45W Leonhard Putzer in St. Peterf" Im übrigen aber ordnet sich die Grab- platte jenen Arbeiten vollkommen ein. Die leichte S-Linie, die Auffassung im Dreiviertelprofil, die würdevolle Haltung im Schwunge des Einher- schreitens deuten unverkennbar auf den Anschluß an jenes Werk, das aber in dem Porträt des Abtes Vogel noch überholt wird. Das Bild der Salzburger Schule wird mit dieser Platte um eine der besten und stilge- schichtlich wichtigsten Schöpfungen vertieft und bereichert. Das Bild der Grabplastik Strau- bings, wie es sich uns in den bisher besprochenen Werken ent- hüllt, entbehrt jedes einheitlichen geschlossenen Zuges, jeder inneren Abrundung; es spielt in den denkbar verschiedensten Auffassungen und Anschauungen. Was höheres künst- lerisches Vermögen erkennen läßt, legt die Wahrscheinlichkeit, ja Sicher- heit des Imports, zum mindesten aber die Abhängigkeit von Regensburg nahe, was sich aus der Bedeutung der mittelalterlichen Kunsthauptstadt ohne weiteres erklärt. Neben diesem Regensburger Einfiuß erkennen wir aber auch schon in einem Werk, dem letzterwähnten Grabstein des Abtes Vogel von Oberaltaich, den Anschluß an Salzburg. Die dürftigen Ansätze einer Lokalkunst, die wir an andern Werken in Oberaltaich vermutungs- weise annahmen, trugen aber keine Lebensfähigkeit in sich. Auf keinen Fall führen irgendwelche Fäden von dort zu jenen Werken, die die Höhe der sepulkralen Plastik in der niederbayrischen Residenz darstellen und die den hervorragendsten Schöpfungen nicht nur Bayerns, sondern deutscher Kunst überhaupt zugerechnet werden müssen. Den Reigen eröffnet die Tumba des Herzogs Albrecht II. des Jüngeren, im Regularchor der Karmelitenkirche in Straubingf" Nur wenig, kaum einen Abb. u. Grabstein des Dietrich Hafer in Sünching "K Ph. M. Halm, Hans Heider und die Salzburger Marmorplastik der ersten Hälfte des XV. jahrhunderts in „Kunst und Kunsthandwerk", Jahrgang XVI (1913), S. 445. Fernerhin zitiert Ph. M. Halm, Hans Heider. f" Riehl, a. a. O. S. 132. Vor allem aber die sorgfältige Abhandlung vonEduard Wimmerin seinen „Sammel- blättern zur Geschichte der Stadt Straubing", Heft IV (x884f1885), Straubing 1886, S. 725. 7 Karl Friedrich Leonhardt, Spätgotische Grabdenkmäler des Salzachgebietes, Leipzig 1913, S. 47.