ARISER AUSSTELLUNGEN. Die Abteilung für Skulpturen im Salon des Artistes Francais nimmt die große ovale Halle des Grand Palais ganz in An- spruch. Der Raum ist für diese Gelegenheit mit Pflanzen und Gesträuchen wie ein Garten hergerichtet. Das Arrangement gerade dieser Abteilung bot ein ganz besonderes schwierig zu lösendes Problem: es handelte sich nicht nur darum, die vielen Arbeiten unterzu- bringen, sondern auch dafür zu sorgen, daß der Gesamt- anblick keinen allzu schlechten Eindruck mache. Das Friedhofartige so vieler vereinigter Statuen und Monu- mente ist nicht leicht zu umgehen. Es kam mir vor, daß man diesmal das denkbar Möglichste geleistet hat, um eine harmonische Anordnung zu erzielen. Auch die Gerechtigkeit ist hierbei nicht zu sehr zu Schaden ge- kommen; niemand von den Künstlern kann sich darüber beklagen, an einen unbedingt schlechten Platz verbannt worden zu sein. Daß gewisse große unschöne Stücke mehr auffallen als manches kleine feine Kunstwerk, daran läßt sich unter gewöhnlichen Verhältnissen nichts ändern. Ich selbst empfinde immer wieder Entrüstung darüber, daß gerade minderwertige Kompositionen sich uns bei solchen Gelegenheiten durch ihre Dimensionen aufdrängen. Man kann sich auch diesmal sagen, daß von den zehn oder zwölf größten Stücken nicht ein einziges den Namen Kunstwerk verdient; im übrigen gibt es sehr viel gute und auch vorzügliche Arbeiten. Die großen aufdringlichen Sachen will ich nur in Kürze aufzählen, man kann sie ja doch nicht aus der Welt schaffen. Am meisten habe ich mich über die „Patrie" geärgert: ein riesiges, plumpes, dickes Weib in drohender Haltung. Die Vaterlandsliebe durch diesen abscheulichen Koloß darzustellen, ist eine Geschmacklosigkeit. Das Mo- nument zu Ehren des Aviatikers Santos Dumont hat Georges Colin verbrochen: eine große geflügelte Gestalt, der man es ansieht, daß sie ganz gewiß nicht Biegen könnte, weil der Rhythmus der Lebendigkeit ihr nicht innewohnt. Die drei überlebensgroßen Gestalten, in regelmäßiger Aufstellung „Liberte, Egalite, Fraternite" machen einen überaus langweiligen Eindruck. Auch hier ist wieder das Gegenteil von dem erreicht, was der Künstler anstrebt. Francois Sicard hat uns diese Devise unsympathisch gemacht, statt sie zu idealisieren. Seine Schleiertänzerin beweist übrigens, daß er auch manch- mal mit Erfolg arbeitet. Es steht nicht dafür, sich auf eine nähere Erörterung der Jeanne d'Arc und das Grabmal des Prinzen von Joinville einzulassen. Beide Jahrhundertausstellung in Darmstadt. Vergoldeter jagdpokal, schlesisch, An- fang des XVIII. Jahrhunderts (Prinz Biron von Kurland). Phot. Schröder, Berlin Stücke, große Monumente, die nicht ohne einen vorher bestimmten Zweck entstanden, sind von Antonin Mercie. Der Kardinal Richelieu von Hippolyte Lefebvre ist nicht uninteressant. Die Gestalt liegt beinahe in einem großen Armstuhl und ist ein eigentümlicher Kontrast zwischen dieser erschlafften Körperhaltung und der Lebendigkeit des Gesichtsausdruckes. Wir haben schon viele Beethoven-Monumente erlebt; jenes von Gustave Michel entsprang