blick fordern, wo an ihre Leistungen so hohe AnsprÃŒche gestellt werden. Anderseits ist die Frage des Geschmacks nicht minder klar zu unseren Gunsten entschieden worden. Der Weltkrieg hat eine Entwicklung unter- brochen, die zielbewußt und erfolgreich unsere Eigenart zur Geltung brachte. Seit 1900, als zum ersten Male die deutsche Arbeit in Paris ÃŒberlegen und siegreich auftrat, hat eine Reihe von öffentlichen Schau- stellungen die wachsende Kraft einer neuzeitlichen Gestaltungsweise vorerst im Kunstgewerbe, dann im gesamten Bauwesen gezeigt, deren StÀrkstes Entwicklungsgebiet Mitteleuropa mit Ausschluß Frank- reichs bildet. In Bezug auf die kÃŒnstlerische FÃŒhrung hat dabei Österreich zu wiederholten Malen kÃŒrzlich erst wieder auf der Kölner Werkbund- ausstellung bewiesen, daß an der Donau einige der stÀrksten treibenden KrÀfte heimisch sind. Frankreich hingegen hat in der ausschließlichen Betonung sogenannter geschichtlicher Überlieferungen, die aber schon lange ihre wahre LebensfÀhig- keit eingebÌßt haben, die alte Vormachtstellung auf dem Gebiete des Kunst- gewerbes nur mit Scheinerfolgen aufrecht zu halten verstanden. Ohne lebendige WeiterfÃŒhrung durch schöpferische Ideen, nur mit AusnÃŒtzung entwickelter technischer, wirtschaftlicher und industrieller Einrichtungen und weitverbreiteter Vorurteile gelang es Frankreich, ÃŒber die innere Stagnation hinwegzutÀuschen. Dies drÃŒckte sich auch in dem Zögern aus, das Frankreich seit 1900 verhinderte, mit einer großen Ausstellung der Kunstgewerbe die Welt- konkurrenz herauszufordern, so oft dieser Gedanke auch dort ventiliert wurde. Anderseits liegt in dem siegreichen Eindringen neuer kÃŒnstlerischer Formgebung und Gestaltungsweise auf so vielen Gebieten der Produktion und des tÀglichen Lebens fÃŒr uns die sichere GewÀhr, daß es bei uns nicht ein zufÀlliges oder von einzelnen propagiertes, sondern ein tiefliegendes, allgemein empfundenes BedÃŒrfnis zu erfÃŒllen gibt, das einer neuen Zeit, neuen Lebensformen und neuen Zielen seine Entstehung verdankt. Daß die Mode unbewußt einem unsichtbaren Regenten gehorcht, „der sie nötigt, den inneren Charakter einer Zeit, ihre Stimmung, Gesinnung, Auffassung, Sitte symbolisch im Äußern, im Kleide darzustellen", hat Fr. Th. Vischer schon 1879 in einer geistreichen und temperamentvollen Studie ausgesprochen ("Mode und Cynismus"). „Es ist ein Instinkt, ein ganz dunkler Trieb, an dem der geheime Regent die Menschen packt und durch den er sie nötigt, durch ihre HÃŒlle zu enthÃŒllen, wie ihnen zu Mut ist. Dieser Instinkt ist es, der nicht nur die Tracht, sondem auch die Mode schafft" „Auch die Mode drÃŒckt im dunklen Drange noch etwas anderes aus, als sie will, und die scheinbar höchst naturlose Unruhe ihres immer rapideren Wechsels ist eben das unfreiwillige GestÀndnis, daß es die Geister sind, deren sich die Hast, die Unmuße bemÀchtigt hat" „Die Mode ist