333 Abtes Vogel, gestorben 1423 in Oberaltaich, die doch kaum einen Gedanken an niederländischen Einlluß aufkommen lassen, nicht noch weitere Belege für das sozusagen in der Luft liegende Wirklichkeitsbedürfnis der Zeit. Noch weniger aber als in den Werken der Malerei vermag ich, was doch das Näherliegende wäre, in den Skulpturen der niederländischen und burgundischen Schule die bestimmen- den Ursachen für die plastische Ge- staltung und den Wesensinhalt die- ser Salzburg-Straubinger Grabstein- gruppe zu erblicken. Was jene Imagiers seit der Mitte des XIV. bis in die Mitte des XV. Jahrhunderts an Bildnissen schufen, wird trotz aller stetig zunehmenden individuellen Charakteristik doch stets noch von dem Monumentalstil der I-Iochgotik beherrscht, der selbst Claus Sluters Werke bei aller formalen und gei- stigen Ergründung einer Persönlich- keit vor einer einseitig realistischen Verkörperung bewahrt. Sein Philipp der Kühne und seine Margarethe von Flandern am Portal von Champmol oder auch seine und seines Neffen Claus von Werve Grabskulpturen, zumal jene an Individualismen so un- erschöpflich reichen Pleurants am Grabmal Philipps des Kühnen in Dijon stehen in ihrer künstlerischen Abgeklärtheit zweifellos unendlich viel höher als der Kastenmayr oder selbst der Herzog Albrecht, aber in der objektiven realistischen Wieder- gabe der Persönlichkeiten scheinen mir diese deutschen Werke trotz mancher schematischen Einzelheiten noch zwang- und rücksichtsloser. Auf Abb. 40. Votivstein des Lienhan Frueauf und seiner Frau Elsbet Trüncklin in der Agnes-Bernauer-Kapelle des St. Peter-Friedhofes zu Straubing keinen Fall aber läßt sich auch nur die geringste Vermutung irgend welcher Abhängigkeit der Salzburg-Straubinger Gruppe vom Westen rechtfertigen und sachlich begründen. Im Gegensatz zu diesen doch mindestens sehr problematischen Ein- flüssen vom Norden und Westen lassen sich meines Erachtens um so unver- kennbarere Beziehungen von Süden her nachweisen, die, mögen sie auch