109 wichtigsten Bewegungen und Persönlichkeiten seiner Zeit nicht vorüberging, zeigen Blätter von Marees, van Gogh, Liebermann, Menzel und andern. Manche Entdeckung feiner Begabungen, die bei uns wenig oder gar nicht bekannt geworden sind, machte die Durchsicht der Mappen lohnend. Allen Künstlern voran beherrschte aber Schwind das Gebotene. Ihm ist im höchsten Maße die schöne Eigenschaft bedeutender Persönlich- keiten eigen, das kleinste Blättchen mit ihrer Eigenart zu adeln. Im einfachsten seiner Croquis liegt jene Abrundung und Reife, die ein Ganzes aus jedem Einfall herausholt. Darum repräsentiert er ja auch jene Zeit am besten, der die Photographie noch unbekannt war, die den Naturalismus als Barbarei empfand. DIE WIENER STEINGUTFABRIK VON JQSEF HARTMUTH UND SIMON VVINKLER. Das Kaiser Franz Joseph-Museum zu Troppau erwarb kürzlich aus dem Wiener Kunsthandel eine ovale Steingutplatte mit zierlicher schwarzer Malerei. Im Fonde der Schüssel ist eine iigural stafl-ierte Landschafts- gruppe zu sehen, ein Gebäude, das von Bäu- men flankiert ist. Den Rand zieren kleine Streublumen. Sofort erkenntlich ist die Be- einliussung des Dekors durch Wiener Porzel- lane. Gerade solche schwarze Landschaf- ten waren daselbst in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhun- derts sehr beliebt. Über- raschenderweise ist nun die Troppauer Steingutplatte signiert, sie trägt nämlich den eingepreßten Trocken- stempel WIEN und ein S, was offenbar eine Modellnummer oder einen Modellbuchstaben vorstellen soll. Es ist dies das erste mir bekannt gewordene Stück Steingut von Wiener Provenienz, und die nette Ausführung des Dekors läßt auf eine gute Malerstube dieser Manufaktur schließen, so daß es sich wohl verlohnen würde, nach weiteren Arbeiten aus derselben zu suchen. Auch urkundliches Material kann ich nachweisen, allerdings ist dasselbe noch sehr klein, wird sich aber bei systematischem Nachforschen im Archiv der Stadt Wien wohl sicherlich erweitern lassen. Die im Archiv des k. k. Finanzministeriums aufbewahrten Akten der k. k. Wiener Porzellanmanufaktur enthalten drei Eintragungen, deren Inhalt sich auf diese Steingutmanufaktur bezieht und der hier auszugsweise mitgeteilt wird. Am 2. Februar 1798 schreibt der Wiener Magistrat an die Direktion der Porzellanfabrik. daß der fürstlich Liechtensteinsche Architekt Josef Hartmuth und der Galanteriehafner Simon Winkler in der Roßau um ein Privilegium auf x5 Jahre zur Verfertigung von Steingutgeschirr nachgesucht haben und bittet um eine Außerung in dieser Angelegenheit. Am i. Juni 1798 desselben Jahres versammelte sich in der Universität eine Regierungskommission zur Untersuchung der chemischen und technologischen Eigen- schaften des vom Kunsthafner Winkler verfertigten Steingutes. An dieser Kommission Wiener Steingutplatte von Hartmuth und Winkler