ist ja bekannt. Gerade solche kleine mehr oder weniger ligurenreiche Gesellschaftsszenen sind zum Beispiel von dem Augsburger Stecher Martin Engelbrecht und seinem Nürnberger Kollegen Johann Christoph Schmid- hamrner bekannt. GESCHICHTE DER GARTENKUNSTX 50 VON HARTWIG FISCHEL-WIEN S0 IE Kunstgeschichte des Gartens ist nicht bloß ein großes, besonderes Kapitel der allgemeinen Kunst- geschichte. Weil im Gartenbau die menschliche Schaffenskraft in das Walten der Natur unmittel- barer eingreift, natürliche Gebilde viel unver- änderter verwertet als dies auf irgendeinem andern Gebiete der künstlerischen Betätigung geschehen kann, darum drückt sich im Garten das Verhältnis des Menschen zur Natur viel deutlicher aus, wir kommen hier den Quellen des künstlerischen Schaffens viel näher als ander- wärts. So bietet dieses scheinbar begrenzte Gebiet einen weiten Ausblick in allgemeine Beziehungen des geistigen und des Gefühlslebens jener Epochen, welche sich künstlerisch produktiv betätigt haben. Das gesellschaftliche Leben findet im Garten einen künstlerischen Rahmen. Die kulturellen und manche hohen geistigen Bestrebungen spiegeln sich in seinen Formen. Die Dichtkunst knüpft immer wieder an die Gartenkunst an, und sicherlich besteht zu allen Zeiten eine Wechselwirkung zwischen beiden Gebieten. Die großen Gegensätze der Romantik und des Klassizismus, der Naturparallele und der Naturabstraktion kämpfen auch im Gartenbau um die Vorherrschaft und wirken in nacheinander folgenden Zeiträumen, bei verschiedenen Nationen. Seit einiger Zeit ist in Deutschland und Österreich die Neigung hervor- getreten, die künstlerische Seite der Gartengestaltung einem gründlicheren Studium zu unterwerfen als dies bisher geschah. Die Gartenliteratur wächst auch in deutscher Sprache beträchtlich. Es liegt im Wesen der deutschen Gründlichkeit und Systematik, daß auch auf diesem Gebiet nicht nur die Propaganda für die Neugestaltung, sondern auch der Rückblick auf die Entwicklung des Gartens durch die Jahrhunderte gepflegt wird. Eine solche Betätigung bietet schon darum lebhaften Anreiz, weil das Quellenstudium im alten Schrifttum, das uns das Bild verloren gegangener Schätze des Garten- baues vermitteln soll, gar oft zu den schönsten Werken der Dichtkunst führt, zu den größten Denkern. Die königliche Akademie des Bauwesens in Berlin hat die Herausgabe einer Geschichte der Gartenkunst durch Marie Luise Gothein gefördert, welche nun im Verlage Diederichs, Jena, erschienen ist. "f „Geschichte der Gartenkunst" von Marie Luise Gothein. Zwei Bände, 8". Jena, Engen Diederichs, 1914.