55x geren als dem großen Bildhauer Johann Joachim Kaendler geschaffen worden ist, und zwar auf Bestellung des kurz vorher in den Grafenstand erhobenen Johann Christian von Hennicke," eines der Brühlschen Günst- linge, der von einem Lakai am Zeitzer Hofe bis zum königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Konferenzminister und wirklichen Geheimen Rat emporgestiegen war. Hennicke hatte die Meißner Fabrik schon früher für sich arbeiten lassen. Ganz besonders scheint dies der Fall gewesen zu sein, als er zu ihr in dienstliche Beziehung trat. Denn er war 1739 zum Stellvertreter des Ober- direktors, ein Amt, das man, wie oben erwähnt, Brühl übertragen hatte, ernannt worden. Damals, vielleicht auch schon ein paar Jahre früher, hat er sich ein Speiseservice machen lassen. Er begnügte sich dabei mit vor- handenen Formen und Verzierungsweisen und hatte nur verlangt, daß man sein Wappen" auf den Rand male. Eine große, zu diesem Service gehörige Schale besitzt das Kunstgewerbemuseum zu Dresden. Sie zeigt aus- geschnittenen, braun gehöhten Rand, ein kleines Rundmedaillon mit primi- tiver, chinesierender Landschaft sowie Kornähren- und Streublumen- musterfi" Später scheint er sich zu diesem Service Ergänzungen haben machen lassen. Wenigstens melden die Akten,1- daß Kaendler im Jahre 1740 das Tonmodell für „eine ovale Glocke zum Credenz Teller des Herrn Geheim. Raths von I-Iennicke" angefertigt habe. Über das Aussehen dieser Braten- glocke näheres in Erfahrung zu bringen, ist mir bis jetzt nicht geglückt. Im September 1746, also ein Jahr nach der Erhebung Hennickes in den Grafenstand, modellierte für ihn, wie oben bereits erwähnt, Kaendler den großen Tafelaufsatz in Gestalt eines Obelisken. Der Künstler hat seine Arbeit in den Meißner Formenbiichern wie folgt beschrieben: „Für Ihro Hoch-Reichsgräfl. des Herrn Geheimden Conferenz-Minister von I-Iennick Excellenz ein groß Aufsatz Stück, auf die Mitte der Tafel zu setzen poussiret (modelliert). Erstlich zeiget sich ein großer natürlicher "' Er war 1681 in Halle geboren, erhielt unterm 2a. Juli 1 728 den Adel des „Heiligen Römischen Reiches", der am 1a. März 1733 in Sachsen notiliziert wurde, und ist am B. Februar 1741 in den Freiherren- und am 7. Sep- tember 1745 in den Grafenstand erhoben worden. Beides letztere geschah, während Sachsen das Reichsvikariat führte. Am 8. juni 1752 ist er gestorben. (Flathe in der Allgemeinen Deutschen Biographie, Band 11, Seite 772 und nach freundlicher Mitteilung A. Freiherrn von Zedtwitz in Dresden.) M Das einfache Adelswappen, das Hennicke von 1728 bis 1741 führte, hat folgendes Aussehen: Der Schild ist durch eine vom untersten Scbildrande aufsteigende schwarze Spitze von Rot und Blau gespalten. ln der Spitze befindet sich ein goldener gekrönter Löwe. Auf dem gekrönten Helm ist zwischen einem rechts von Blau über Rot und links von Gold über Schwarz geteilten Flügel der goldene gekrönte Löwe wachsend. Sein freiherrliches Wappen (1741-1745) änderte dies insofern, daß das linke blaue Feld des Schildes in ein silbernes umgewandelt wurde. Außerdem erhielt der Schild als Schildhalter zwei einwirts gekehrte ungekrönte goldene Löwen. Unmittelbar über dem Schild kam eine fünfperlige, damals in dieser Gestalt übliche Freiherrnkrone zu liegen. Darüber als mittelster von drei Heimen derjenige des Stammwappens ohne die Flügel und rechts und links davon ein Helm mit je einem Pfauenfederbuscb. Das griifliche Wappen (1745-1752) zeigt sich nur dadurch anders, daß nunmehr die schildhaltenden Löwen gekrönt wurden und unmittelbar über dem Schild eine sieben- perlige Krone zu liegen kam. Nach freundlicher Mitteilung des Freiherrn von Zedtwitz in Dresden. x" Eine mit demselben Muster und Wappen, also zu diesem Service gehörige Tasse befindet sich im Besitz der Frau von Holleufier auf Schloß Wiederau bei Pegau. Dieses Gut gehörte dem Minister l-lennicke, der hier auch begraben liegt. 1- Dresden, Hauptstaatsarchiv, Loc. 1342, Vol. XI, 1740, Seite 196.