edlen Aufgaben bereits geworden ist, und wie nötig jeder Schritt zur Besse- rung dieser Verhältnisse wäre." Wir wollen hier gleich die Aufklärung eines Mißverständnisses einfügen, das die erwähnte Schrift an bestimmter Stelle, die sich sonst weniger mit kirchlicher Kunst beschäftigt, gefunden zu haben scheint. Es wurde dem Ausschusse nämlich „materialistische" Gesinnung vorgeworfen, als ob er mit dem Erteilen von Aufgaben an Künstler schon die tieferen Fragen auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst lösen zu können dächte. Das Mißverständnis konnte aber nur dadurch entstehen, daß nicht die ganze Schrift mit gleichmäßiger Ruhe, sondern absatzweise und zusammenhanglos gelesen wurde. Es war dort ausdrücklich gesagt: „Der Mangel an verständnis- voller Beschäftigung der Besteller mit den Werken der Kunst und ihren Verfertigern hat aber auch die Künstler den kirchlichen Aufgaben so entwöhnt, daß sie solchen Arbeiten tatsächlich vielfach erfahrungs- und verständnislos gegenüberstehen." Damit ist doch wahrhaftig nicht gesagt, daß man durch Geld eine etwa entschwundene kirchliche Gesinnung wecken wolle; aber man war offenbar der Überzeugung, daß auch ein tieferes und ein religiöses Gemüt bei der Schaffung eines Werkes nicht genügen, wenn man auf einem bestimmten Kunstgebiete gar keine Erfahrung habe. Denn nur durch die Ausführung kann man lernen, nur von Werk zu Werk vorschreiten. Auch ein gläubiger Künstler wird einen Kelch, ein Meßgewand oder anderes besser schaffen, wenn er weiß, wie der Priester sich seiner im einzelnen bedient. Denn es ist doch etwas anderes, eine weihevolle Handlung seelisch mitzumachen oder die Hilfsmittel dieser Handlung zu schaffen. So ist es wohl auch mit Reliquiaren; sie sind gewiß kein unbedingt nötiger Bestandteil des Gottesdienstes, aber seit alter Zeit eine edle Zier auf dem Tische des Herrn. Wenn die heilige Handlung des Meßopfers gewisser- maßen über einem Grabe vorgenommen wird, ist doch in jeden Altar eine Reliquie eingebettet, so bilden die oben aufgestellten Überreste früherer Blutzeugen und Glaubenshelden gewissermaßen einen großen über die Zeiten hinausreichenden Bund zwischen der andächtigen Gemeinde, ihren Vorfahren und damit auch ihrer Zukunft. Es war ein schöner Gedanke des Künstlers, die hier in Betracht kommenden ehrwürdigen Reste zu ihrer dauernden Ruhe in ein festes Gehäuse zu schließen, aber gläubig suchendem Blicke doch offen zu legen und das Ganze in feierlicher Weise emporzuheben. Es durfte keine mit dem Altare verwachsene Sache sein, denn es ist ein edler Schmuck, aber kein wesentlicher Teil desselben. Es sollte nicht das liturgisch Wichtige zurück- drängen, aber doch beitragen, die Feierlichkeit des Ganzen zu heben. Wir können uns wohl denken, daß diese monumentalen und doch beweglichen, diese prächtigen und doch wieder schlichten Gehäuse zwischen den liturgisch vorgeschriebenen Leuchtern und den kirchlich gewünschten Blumen sich zu einem würdigen Bilde vereinigen. 60