Zeichnungen sind sogar geradezu kümmerlich zu nennen und stehen in Formbeherrschung und Form- vollendung tief unter den verzierten Gegenständen selbst. Die Java- nerinnen beherrschen aber die Fläche und die Form. Ihre Arbeiten bilden prachtvolle Musterwerke in mustergültiger Flächenwirkung und richtiger Fleckenbetonung. Dogma- tisches und engherziges Festhalten an Prinzipien gibt es da nicht, sie verfügen frei über das Ornament, verwenden symmetrische und nicht symmetrische Motive nebeneinan- der, schmücken die ganze große Fläche mit allerlei unregelmäßigen Formen und Linien, gebrauchen einzelne größere und strengere Motive als Ruhepunkte. Das Verhältnis zwischen Farbe und Form ist aufs innigste verschmolzen, und die meisten Batikarbeiten ragen durch eine geschlossene Wirkung, eine ganz besondere Einheitlichkeit hervor, trotzdem sie oft aus den verschiedensten Elementen zusammengesetzt sind. In dieser Hinsicht bilden die Java-Batiken die besten und lehrreichsten Beispiele für richtigen Flächenschmuck. Aber gerade wegen dieser Eigenschaften ist es nicht verwunderlich, daß man früher die javanische Batikkunst vollständig übersehen konnte, daß man erst in unseren Tagen zu gleicher Zeit mit der steigenden Bewertung des reinen Ornamentes diese exotische Kunst der Vergessenheit entrückte. Die einheitliche Wirkung der java-Batiken ist dabei um so auffallender, als der dortige Motivenschatz eigentlich aus sehr verschiedenen Elementen besteht. Es sind darunter streng nationale, nämlich solche, die der heimischen Flora und Fauna entnommen, im Laufe der Jahrhunderte zu Ornamenten verarbeitet worden sind. Hierzu gehören die zahlreichen Schmetterlinge, Vögel, Raupen, Tausendfüßer, Blumen und Blätter. _ Zu den klassisch-javanischen gehören unter andern die bekannten Flügel- motive, die von dem hinduistischen Göttervogel Garuda herrühren, die uralten Naga- oder Schlangenmotive, die Lotosblurne, die Wolkenmuster. Von den Chinesen stammt das vielgebrauchte Bandji-Muster her, eine ornamentale Verarbeitung, die der Swastika ähnlich sieht. Aus Vorder- indien kommen die Palmette und die Nachbildungen von Seidengeweben. Überhaupt gibt es viele Webemuster, wie zum Beispiele den Kawung, da die eigene Weberei sehr rückständig war und man deshalb durch Batiken schöne gewebte Stoffe ersetzen wollte. Gebatiktes Seidentuch aus Turkestan (Museum für Völker- kunde in Berlin, Nr. I c. 21 23 a)