42
folgten; in die vierte endlich jene, welche den Abschluss der drei Sehiße mit drei Gielhelu
zu lösen trachtetcn. Die Majorität war der Ansicht. dass das Drei-Giebel-
System und kein anderes bei Vollendung italicuisch-gothisoher Facadeu
angenommen werden müsse.
In dem Rapporte des Comitä wurden die Projecte in aufsteigender Linie geordnet,
so dass uhs minllest gelungene Project zuerst, das beste zuletzt besprochen wurde. In der
Vorwahl waren 215 ohne Disx-ussion ausgusehieden worden, im Rapporte blieben I5 zu be-
sprechen. Als bestes Projeet wurde von der Jury jenes von E. de Fabris bezeichnet.
Eine sehr ehrenvolle und zwar die nächste an dem von der Majorität gekrönten Projecte
nimmt das des Wiener Architekten C. Basenauer ein. Das Ergehniss iu einem Schieds-
gericlate von neun Preisrix-bteru war also folgendes: Ginf Stimmen Majurität fiir de Fabris
(Massimo d'Azeglio, Salvstico, Förster, Mslvczzi, Van der Nüll); eine Stimme
unentschieden, doch sich mehr zur Majorität hinneigeud (Viollet le Duc); eine Stimme für
Herrn Petersen (Duprel; eine Stimme, welche sich an der engeren Wahl nicht mehr
betheiligte (Eisenbahn-Ingenieur Monti), und eine Stimme, welche ein neues Schieds-
gericht wünscht (Bertier). Die Deputation hat die Arbeit der Majoritiit mit keinem
Dankesworte gewürdigt. Davon, dass die Facade nun nach dem Projecte Fahris in Aus-
führung kömmt, ist keine Rede.
(Vnrlesulngen de- llrn. Architekten lü-rslel über Pers ectlve. Fortsetzung.)
Die zweite Vorlesung hatte zum Gegenstande die Erörterung jener Elementarbegride
aus der darstellenden Geometrie, auf welche sich die Darstellungs-Methodeu des Perspcctiv-
zeichnens selbst gründen. Arch. F. ging von der Ansicht aus, dass ohne Voraussetzung
dieser Grnndhegride die Methode des Perspcctivzeichneus immer nur eine empirische und
nie eine wahrhaft praktische sein kühne; dass aber" äeKenstniss jener Elemente sich mit
nur geringer Mühe aneignen liesse, und als eine eben so sichere Grundlage fiir die Lehre
der Perspcctive, sowie auch an sich als eine in vielen Richtungen des praktischen Lebens
unentbehrliche Kenntnis: betrachtet werden miisse.
Der Vortragende bezeichnet die darstellende Geometrie als die eigentliche Sprache
des Techniken, und drückt sein Bedauern aus, dass diese Sprache nicht nur sehr selten
vom grussen Publicum, aber leider hliudg selbst von Gewerbetreibenden nicht verstanden-
wird, und er bezeichnet im weiteren Verlaufe die Errichtung von Gewerbeschulen, wo diese
Spreche gelehrt und geiibt werde, als eines der dringendsten Bedürfnisse für unseren
Gewerbcstsnd.
Arch. F. erläutert in enncreter Weise die BcgrlGe der orthogonalen Projection und
bezeichnet es als den wesentlichsten Unterschied dieser Pn-jections-Methode von dem Per-
spectivzeichnen, dass bei diesem alle Gegenstände in Beziehung auf das menschliche Auge
(resp. auf den gewählten Standort des Zeichners) aufgelhast werden, während bei der ortho-
gonalen Projecrion alle Gegenstände in ihren gegenseitigen Beziehungen im Raume he-
lrachtet werden.
Das Perspectivzeichnen ist also eine Ccntrulprojection, bei welcher das Auge das
Cents-um, die Bildiläche die Projectionsebene und die Projection das Bild selbst- ist.
Die gelehrten Sätze werden unmittelbar auf die Zeichnung des Würfels angewendet,
und während in der ersten Vorlesung das mechanische Verfahren gezeigt wurde, ist mit
Hilfe der Projections-Methode schon die Constrnction selbst gegeben.
Dritte l orlesung. Auf Grundlage der in der zweiten Vorlesung gewonnenen
Elementarbegrilfe konnten in dieser Vorlesung nun leicht die beiden wichtigsten Lehren
der Perspective, nämlich die Theorie der Fluchtpuncte und jene der perspectivischeu Mass-
stübe begründet werden.
Der Vortragende ging von dem Gesichtspuncte aus, dass man das perspectivische
Zeichnen wie jede mathematische Aufgabe außassen müsse, nämlich aus den drei bekannten
Grösseu (Auge, Bildfläche und Objectl die vierte Unbekannte, nämlich das Bild zu Enden.
Nachdem sich diese bekannten Grössen ganz gut in Zahlen ausdrücken lassen, so
muss es begreiflich erscheinen. dass man die perspectivische Zeichnung auch durch Rechnung
finden könne, und das Verfahren ist in der That ganz einfach.
Es wurde ferner erörtert, dass die Feststellung der drei bekannten Grösseu in den
meisten Füllen auch Aufgabe des Künstlers sei, und nachdem das Bild eigentlich nur du
Resultat der! Feststellung dieser drei bekannten, die Richtigstellung dieser bekannten Grlisseu
als eine Vorarbeit von der allergrössten Wichtigkeit, ja als- die eigentliche geistige Arbeit
nu betrachten sei, während das Zeichnen selbst nur eine mechanische Arbeit ist. Folge-
richtig wurde dieser Vorarbeit eine eingehende Betrachtung gewidmet und wissenschahlich
nachgewiesen, dass die doppelte grösste Entfernung des Augpunetes vom Bildrande als die
kleinste Distanz angesehcn werden mdsse, so wie die kleinste natürliche-Schweiß, das ist
8" als die kleinste Distanz überhaupt zu betrachten sei.
Die Theorie- der Fluchtpuncte iiir alle Systeme paralleierlinien wurde auf Grund-
lage der Vorstellung nachgewiesen, dass das perspectivische Bild einer jeden Linie durch den
Durchschnitt aller Sehstrahlen dieser Linie mit derBlIdGSche, also durch den Durchschnitt