J?" Es sind Känischbauers Arbeiten aber auch dadurch noch wichtig, daß ohne sie das Gesamtwerk manches andern Künstlers der Zeit ünvoll- ständig für uns bliebe. i: i: Wir wollen hier nur noch den angekündigten kleinen Nachtrag zur Frage des Kruzilixes der k. k. I-Iofburgkapelle bringen, doch, wie gesagt, nur um zur weiteren Verfolgung dieser Frage anzuregen. Das heute über dem I-Iochaltar der Kapelle angebrachte Kruzifix (Abb. 12) wird gewöhnlich Raphael Donner zugeschrieben. Schlager (in dem angeführten Werke über diesen Künstler, Seite 104) entscheidet sich nicht. Er erwähnt aber, daß dieses Kreuz dem Vernehmen nach erst vor einigen 20 Jahren - also um 1830 -aus der Josephskapelle der k. k. Hofburg an den jetzigen Ort versetzt worden wäre. Die Josephskapelle (auch Kammerkapelle genannt), am Westende der äußeren Flucht des Leopoldinischen Traktes gelegen, wurde in den Jahren 1757 und 1772 und später wieder erneuert und umgestaltet; es kann das Kreuz also ganz gut irgendeinmal in der eigentlichen I-Iofburgkapelle gestanden haben und bei einer Erneuerung der Kammerkapelle in diese und später wieder aus ihr heraus in die Burgkapelle zurückgekommen sein. ' Tatsächlich sehen wir schon auf einem Stiche mit der Darstellung der „Erbhuldigung Josephs I." (Abb. 10) ein großes Kreuz neben dem Altare der Hofkapelle stehen. Da dieser, sehr eingehend durchgeführte, Stich aber den Zustand des Jahres 1705 vor Augen führt, kann es sich hier nicht um das erst im Jahre 171g von Känischbauer gelieferte Kreuz handeln. Auch unterscheidet sich das hier dargestellte Kreuz, soweit man sich auf einen Stich verlassen kann, in der ganzen Haltung sichtlich von dem heutigen. Der Crucifixus auf dem Stiche vorn Jahre 1705 hat den Kopf stark nach vorne geneigt und den Körper weit herabhängend, so daß die Arme schräg herabgezogen und die Beine im Knie auffällig gebeugt erscheinen; der heute über dem Altare befindliche Crucifixus zeigt dagegen den ganzen Körper viel straffer gehalten und hebt das Haupt nach links, wohin er auch den Blick emporrichtet (Abb. 13). Wir können nun die alte Darstellung einfach für ungenau halten; wir müssen es aber durchaus nicht und dürfen es wohl auch solange nicht, als uns kein zwingender Grund zu einer solchen Annahme drängt. Wir haben auch zu bedenken, daß die ganzen Altäre, die auf dem Stiche vom Jahre 1705 erscheinen, aller Wahrscheinlichkeit nach noch aus der Zeit Ferdinands III. stammen und aus Holz bestandenik; es ist also möglich, daß auch das ursprüng- liche, seitlich stehende, Kreuz aus Holz gearbeitet war, und daß man später erst ein metallenes an die Stelle setzte. Nach dem Wortlaute der früher ' Siehe Cölestin Wolfsgruber ,.Die k. und k. Hofburgkapelle", Wien, 1905, Seite 138i. - Es wurde auch später im XVlLJahrhunderx in der Kapelle gearbeitet; so erhält der Hofhildhauer Johann Frühwirth im Jahre 1582 zusammen mit dem Maler Johann Christoph Werner „wegen verrichter Arbeith bei dem aufgerichten Neuen Altar in der k. Hof-Capeln" 3x3 H. (Schlager, „Materialiemß Seite 52). Doch ist dies wohl kaum der Hochaltar.