446 dem bläst die Javanerin in die kleine Öffnung, um sie offen zu halten und das Wachs zu küh- len. Täte sie dies nicht, so würde der Ansatz ' um so schwieriger sein und bedeutend breiter werden. Das Wachs wird auf einem glühenden Holzkohlenfeuer warm gehalten, um eine gleich- mäßige Temperatur zu erzielen. BeimWachszeich- nen kommt die zeich- nerische Begabung der geübten Javanerin erst recht zum Vorschein. Mit großer Sicherheit Gebatiktes Kopftuch aus Surakarta (Im Besitz des Vereines „Boeatan" im zeichnet Sie Schwie- Haag) rigsten Ornamente auf den Stoff, wie die symmetrisch gebildeten Schmetterlings- und F lügelmotive, die später farbig als große Flecken wirken müssen. Die Zwischenräume werden mit Hott gewundenen Blumenranken gefüllt, mit stilisierten Vögeln oder anderem Getier. Oder sie arbeitet, wie beim Parang-Muster, mit unend- licher Geduld an den vielen schräglaufenden Liniengruppen, indem sie die Füllung wiederholt, die hier aus einem einfachen Motive besteht. Tage-, oft wochenlang beschäftigt sie sich mit diesem monotonen Ornament, und kein unsicherer Strich verrät, daß sie bei dieser Arbeit die Geduld verloren habe; überall dieselbe Ruhe, beim Anfang und Ende der Arbeit: das Parang-Motiv ist mit unendlicher Sicherheit auf dem ganzen Tuche hunderte Male wiederholt. l Dabei strengt sie sich scheinbar nicht an. Fast spielend gleitet der Tjanting über das Tuch, geführt von der sicheren Frauenhand. Mit derselben Handbewegung, ohne den Körper zu bewegen, entstehen die einfachsten und die schwierigsten Formen. Oft spielt sie sogar bei der Arbeit oder blickt auf, um sofort darauf wieder weiter zu schaffen. Natürlich haben die javanischen Frauen und Mädchen diese Sicherheit nicht auf einmal erlangt. Wenn zum Beispiele größere Flächen mit Wachs ausgefüllt werden müssen, geschieht dies durch eine noch ungeübte Kraft, die sich auf solche Weise allmählich mit der Arbeit vertraut macht. Sie lernt dabei spielend die Muster kennen; wenn nötig, hängt sie dabei