548 Die Frage, ob in den von Rost durchfressenen Vertiefungen der Klinge eine Inschrift zu sehen ist, bleibe dahingestellt, obgleich die Regelmäßigkeit dieser Rostflecke auf das Vorhandensein einer Inschrift deuten mag. Solche Schwertinschriften waren im XI. Jahrhundert keine Seltenheit, wie es die Ulfbehrt- und Ingelredgruppen beweisen. Ein neuer Rekonstruktionsversuch der Schwertklingeninschrift würde uns in das Reich von phantastischen, in tatsächlich Vorhandenem nicht im geringsten begründeten Kombinationen führen." Man hat keinen zwingenden Grund, an der Echtheit des Holz- griffes des St. Stephan-Schwertes zu zweifeln. Die Form des GritTes sowie seine Abschnürung aus dem zusammengeflochtenen sich abwechselnden Eisen- und Golddraht, der unten in einem starken Flechtband aus Golddraht abschließt, entspricht durchaus der Zeit, in die wir das Schwert setzen." Fassen wir die Ergebnisse unserer Betrachtung zusammen, so gelangen wir zu folgendem Schluß: Das Schwert des heiligen Stephan ist eine nach Ungarn verirrte Wikingerspatha des beginnenden XI. Jahrhunderts, welche zwischen den erhaltenen Denkmälern dieser Gattung als Prunkschwert von ganz besonderem künstlerischen Werte eine hervorragende Stellung ein- nimmt. DER MEISSNER PORZELLANOBELISK IN LEMBERG 50 VON K. BERLING-DRESDEN Sie ER außerordentlich große Formenreichtum, dessen sich die Meißner Porzellanmanufaktur zu erfreuen hat, gibt dem Liebhaber ihrer Erzeugnisse in bezug auf Deutung der Einzelheiten und auf Datierung immer wieder von neuem Rätsel zu lösen auf. Denn staunenswert in ihrer Ver- schiedenheit sind die Geschirre, Figuren, Gruppen und sonstigen Dinge, die die Meißner Künstler während des über zweihundertjährigen Bestehens der Fabrik für den Verkauf geschaffen haben, aber noch interessanter diejenigen Stücke, die man hier auf Bestellung oder für einen besonderen Zweck hatte anfertigen lassen. Vor allem waren es die beiden Kurfürsten Friedrich August I. und II. gewesen, die für den eigenen Gebrauch und zu mancherlei Geschenken die Kunst ihrer Fabrik in weitestgehender Weise in Anspruch genommen hatten. Unter der Regierung des Zweitgenannten folgten auch eine Menge der übrigen Machthaber nach, bei denen es bald Sitte wurde, sich in Meißen Tafelservice zu bestellen. Die Bescheidenen begnügten sich dabei mit i Im Texte des Mikovec-Albums finden wir die nicht belegte Behauptung, daß diese Inschrift mut- maßlich bei einer Restaurierung im jahre 1781 weggeschlißen wurde. i" Vgl. die Schwerter aus dem Funde aus Buxtehude, Lindenschmir, Alxertiirner (Mainz 1900), IV. Taf. 6a.