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vornherein um kunstgewerbliche Aufgaben handeltfi Stoifdruck und Stoff-
bemalung sind uralt, wir dürfen annehmen, daß sie zeitlich weiter zurück-
reichen als die höher entwickelte eigentliche Musterweberei. Schon Herodot
erwähnt bei einem Volksstamm am Kaspischen Meere bemalte oder gefärbte
Stoffe, deren Farben so haltbar seien, als wären sie eingewebt. Und
Plinius spricht von sehr kunstvollen Verfahren, die teils als Deckfärbung,
teils als Beizverfahren erklärt werden." Auch haben sich in spätantiken
Gräbern Ägyptens bedruckte Stoffe, ja sogar hölzerne Druckmodel, vor-
gefunden.""'i'" Doch wollen wir, wie gesagt, die ältereZeit nur so weit inBetracht
ziehen, als es nötig ist, uns das Spätere
zu erklären. Und wir werden dies
wohl am besten im Anschlusse an die
kurzen Darstellungen der Haupttech-
niken tun. Bei dem Überblick über
diese wollen wir aber in der Haupt-
sache den Erklärungen folgen, die
Stephan Edler von Keeß in seiner aus-
gezeichneten „Darstellung des Fabriks-
und Gewerbewesens im österreichi-
schen Kaiserstaate" (Wien, x823) und
zusammen mit W. C. W. Blumenbach
in der Fortsetzung dieses Werkes
unter dem Titel „Systematische Dar-
stellung der neuesten Fortschritte in
den Gewerben und Manufacturen"
(Wien, 1829 ff.) bietetn" denn beide
genannte Männer stehen der höch-
Abb. 2. „Gedruckter Katun", aus E. Steiners Zitz- Sten Entwicklung der älteren österrei_
und Kattundruckerei zu Sechshaus, Wien, 1838,
I 2 der wirklichen Größe (Österreichisches Museum) chischen Druckindustrie nicht nur Zelt-
lich sehr nahe oder vielmehr mitten
in ihr, sondern sie haben ebenso das Fortleben uralter Überlieferungen
wie den Beginn der großen technischen Umwälzungen selbst mitschaffend
kennen gelernt. Auch sind ihre Werke nicht nur sehr eingehend und
verständig, sondern auch dadurch für uns von Wichtigkeit, daß sie gerade
' Auch wollen wir nur das Färben und Bedrucken der fettigen Stoffe behandeln, nicht etwa den Kett-
dtuclt (Chine-Vei-fahrenyworüber wir übrigens schon in dieser Zeitschrift xgx 5, Seite 382, gelegentlich der Wiener
Seidenweberei gesprochen haben. Auch das Schablonieren und Färben durch Abbinden seien hier außer acht
gelassen, da sie Für die uns näherliegenden Länder keine Bedeutung erlangt haben.
"" Vgl. Wilhelm Heinrich von Kurrer "Geschichte der Zeugdruckerei", z. Auflage, Nürnberg x844,
Seite a, und joseph Depierte: „Ulmpression des Tissus specialement Ylmpression ä la Main", Paris igto,
Seite 1 flÄ, besonders Seite 4. Leider hat dieses Buch, das in manchem einen guten Überblick bietet, sehr viele
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Druckfehler („Ilg" wird zum Beispiel zu „l-ly", Seite 33; „Pierre Klock" statt „Cock", auf Seite 38 geh; Wig.
auch vieles Richtige auf Forrer zurück). Die Bemerkung auf Seite 28 (g. Zeile von unten) würde man gerne missen;
ebenso würde man Regensburg eher unter Deutschland als unter Holland (Seite 37) suchen.
"f" Depierre, Seite 5, wo besonders von den Stoffen im Österreichischen Museum die Rede ist (dort
irrtümlich als Orientalisches Museum bezeichnet, dessen Kunstbesitz inzwischen bekanntlich vorn k. k. Öster-
reichischen Museum erworben wurde; die fraglichen Stoffe waren aber immer in diesem letzteren).
i- Übet die Genannten siehe „Kunst und Kunsthandwerk" 1915, Seite 327, Anmerkungf.