Museum zu Nürnberg besitzt gleichfalls drei Bleiplaketten aus dieser Serie und zwei außer den bereits in Berlin vorhandenen Christus am Ölberg und Christus vor Kaipbas noch die Gefangennahme Christi (Katalog der Originalskulpturen 1890, Nr. 618-620), sodaß mit letzterer im ganzen fünf Szenen vorliegen. Bevor ich auf die Frage nach dem Meister dieser Plaketten eingehe, welchen Bernhart mit Hans Daucher identifiziert, möchte ich die Folge durch weitere Darstellungen erweitern und die Verwendung derselben an Kunst- werken des XVI. Jahrhunderts nachweisen. Die früheste datierbare Verwendung von zweien der Plaketten zeigt ein Silbereinband der Königsberger Universitätsbibliothekil mit ornamental geätzten Silberplatten, auf denen in der Mitte gegossene Plaketten aufgelötet sind; auf der Vorderseite ist es die Kreuzigung (Vöge 7x2), auf der Rückseite die Ölbergszene (Vöge 70g). Dicht unter den beiden Plaketten ist das Nürn- berger Beschauzeichen und das Meisterzeichen (Rosenberg 3103) des dortigen Goldschmiedes Christoph Ritter (Ritterlein) eingeschlagen, der 1547 Meister wurde, womit der terminus a quo für die Entstehung des Buches gegeben ist. Die Plaketten selbst sind aber vor dieser Zeit entstanden, was übrigens auch ihr Stil deutlich bezeugt. Es ist ausgeschlossen, daß Christoph Ritter, obwohl er ein tüchtiger Goldschmied war, die Plaketten selbst modelliert hat. Sie sind beiläufig 15 bis zo Jahre vor 1547 entstanden, in welchem jabre Ritter Meister ward, und außerdem pflegten selbst die größten Meister der deutschen Goldschmiedekunst unbedenklich Plaketten anderer Kunst- genossen zu verwenden. Außer der Nürnberger Goldschmiedewerkstätte des Christoph Ritter kann ich noch eine zweite Werkstätte anführen, in welcher unsere Plakettenserie vorhanden und in Gebrauch war. Es ist die des Joachimsthaler Zinn- und Glockengießers Hans Wildtf" Drei Werke geben davon Kenntnis. Da ist zunächst die große prächtige Zinnkannew" der Fleischhauerinnung der Stadt Preßnitz in Böhmen, die aus der Sammlung E. Felix, Leipzig in den Besitz von Herrn Dr. Albert Figdor in Wien übergegangen ist. Der 47 Zentimeter hohe stattliche Deckelhumpen ist nach unten stark ausladend und ruht auf drei profilierten Kugelfüßen. Er ist reich mit reliefierten Feldern (Plakettenabdrücken) versehen. Der obere breite Fries zeigt den r 527 datierten Triumphzug des kleinen Bacchus nach Flötner, denichbereits früherbesprochen und abgebildet haberf Darunter ein Streifen mit der eingravierten Inschrift: , ,Diese Kannevoröhret ChrisanesEbert einem öhrbaren Handwerk der Fleisch- hacker in Stat Bresnitz zu einem guten gedegtnis." Es folgen sodann an- " Abg. Schwenke und Lange, Die Silberbibliothek Herzog Albrechts von Preußen, 1854. Tafel XII. i" E. W. Braun. Ein Werk des jloachimathaler Zinngießers H. Wildt im Österreichischen Museum, „Kunst und Kunsthandwerk" 1914, S. 533 H. i" Abg. von Welcher in „Kunst und Kunsthandwerk", VII, 1904, S. 66, und Demiani, Sächsisches Edelzinn, in „Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde" XXV, 1904, S. 306. Album de YExpositiQn retrospective de 1904 in St. Petersburg, 1907, Petersburg, p. 247, fig. rez. Bei unseren Abb. 1 und g, zu denen Herr Dr. A. Figdor gütigst die Photos überließ, mußte der obere Teil der Kanne abgedeckt werden, so daß nur die Passionsdarstellungen erscheinen. 1- E. W. Braun, Neues über Peter Flötner, „Repertoriurn für Kunstwissensehaft", N. F. I, 1913, S. 136 H.