455 wollene Tücher, die auf primitive Weise verziert sind. An Stelle von Wachs wird eine Mischung aus Ketan-Mehl und Zuckerwasser gebraucht. Dieser" Brei wird mit einer Art Pinsel aufgetragen. Wenn die Breischicht getrocknet ist, wird der Stoff nicht in der Küpe gefärbt, sondern die Farbe wird mit einem breiten Pinsel aufgetragen. In einer benachbarten Gegend werden statt der Pinsel Stifte aus Bambus verwendet, um die Deckmittel aufzuzeichnen. Dieser Fund ist deshalb so wichtig, weil das Batiken sonst unter Sunda- nesen (siehe Seite 442) wenig in Gebrauch ist und eine ältere, primitive Form des Batikens darstellt. Das Wachs fehlt bei diesem Vorgange, aber im Kataloge der Internationalen kolonialen Ausstel- lung im Jahre 1 883 zu Amsterdam sind auf Seite 264 „zwei Federn, um mit Wachs zu schreiben" aus Java angeführt. Es geht daraus hervor, daß die Wachsverarbeitung mit einem Stifte auch auf Java gebräuchlich gewesen, in isolierten Gegenden vielleicht jetzt noch ist. - Das Batiken in seiner heutigen Form auf Java stellt aber eine hochausgebildete Technik dar, die sich nur langsam aus Urformen, die noch im Indischen Archipel nachzuweisen sind, ent- wickelt haben kann. Die javanische Batiktechnik ist schon durch die Art des gebrauchten Stoffes (Baumwolle) eine vorgeschrittene Form. Denn den baumwollenen Kleidern sind solche aus Faserweberei vorange- gangen. Geflochtene Kleider, die jetzt noch auf den Aru-Inseln zu finden sind, bilden wieder eine ältere Form; Kleidungsstücke aber aus Palm- Gebaüktes samt Palmblatt in Gelb oder Pandanusblättern gefertigt sind die älteste 211.132"(äfiliinaiifääiliiilfiä; Stufe, flie Urfom- _ _ _ 1„ Baum, Nnv 11436) Die Bedeutung dieses Blattmaterials für die primitiven Völker hat man längere Zeit übersehen. Die zahlreichen älteren Gegenstände aus dem Indischen Archipel in den holländischen Museen zeigen jedoch in überraschender Weise, welche Rolle dieses Urmaterial gespielt hat, lang bevor man die Flechtkunst kannte. Die Blattstreifen werden durch Reihstiche mit Fasern verbunden und zu den verschiedensten Zwecken verwandt. Die Regenmatten schützen vor Unbilden der Witterung, die Hüte vor Sonnenglut, Sitzmatten dienen als Lager, runde Kissen als Sitz, Schamschiirzen als Bedeckung; sogar Unterlagen für die weibliche Frisur sind vorhanden. Breite I-Ialskragen müssen gleichwie Kopfbänder den Körper schmücken. Im Kriege dienen Palmwedel sogar zur Abwehr der Pfeile, und auf den Prauen bilden Blattstreifen die Segel. Dosen und Kleiderkisten werden aus demselben Material zusammengestellt.