646 NEUE ARBEITEN VON ASHBEE 50' VON A. S. LEVETUS-WIEN S0 unserer Zeitschrift haben wir bereits wiederholt ' Arbeiten des englischen Architekten C. R. Ashbee besprochen und reproduziert und die Art sowie die Bedeutung seines Schaffens gewürdigt. Oft erwähnt wurde auch die bemerkenswerte Tat- sache, daß das Heim der Kunstgewerbegen0ssen- schaft sich zurzeit nicht mehr in London, sondern in Chippen Campden in Gloucestershire befindet, wo ihre Mitglieder, wenn sie nicht gerade mit ihrer kunstgewerblichen Arbeit beschäftigt sind, ein einfaches Landleben führen, pßügend, säend und erntend, wie es eben die Jahreszeit verlangt. Diese Kunsthandwerker haben die hier abgebildeten Arbeiten nach Ashbees Entwurf ausgeführt und sind in der Behandlung des Materials auf die feinsten Intentionen des Meisters eingegangen. Zwischen dem entwerfenden Künstler und dem ausführenden Kunsthandwerker herrschte vollkommene Harmonie. Bei Betrachtung solcher Arbeiten scheint es schwer begreiflich, warum das englische Kunstgewerbe gegenwärtig keinen größeren Aufschwung nimmt. England, das einst führend war, muß heute von einem andern Lande, von Österreich, lernen: die Tatsache steht ja fest, daß Österreich in bezug auf das moderne Kunstgewerbe die erste Stelle einnimmt. Natürlich gibt es auch gegenwärtig in England erstklassige entwerfende Künstler und erstklassige Kunsthandwer- ._ ker, aber die Entwicklung des Y" Kunstgewerbes ist dort den ein- ' zelnen überantwortet und nicht ' einer Organisation. Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß Män- ner wie Ashbee, Baillie Scott, Voysey, Ernest Newton und andere von großem Ruf nicht zu Professoren an den Kunst- gewerbeschulen ernannt werden. Wenn jemand imstande ist, den gewöhnlichen Arbeiter zu so her- vorragenden Leistungen heran- , zubilden, wie Ashbee es getan V hat, so könnte man auf einem seiner vielseitigen Begabung ent- Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe 191371914. sprechenden ausgedehnteren Ar- Polster, buntgestickt auf Seide von Melina Löffler, Wien