Für alle jene, die den Gegenstand kennen, ist daher diese Publikation ein nützliches und wertvolles Nachschlage- und Quellenwerk, das ungemein viel Sammelfleiß und ausdauernde Spürarbeit verrät. Jene aber, die das Werk auch vom praktischen Standpunkt ansehen, mit Rücksicht auf seinen Wert für die gegenwärtigen Bedürfnisse der Gartengestaltung, werden bedauern, daß die übersichtliche, zusammenfassende Charakterisierung der Perioden nicht immer deutlich herausgehoben ist und daß das Abbildungsmaterial, so reich es ist, doch oft gerade das Moment der Anschaulichkeit vernachlässigt. In allen künstlerischen Fragen ist aber der langen Rede kurzer Sinn das Wichtigste und wird mit den Augen ebenso sehr das Charakteristische und Wesentliche gesucht, wie mit dem Verstand. Durch die zahlreichen Hinweise auf das gesellschaftliche Leben, dessen Rahmen der Garten zu bilden bestimmt ist, tritt immer wieder ein anregendes Moment in die Darstellung ein, die sonst durch viele Beschreibungen der Lebendigkeit entbehren muß. Es ist naheliegend, daß die frühe Periodenfolge, sozusagen die Archäo- logie der Gärten, mit besonderer Liebe und Breite behandelt ist; gerade hier ist ja noch so vieles dunkel, das weder durch Ausgrabungen noch durch Textstellen alter Schriften aufgehellt wurde und je mehr die umsichtige Forscherin Bausteine zusammen- trägt, desto sicherer wird unser Urteil. Besonders verdienstlich ist dabei, daß den Gebäuden viel Beachtung geschenkt wird, daß der enge Zusammenhang zwi- schen Architektur und Garten- kunst stets berücksichtigt bleibt. Die ältesten Denkmäler wa- ren ja am abhängigsten von der Baukunst. Ägypten ist das Land der strengsten Gartengeometrie. Der vielfach ebene Boden, die waldlose Natur, die Notwendig- keit vollständiger Neubildung ha- ben hier zu der strengsten Form- gebung geführt, die einerseits vom Bauwerk, von der recht- eckigen Einfriedung, andrerseits vom Wasserbecken die wichtig- sten Richtlinien erhält und in der vollkommen ebenen geradenWeg- führung die größte Gebundenheit zeigt. Ist schon das Bauwerk selbst auf strenger Symmetrie basiert, SO Garten auf persischer Miniatur (nach Luise Gothein)