So gibt es manch dankbare Ausbeute an Einzelheiten. Faßt man aber das demon- strative programmatische Resultat dieser deutschen Frauenheerschau zusammen - von solchem Gesichtspunkt will sie doch gewiß betrachtet sein - so kann man nur kühl und skeptisch urteilen. Am besten schneiden, wie gesagt, die Outsider, die Männer ab. Das große Ziel der Bewegung aber, die Emanzipation von Paris und Wien, die Selbstherrlichkeit einer deutschen Mode wird auch von ihnen, noch weniger freilich von den Frauen, als Missionärinnen des Äußeren, erreicht. Sie kramen genau so wie die Franzosen in alten Modealmanachen herum und kopieren Vergangenheiten, ohne dabei die graziöse und überlegen variierende Hand Poirets voll „anmutiger Gelehrsamkeit" zu betätigen. Dabei wäre gerade die Konstellation jetzt für eine solche deutsche Selbst-Etablierung außerordentlich günstig. Denn die Pariser Tendenz ist zurzeit unfruchtbar und einfallslos und hat sich aus Armut auf die so geschmackwidrige Epoche von 1880 festgelegt, fast eine Bankerotterklärung des französischen Geistes. Die Bahn wäre nun oifen dem Talent, Veni creator spiritus; aller Augen warten auf ihn; und in Umwandlung des Richard Wagner-Wortes kann man sagen: „Gebt uns nur eine deutsche Kunst, wir wollen sie schon haben." Felix Poppenberg EIPZIG. AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTER KUNST. Das Leipziger Kunstgewerbemuseum veranstaltet aus Anlaß der Tagung des Inter- nationalen Museumsverbandes in Leipzig zur Anregung der privaten Sammeltätigkeit und zur Förderung der kunstwissenschaftlichen Studien eine von Mitte August bis Ende Oktober dauernde Ausstellung von Werken alter Kunst aus Privatbesitz. Es handelt sich um die Vorführung von Gruppen kunstgewerblicher Arbeiten, die entweder noch nicht genügend erforscht oder nur wenig in der Öffentlichkeit gezeigt worden sind, wie die deutschen Schmelzmalereien des Barock und Rokoko, die Komö- diantenfolgen der Porzellanmanufakturen des XVIIL Jahrhunderts und das sächsische braune Steinzeug des XVI. und XVII. jahrhunderts. Außer diesen Spezialitäten wird dank dem Entgegenkommen hervorragender Sammler eine stattliche Anzahl noch wenig bekannt gewordener kunstgewerblicher Arbeiten zu sehen sein. Gleichzeitig mit dieser Ausstellung wird versucht werden, eine Sammlung von Nachbildungen und Fälschungen alter Kunst zu Nutz und Frommen der Sammler und zur Aufklärung des Publikums in ausgesuchten Beispielen vorzuführen. ANNHEIM. AUSSTELLUNG NEUDEUTSCHER BAUKUNST. Die Ausstellungen, die der „freie Bund zur Einbürgerung der bildenden Kunst" seit nunmehr drei Jahren veranstaltet, zeichnen sich alle durch die strenge und eindringliche Durchführung einer beherrschenden Idee aus. Sie stellen sich die Aufgabe, durch klare und systematische Gliederung, durch das sie unterstützende schriftliche Beiwerk (Beschreibung jedes einzelnen Gegenstandes, Führer und Kataloge) in die weitesten Kreise hinein kunsterzieherisch zu wirken, und man darf sagen, der Erfolg dieser Wirkungen lasse sich schon deutlich verspüren. In der Hauptsache dienen diese didaktischen Ausstellungen moderner (und meist angewandter) Kunst. Auch die derzeitige 17. Ausstellung ist einem Thema moderner Kunst gewidmet und verfolgt das kunstpädagogische Prinzip mit besonderer Klarheit und Eindringlichkeit. Die Ausstellung, die Modelle, Entwürfe und Photographien vereinigt, gibt einen Überblick über die gegenwärtige Lage der neudeutschen Baukunst. Sie ist durch drei bestimmende Gesichtspunkte zusammengefaßt; durch die Bau- aufgaben, die unsere Zeit -- Kapital und Staat - stellt; durch die Baustoffe -- Eisen und Eisenbeton -, die die Technik zur Lösung dieser Aufgaben bietet; und schließlich als Synthese, durch die Stilformen, die durch die Künstler gewonnen werden. Durch die klare Verfolgung dieser eindringlichen Leitgedanken wird ein Überblick über das neue Bauen gegeben, der an Intensität bei weitem jene Ausstellungen zu Düsseldorf und Leipzig über-