bilder darstellen, Erzeugnisse, denen gegenüber Dirk van Star und Aertsen klassisch wirken. Hierüber ist natürlich kein Wort zu verlieren, außer dem Wunsche, daß eine Zeit einmal reich genug sein möge, um mit ihnen aufzuräumen. Die Gegenwart kündigt sich auch hier durch die Entschlossenheit an, von neuem anzufangen, technisch und künstlerisch da anzuknüpfen, wo etwas zu lernen ist. Auf halbem Wege blieb Melchior Lechter stehen, der ähnlich den Morris und Ruskin das Heil in einem zu äußerlich und deko- rativ aufgefaßten Gotizismus erblickte, dessen Verdienst aber in dem Wiederaufnehmen der Eigenhändigkeit und mosaikartig leuchtender Farben- flecken besteht. Und Ähnliches gilt von dem Frankfurter Linnemann, dessen Gotik jedoch einer Modernisierung sich gewogen zeigt. Das amerikanische Opalglas bot nur ein neues Material, das mit großer Vorsicht anzuwenden ist. Was uns zu der Hoffnung berechtigt, die Grundlagen einer neuen Blüte der Glasmalerei seien vorhanden, das ist fast ausschließlich der Tätigkeit eines Mannes zu verdanken, der die edle Kunst im Geiste eines Hirschvogel und Pantelynk betreibt, Gottfried Heinersdorffs. Denn es kommt nicht darauf an, daß wir die Technik der Alten neu beleben: man kann längst so schöne und feurige Gläser herstellen, ja die Zahl der Farben ist - leider muß man sagen, zum Schaden der Glasmalerei - ins Ungemessene ver- mehrt worden, und es ist möglich, alte Scheiben so zu kopieren, daß sie von den echten sehr schwer zu unterscheiden sind. Was notwendig war, hat Heinersdorff mit zäher Energie und einem Idealismus durchzuführen begonnen, der die Grundlage unserer deutschen Gewerbekunst bildet: die Heranziehung der richtigen Künstler zu den rechten Aufgaben und die Leitung des künstlerischen Stromes in ein der Glasfenstertechnik ent- sprechendes Bett. Hier, bei der mühsamen Wiederanknüpfung verloren gegangener Fäden, liegen alle Möglichkeiten allein bei dem Vermittler, der den Auftraggeber zu einem gefährlich scheinenden Verlassen der üblichen Bahnen bewegen, der auf der andern Seite den allzu kühn vorangehenden Künstler zurückhalten muß, weil er allein die endgültige Wirkung, die Möglichkeiten und Grenzen der Technik, die Gefahren im Auftraggeber kennt und abzuwägen weiß. Darum ist ein Mann wie Heinersdorff, der sich selber mit Besonnenheit im Hintergründe hält und andere Künstler zu seinen Aufträgen heranzieht, als der wahre Schöpfer des modernen Glasfensters zu betrachten, dessen Aussehen sich langsam aus den Versuchen herauszu- schälen beginnt. Auf diesem Wege der Führung durch Ausführende, welches der Weg aller großen Glaskunst war, ist denn auch die alte und doch immer erstaunliche Tatsache wieder erschienen, daß die Technik der Glasmalerei den Künstlern das Höchste herauslockt, daß sie ihre Fähigkeiten auf glänzende Weise steigert. Nie haben verschiedenartige Begabungen wie Cäsar Klein, Paul Rößler, Otto Gußmann so restlos befriedigt wie in ihren Glasfenstern. Und nie war der Ehrgeiz größer, künstlerisch Einwandfreies