52 Sicherlich ist unsere nervöse hastende Zeit dem Festhalten der Eindrücke durch rasch und frei niedergeschriebene Notizen günstig, sicher ist heute manche Vorarbeit und Studie eindrucksvoller, unmittelbarer als manches fertige Bild desselben Künstlers. Es ist interessant zu sehen, wie die einen schon in ihren Bleistift- und Pinselstudien vor der Natur das fertige Bild sehen, während andern die Studie nur eine Gedächtnisstütze, nur eine Arbeitsnotiz ist, deren viele einzelne nötig sind, um einen Kompositionsgedanken zu fördern. So sehen wir in dem kleinen Raum, der mit den schönen Kohlenzeichnungen Rudolf Bachers angefüllt ist, das Werden größerer Bilder durch eingehendes vorbereitendes Studium der Be- wegung, des Um- risses und Aus- druckes einzelner Teile. Solche Blät- ter sind an sich wertvoll, wenn auch ihre Bestim- mung sie nicht als abgeschlossenem- beiten erscheinen läßt. Ähnlich stu- dieren Maximilian Liebenwein, Alois Kolb die einzel- nen wichtigen Tei- le ihrer Komposi- tionen. Xn diesen Studien fühlt man bereits die Ten- denz zum Bilden, zur Abrundung, sie gehen über das Zufällige des Ein- druckes hinaus und betonen das Wesentliche, Ver- einfachte. I-I.Tichy bringt vollends ab- Abb. 28. Wiener Porzellanteller mit der bunten Darstellung der „Shepherdess of the geSChIOSSgIE Bfld" Alps", um x7g3 (Kaiserliche Eremitage, St. Petersburg) eTlÜNÜffe In 561116!" tonigen, weichen Art. Andere geben nervös hingeworfene Impressionen, die das Flüchtigste festhalten wollen, wie Otto Friedrich in seinen Rötel- und Kreideskizzen zu Figurenbildern oder Josef Engelhardt in den Bewegungsstudien zum Waldmüller-Denkrnal, Arnold Roux in seinen Pferdestudien. Bei Grom-Rottmayer wird aus der Studie ein graphisches Werk voll Selbständigkeit. Illustrative und graphische Begabungen arbeiten schon in der Bildnotiz auf den Raumausschnitt, den dekorativen Effekt hin. Fr. König zeigt dies ebenso wie Walter Klemm und V.Thiemann. Anton Nowak, A1. Hänisch, Rich. Harliinger, L. Rösch bringen so weit durchgebildete landschaftliche und architektonische Studien, daß fertige Illustrationen vor uns ausgebreitet scheinen. Unsere moderneReproduktionstechnikgestattet ja die täuschende Wiedergabe solcher Blätter, und sie bilden einen wohltuenden Gegensatz zur mechanischen Gleichmäßigkeit der Bildreproduktion, die immer etwas unpersönlich Starres behält. Der graphische Künstler führt durch sein Temperament den Beschauer