anfängen bis zur Mitte des ersten Jahrtausends darzustellen beginnt, der
in lebensvoller Bewegtheit sich überstürzenden Diktion Burgers gegenüber. Die geistigen,
in diesem Falle religiösen, Voraussetzungen der Kunstentwicklung werden auch hier so
eingehend erörtert, als es die Umstände gestatten, und bilden die Grundlage für eine
richtige Beurteilung des Kunstschaffens. Komplizierte und dunkle Entwicklungsgänge
werden im raschen Überblicke durchmessen und führen uns in eine unserer Denkweise
unendlich fernstehende Welt. Ist es auch im Wesen des Themas gelegen, daß es nicht
mit jener Unmittelbarkeit und Frische erörtert werden kann wie das der deutschen
Renaissance, so ersteht vor uns dennoch ein eindrucksvoller Bau von imponierender
Großartigkeit.
Alles in allem genommen dürfen wir einer überschwenglichen Verlegerphraseo-
logie zum Trotze das oft mißbrauchte Wort aussprechen, daß kein Deutscher, der
zur Kunstgeschichte irgendwelche Beziehungen hat, teilnahmslos an diesem groß
angelegten Werke vorübergehen darf. Dazu kommt eine den höchsten Anforderungen
entsprechende illustrative Ausstattung, die allen Wünschen der Verfasser wie der
Leser gerecht zu werden sucht und die sich auf zirka zooo Abbildungen in der für
jeden Einzelfall geeignetsten Reproduktionstechnik erstrecken wird. Es ist daher nicht
unberechtigt, dem umfassenden Unternehmen mit großen Hoffnungen entgegenzusehen.
Ein abschließendes Urteil wird aber immer erst gefällt werden können, sobald einer der
Mitarbeiter die von ihm in Angriff genommene Partie zu Ende geführt haben wird.
Jedenfalls wünschen wir diesem weit ausgreifenden Unternehmen Glück und Erfolg auf
den weiten, schwierigen Weg und hoffen, noch öfter an dieser Stelle darauf zurückkommen
zu können. J. Folnesics
UDOLF VON LARISCI-I, UNTERRICHT IN ORNAMENTALER
SCHRIFTÜk Nach zweijährigem Zwischenraum erscheint nun die vierte Auflage
dieses wertvollen und beliebten Lehrbuches, das noch immer einer Veränderung und Ver-
mehrung des Inhaltes unterworfen wird. Dies beweist einerseits die unermüdliche Weiter-
bildung seiner Lehrgrundsätze wie die genaue Selbstkritik des Verfassers, der mit diesem
Lehrbehelf eine grundlegende Arbeit geschaHen hat. Durch seine Hilfe sind so viele und
tüchtige Kräfte lebendig geworden, die dem modernen Schriftwesen Halt und Qualität
gegeben haben, daß man stets gern in die anregend geschriebenen Seiten des Buches
blickt und es mit Respekt behandeln muß. H. F.
UNDERT SILHOUETTENÖ" Schattenrisse von einem anonymen Wiener
Meister des XVIII. Jahrhunderts nebst einigen neueren Stücken. Im Nachlaß eines
österreichischen Feldzeugmeisters, der 1820 in Wien starb, fand sich ein großer Sammel-
band mit x70 Silhouetten, von denen ein Teil aus schwarzem, ein Teil aus weißem Papier
geschnitten ist. Sie zeigen die sichere Hand eines vortrefflichen Silhouet-tenschneiders, dem
ein besonderer Sinn für das Ornament eigen ist. Es sind zumeist Darstellungen von land-
schaftlichem Inhalt mit bescheidener üguraler Staffage, von ovalen oder rechteckigen
Kränzen oder Girlanden eingeschlossen. In das Bildfeld sind in der Regel zwei oder drei
Bäume hineinkomponiert, deren feines Geäst in unerschöpflicher Abwechslung wie das
Gezweig fein verästelter Moose einen flächenhahen ornamentalen Rhythmus aufweist.
Wenn man die Fröhlichschen genrehaften Bildchen, welche diesen alten Silhouetten an-
geschlossen sind, mit diesen vergleicht, so fühlt man deutlich, wieviel Stilgefühl den
älteren vor dem jüngeren Künstler auszeichnet. Der Verlag hat eine Luxusausgabe und
eine billige Volksausgabe veranstaltet, durch welche diese reizvollen kleinen Kunstwerke
weiten Kreisen zugänglich gemacht werden.
Ihre Betrachtung ist amüsant und anregend. Da der größte Teil im Maßstabe des
Originals wiedergegeben ist, bleibt der volle ornamentale Reiz gewahrt, der das sichere
Können einer vergangenen Kunstepoche glücklich und eindringlich vorAugen führt. I-LF.
Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
Verlag Ed. Beyers Nacht, G. m. b. H., Wien zgu.
ÜS DEM HOPPENLAÜ-FRIEDHOF IN STUTTGART. Bauinspektor
Fried. Rimmele hat auf 24 Lichtdrucktafeln eine Auswahl von Grabmälern aus einem
aufgelassenen Friedhof Stuttgarts verölfentlicht, welcher in seiner efeuumsponnenen, von
alten Bäumen überschatteten Anlage an die Romantik jener reizvollen Grabstätten erinnert,
welche auch in Wien aus dem Ende des XVIII. und dem Beginn des XIX. Jahrhunderts
erhalten sind. Die zur Sentimentalität neigende Zeit fand ja gerade in einer einfachen
sinnvollen Ausgestaltung der Ruhestätten ein ihr besonders wertes Gebiet künstlerischer
Betätigung; das verhältnismäßig geringe Alter dieser meist kleinen und intimen Denkmäler
erklärt, daß so viele von ihnen unserer Zeit erhalten wurden.
Es ist sehr anregend, die Typen zu vergleichen, die an verschiedenen Orten gepflegt
wurden, denn man kann hier wirklich von Typen sprechen, die mit oft nur geringen Wand-
lungen in verhältnismäßig großer Zahl zurAusführung gelangten. So herrscht in Stuttgart eine
bei uns wenig bekannte Art ganz kurzer stämmiger Säulen oder runder Sockel vor, während
der antikisierende Stelentypus und die tafelförrnige Denkmalform mit Giebelabschluß auch
bei uns sehr verbreitet war. Die Veröffentlichung ist geschmackvoll und lehrreich.
Sie zeigt, wie ein einheitlicher Zeitgeschmack und ein sinnvolles Beschränken der
Mittel zur Ausbildung und Vertiefung der künstlerischen Qualität führten, wenn auch nicht
imrner hervorragende künstlerische Krähe im Spiele waren. H. F.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 51b
RAF LEQPOLD GÜDENÜST. Auf seinem Schlosse Ulrichskirchen in Nieder-
österreich ist am r. Oktober der Präsident des Kuratoriums des k. k. Österreichischen
Museums Oberstkämmerer Graf Leopold Gudenus nach langem schweren Leiden ver-
schieden. Graf Gudenus gehörte dem Kuratorium seit dem jahre 1908 an und wurde im
Jahre xgxx von Seiner Majestät dem Kaiser als Nachfolger des Freiherrn von Gautsch zum
Präsidenten dieser Körperschaft ernannt. Graf Gudenus, ausgezeichnet durch hohe Bildung
und feines Verständnis für die bildenden Künste, durch seine Stellung als Oberstkämmerer
mit der obersten Leitung der Hofmuseen und der l-Iofbibliothek betraut, hat den Aufgaben
und Bestrebungen des Österreichischen Museums und der Kunstgewerbeschule von jeher
die wärmste Sympathie entgegengebracht und dieses Interesse als Mitglied und Präsident
des Kuratoriums bei allen Beratungen und Veranstaltungen des Instituts betätigt. Die
Unterstützung der praktischen, auf die Entwicklung des heimischen Kunsthandwerks
gerichteten Tätigkeit des Museums lag ihm ebensosehr am Herzen wie die der wissen-
schaftlichen Arbeiten des Instituts und der Ausgestaltung der historischen Sammlungen.
Er ließ keine Gelegenheit vorübergehen, sich von den Fortschritten des Museums zu über-
zeugen, er besichtigte alle Neuerwerbungen und Ausstellungen und war ein häufiger
Besucher der Vorträge. Festigkeit und Klarheit der Gesinnung war in ihm mit großer
Herzensgüte und Liebenswürdigkeit gepaart und so genoß er die Verehrung aller, die das
Glück hatten, ihm nahetreten zu dürfen. Sein Andenken wird im Österreichischen Museum,
das in ihm einen seiner besten, treuesten Freunde verloren hat, stets hoch in Ehren gehalten
werden. Direktion und Kuratorium haben an der Bahre des Verblichenen Kränze nieder-
gelegt und waren beim Leichenbegängnisse durch die Kuratoren Markgraf Al. Pallavicini
und Graf Hans Wilczek sowie durch den Direktor Hofrat Dr. Leisching vertreten.
ÜRST KARL SCHVVARZENBERGT. Am 4. Oktober ist auf seinem Schlosse
Worlik in Böhmen Fürst Karl Schwarzenberg nach kurzer Krankheit dahingeschieden.
Fürst Schwarzenberg gehörte dem Kuratorium des k. k. Österreichischen Museums seit
Verlegt bei Strecker Schröder, Stuttgart.
dem Jahre xgxo an und hat dem Institut warme Sympathien entgegengebracht. Das
Museum wird ihm ein dankbares Andenken bewahren. Der Direktor des Instituts hat an
die Fürstin -Witwe Ida Schwarzenberg ein Kondolenztelegramm gerichtet.
ERSONALNACHRICHT. Das Ministerium für öifentliche Arbeiten hat den
Vizedirektor des Österreichischen Museums Regierungsrat Dr. Moritz Dreger aus
Anlaß der Auflösung der Kunststickereischule seiner Verwendung als externer Hilfslehrer
an der Zentrallehranstalt für Frauengewerbe enthoben und ihm für seine vorzügliche
Dienstleistung an der genannten Anstalt die Anerkennung ausgesprochen.
ESUCH DES MUSEUMS. Mehr als 300 der zur Naturforscherversammlung
nach Wien gekommenen Damen haben am 24. v. M. Vormittags unter Führung von
Frau Hofrat von Wettstein und Frau Professor Oberhummer das Österreichische Museum
besucht. Die Damen wurden von Direktor Hofrat Dr. Leisching, I. Vizedirektor Regierungs-
rat Folnesics und den Kustoden Regierungsrat Ritter, Dr. Schestag und Kustosadjunkt
Dr. Ernst begrüßt und durch alle Sammlungen geleitet. Der Rundgang währte eineinhalb
Stunden.
Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums wurden in dem Monaten August
und September von u.385, die Bibliothek von 2.622 Personen besucht.
IBLIOTHEK DES MÜSEÜMS. Vom 2x. Oktober bis 20. März ist die
Bibliothek des Museums wie alljährlich an Wochentagen mit Ausnahme des
Montags von bis Uhr und von bis llg Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von
bis Uhr geöHnet.
EUAUFSTELLUNG DER MUSEUMSAMMLUNGEN. Die durch den
Erweiterungsbau des k. k. Österreichischen Museums bedingte Neuordnung der
Sammlungen ist kürzlich durch die Wiederöffnung der Säle und II beendet worden.
Sie umfassen mit dem schon vor längerer Zeit geöifneten großen Oberlichtsaal IV die
Metallsammlung des Museums, deren Neuordnung der Kustosadjunkt Dr. Richard Ernst
besorgt hat. Im ersten Saal ist die Kollektion von Email, Schmuck und verwandten Objekten
untergebracht. Es sind da kleine griechische, römische und etruskische Goldschmiede-
arbeiten, griechische Bronzespiegel und Spiegelkapseln, kleine etruskische Bronzereliefs;
germanischer Schmuck aus der Zeit der Völkerwanderung, erlesene mittelalterliche Ar-
beiten von deutschem und französischem Grubenschmelz, ein prachtvolles Kruzifix mit
italienischem Tiefschnittschmelz, Limousiner Emails aus dem XVLJahrhundert; Venezianer
Emailarbeiten aus dem Ende des XV. Jahrhunderts, zwei reichverzierte Messingschiisseln
des XVI. Jahrhunderts, eine kleine Uhrensammlung. Besondere Beachtung verdienen
die Schmuckstücke von den Perlenkronen aus dem ehemaligen Damenstift in Hall, Arbeiten
süddeutscher Goldschmiede aus dern XVI. Jahrhundert, und ein mit solchem Schmuck
reichbesetzter Kelch Vitrine in der Mitte des Saales. Hervorzuheben sind noch die
Sammlung von Dosen aus dem XVIILJahrhundert, Wiener Emailarbeiten des XVIII. Jahr-
hunderts, Schmuckstücke aus dem XVIII. und XIX. Jahrhundert, die Kollektion japanischer
Schwertstichblätter und ostasiatischer Emaillen. Der Saal II vereinigt die Gold- und
Silberschmiedearbeiten und eine Kollektion von Edelzinn. Die bekanntesten antiken und
die deutschen Goldschmiedearbeiten der Renaissance sind in galvanoplastischen Nach-
bildungen zu sehen; unter den Originalen der Renaissance verdient ein Wiener Becher,
von den Arbeiten späterer Zeit die reiche Sammlung von Silber aus der Empire- und
Biedermeierzeit besondere Beachtung; unter den Zinnarbeiten ragen ein großer gotischer
Breslauer Humpen aus der Sammlung Lanna, einige deutsche Prunkschüsseln, eine Kanne
mit der ersten Wiener Zinnmarke aus dem XVI. Jahrhundert und eine kleine französische
JJJ
Kassette aus dem XVI. Jahrhundert hervor. An den Wänden der Säle lI und IV ist ein
Teil der Sammlung orientalischer und ostasiatischer Teppiche untergebracht.
KÜNSTGEVVERBESCHULE. Die offenen Zeichensäle an der Kunstgewerbe-
schule wurden Montag, den 6. Oktober wieder in Betrieb gesetzt, und zwar ein
offener Aktzeichensaal für Männer bis Uhr abends, ein solcher für Frauen bis Uhr,
ein Entwurfzeichensaal für Gewerbetreibende bis Uhr abends und Sonntag bis 12 Uhr
Vormittags und ein Entwurfzeichensaal für Möbeltischler und Tapezierer halb bis
halb Uhr abends und Sonntag von bis 12 Uhr Vormittags.
REGIERÜNGSRAT KARGERT. Am 17. d. M. ist nach längerer Krankheit der
vormalige Professor an der Kunstgewerbeschule Regierungsrat Karl Karger im
66. Lebensjahre gestorben. Karger wurde in Wien am 30. Jänner x848 geboren und trat
1864 in die Wiener Akademie der bildenden Künste ein, wo er unter Wurzinger und Karl
Blaas die allgemeine Malerschule besuchte und x867 die goldene Füger-Medaille errang. Er
wurde dann Schüler Engerths und schuf unter dessen Leitung die Kartons für die Fresken
der Wiener Hofoper. Karger übersiedelte 187x nach München, wo er unter Piloty arbeitete.
Von München aus bereiste er Italien, Deutschland, Belgien, Frankreich und Österreich.
1887 folgte er einer Berufung als Professor an die Kunstgewerbeschule des Öster-
reichischen Museums, 1908 trat er in den Ruhestand. Seine Bilder Graben in Wien", der
Letzte Moment des Wiener Festzuges", Huldigung der Sänger Österreichs bei der
silbernen Hochzeitsfeier des österreichischen Kaiserpaares" sind im Besitz des Kaisers,
seine Bahnhofszene" ist in der Gemäldegalerie des Kaiserhauses. Zwei Gemälde zur
Geschichte der deutschen Schaubühne, Oberammergauer Passionsspiel" und Moderne
Theaterszene", schmücken das Foyer des Burgtheaters, mehrere Deckengemälde das
kunsthistorische Hofmuseum. Im Auftrage der Stadt Wien malte Karger Die Fron-
leichnamsprozession am Graben", im Auftrage des Königs Ludwig von Bayern hat er zwei
Gemälde aus Versailles ausgeführt. Auch Kronprinz Rudolf betraute ihn mit der Ausführung
mehrerer Aquarelle. Außer den Wandgemälden für das Arbeitszimmer eines Wiener
Kunstfreundes schuf Karger zwölf große Wandgemälde für die Herz-jesukirche in Graz,
zahlreiche Illustrationen für Verlagswerke, Entwürfe für kunstgewerbliche Zwecke, für
Diplome, Titelblätter und so weiter.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 5b
I. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ÄSTHETIK. KUNSTGEWERB-
LlCI-IER UNTERRICHT so
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franzband, der künstlerische Ganzlederband, die
Handvergoldung. Der Einband mit echten Bünden,
derPergamentband. Mit 136 Abb., 58 Taf. 80 Papier-
mustem nebst einem Beiwort Entwurf des Buch-
einbandes von L. Slltterlin. z. verm. und verb.
Auflage, VII, 184 S. Grßl". Halle, W. Knapp.
M. 6'511.
SALWEN, E. Russische Frauenarbeiten. Gesammelt
und herausgegeben. 3B zum Teil farb. Taf. mit S.
Text. Fol. Planen, Ch. Stoll. M. 14.
W. M., Stickereien und Stolfe von Herta Koch-Darm-
stadt. Deutsche Kunst und Dekoration, Okt.
WOLF, G. J. Tanz, Ballett und wir. Dekorative Kunst,
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V.SCHRIFT. DRUCK. GRAPH.
KUNSTEso
DOBSKY, A., s. G1. III.
ENGELHARDT, R. Der Initial. Kurzgefaßtes Hand-
buch der Entwicklungsgeschichte des lnitials nach
den Techniken seiner Herstellung. Mit farb. und
108 schwarzen Abbildungen, lll, x35 S. Kl. 8'.
Leipzig, Mäser. M. 5.
ESSWEIN, H. Rudolf Hesse. Zeitschr. für bild. Kunst,
n. F. xxrv, g.
GRUNDY, 0. R. Two Mezzotints by John Smith. The
Connoisseur, Aug.
GURLITT, C. Das französische Sittenbild des XVIII.
Jahrhunderts in Kupferstich. Mit 1oo Tat. in
Kupferdr. Eo S. Text und 1oo kl. Erklärungen. Fol.
Berlin, J. Bard. M. no.
LEISCHING, J. Schabkunst. lhre Technik und Ge-
schichte in ihren Hauptwerken vom XVlI. bis zum
xx. Jahrhundert. v1, 9a s. mit 15 farb. Taf.
Fol. Wien, A. Wolf. M. uo.
MANSON, J. B. Emile A. Verpilleux, Wood-engraver
und Painter. The Studio, Sept.
SALAMAN, M. The SoftrGround Etchings by Nelson
Dawson. The Studio, Aug.
SCHARFF, E. Temperamente. Zyklus von 0rig.-
Radierungen. lIl S. Text. Gn-Fol. München,
Graphik-Verlag. M. 250.
SCHINNERER. Kostbare Bllcher aus dem XVIII. Jahr-
hundert in der königl. sächs. Bibliogr. Sammlung.
Archiv für Buchgewerbe, Mai.
TAYLOR, E. A. The Original Etchings oi Donald Shaw
Maclaughlan. The Studio, Juli.
Alle für Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
Wien, 1., Stubenring zu richten. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
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14.1114. PnoTocnßwleR.
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Kunitidlloiierei
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JOSEF FÜHRICH
VON DR. MORIZ DREGER. I-IERAUSGEGEBEN
VOM K. K. MINISTERIUM FUR KULTUS UND
UNTERRICHT
Textband. 4". 17 Bo en mit 45 Illustrationen in Lichtdruck und Zink-
ätzun davon far ig. Tafelband im Formate 4536 Zentimeter,
mit Tafeln in Lichtdruck und Heliogravüre. Einmalige Ausgabe
in 500 Exemplaren und 65 unverkäuflichen Dedikationsexemplaren.
Subskriptionspreis für beide Teile gebunden in Original-Halbleinen-
band 96. Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
Dieses Werk erschien als dritte Veröffentlichung in einer vom k. k. Mini-
sterium für Kultus und Unterricht herausgegebenen Serie von Werken,
die das Schaffen hervorragender österreichischer Künstler in muster-
haften Wiedergaben und in monumentaler Weise zur Anschauung
bringen sollen. Der Verfasser, Regierungsrat Vizedirektor Dr. Dreger,
Dozent an der Wiener Universität und an der Akademie der bildenden
Künste in Wien, hat sich seit langem mit Führich beschäfti und
konnte bisnun anz unbekannte Qiellen benützen. Der Ta elband
enthält fast durc aus Werke, die bisher niemals oder nicht unmittelbar
nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
Bestellungen nehmen alle Buch- und Kunsthandlun en entgegen
sowie der Verlag, WIEN, I., KOHLMARK 9.
Illustrierte Prospekte sind durch alle Buch- und Kunsthandlungen
sowie durch den Verlag erhältlich.
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VORANZEIGE Im Herbste dieses Jahres erscheint das
VERZEICHNIS DER WERKE JOSEF
FUHRICHS
mit urkundlichen Beiträgen und einer Biblio raphie von I-I. VON WOERNDLE,
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Alle für "Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift, Wien. I.. Stubenring
zu richten. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
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