Todes zur Seite. Ein Schild mit dem Sterzinger Stadtwappen (Abb. 22) verdeckt den, wie zumeist, etwas unvermittelten Übergang der I-Ialbiigur zu den Stein- bockhörnern, an denen zwei muntere Putten mit Lichthaltern gegen die Blatt- girlanden schreiten, die dem ganzen Beleuchtungskörper als Gehänge dienen (Abb. 2). Das „Sterzinger Lusterweibchen" zählt unstreitig zu den köstlichsten Lösungen seiner Art und hält selbst gegenüber Dürers reizvoller Skizze eines solchen „Gehurns" von 1513 in der Albertina leichten Stand. Es ist eine formal ebenso wohl durchstudierte wie tief empfundene Schöpfung, ein Werk, dem in der Geschichte der Tiroler Plastik ein Ehrenplatz neben dem Allerbesten gehört. Um so mehr muß es wundernehmen, daß es, von einigen Büchtigen Erwähnungen abgesehen, über den Rahmen der lokalgeschicht- lichen Literatur nicht hinausgedrungen ist." Der Gedanke, die Leuchteriigur als die keusche, todesmutige Römerin zu gestalten, ist echt renaissancemäßig und als Symbol bürgerlicher Tugend einer Stätte des Rechtes und der Sitte wohl angemessen. Durchaus dem neuen Empfin- den entsprungen ist aber auch die plastische Gestaltung des Ge- dankens. Keine jener ätherisch schmächtigen Frauen, wie sie das XV. Jahrhundert in seinen zahllosen heiligen Märtyrerin- nen mit ihrem transzendentalen Innenleben geschaffen, ist hier die Trägerin des selbstaufopfern- " Mitteilungen der k.k. Zentralkommis- sion, Neue Folge X (1875), p. XLlll. - Lübke, Alte Kunstwerke in Tirol, in Kunst und Künstler, dritte Sammlung ver- mischter Aufsätze, x886, S. 168. Ab- v .4 V ' druck aus der Bei. lage der Allgemei- nen Zeitung, 1883, Nr. 203. - Conrsd Fischnaler, joerg Kölderer und die Ehrenpforte Kaiser Maximilians in der Zeitschrift des Fer- dinandeums, Band 46 (1902), S. 322.- Berthold Riehl, Die Kunst an der Bren- nerstraße, 1908, S. Abb. x. Lusterweibchen im Saal des Rathauses zu Sterzing x13.