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Auf den engen Zusammenhang zwischen der Potsdamer Fayencefabrik
und Holland hat schon Paul Seidel hingewiesen." Im Jahre 1678 hat sich
der Große Kurfürst den Pieter Fransen van der Lee aus Delft verschrieben,
„um allhie in dem Lande Delftisch Porzellain zu verfertigen". Bald nach
ihrer Begründung, sicher schon 1683, befand sich die Fabrik nicht mehr in
Potsdam, sondern in Berlin. Auch der „Porzel-
lain-Dreher" Comelius Funk, der seit 1693
in Berlin nachweisbar ist, war ein Holländer.
Als dann vor der Mitte des XVIILJahrhundei-ts
in Potsdam wieder eine Fayencefabrik auf-
taucht, schließt sie sich immer noch den Delfter
Arbeiten an und vermeidet zunächst - offenbar
um eine Verwechslung mit ihnen zu erleichtern
- eine eigene Markierung." Im Berliner Kunst-
gewerbemuseum trägt eine deckellose Vase die
Bezeichnung „Potsdam 1740". Zwei Jahre
später erscheint in den Potsdamer Grundbuchs-
akten der „Porzellain-Brenner" Christian Fried-
rich Rewendt, von dem sie 1768 an die Brüder
Fr. Wilhelm und Johann Christian Rewendt
und nach dessen Konkurs schon x775 an Con-
stantin Sartory übergeht.
Nach Mitteilungen Max Sauerlandts viel-
leicht der Potsdamer Fayencefabrik zugehörig,
stehen ein hockendes Chinesenpaar aus der
Sammlung C. Haenert in Halle und ein drol-
liger Lakai des Museums in Halle, die wir wie
die folgenden interessanten Figuren Max Sauer-
landt zu verdanken hatten, ganz unter hollän-
dischem Einflusse und sind offenbar Erstlings-
versuche der Fayenceplastik.
Chinese (Höhe 200 Millimeter) und Chi-
nesin (210 Millimeter) sind in der Modellierung
ziemlich stumpf, weiß glasiert, unbezeichnet
und sitzen auf rundem weißen Sockel in
einem reichgemusterten blauen Gewande.
Chinese, Fayence (Regierender Fürst
von und zu Liechtenstein)
Der Lakai mit pagodenartigem Wackelkopf und sehr charakteristischem
kaltbemalten Gesicht steht in langem weißen Schoßrock mit roten Auf-
schlägen, die kurzen Beine in hohen Stulpstiefeln auf einer viereckigen Fuß-
platte und drückt mit der Linken einen Maßkrug an seine Brust (Höhe
280 Millimeter). Dem Museum in Halle gehört auch der prächtige, dick-
bäuchige Chinese in blaugrün, gelb und rot geblumtem Gewand, mit gefalteten
4' Paul Seidel, Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen, XI, 1890.
'"' O. Riesebieter, Die Fayencefabriken zu Berlin und Potsdam. (Cicerone, IV. Jahrg., S. 9x5 ff.)