Herkules mit der Keule, den wir noch später in zwei Versionen unter den Arbeiten der mit dem Gattungsnamen Roccatagliata bezeichneten Gruppe anführen werden. Molinier führte sie kurz als „venezianische Arbeit des XVI. Jahrhunderts" an. Hätte er aber unser vortreflliches Stück und nicht eine spätere, etwas derbe, unserem Herkules wahrscheinlich gleichwertige Wiederholung vor Augen gehabt, so hätte er sie sicher entweder mit einem Künstlernamen verbunden oder sie wenigstens genauer datiert. Ich glaube, dieses Stück unbedingt früher als den Herkules oder einen anderen Bacchus mit dem Weinfasse, den wir auch noch besprechen werden, ansetzen zu dürfen. Es handelt sich wohl um ein Werk, das am Anfang der zweiten Cinquecentohälfte entstanden ist und etwas von Boren- tinischer Grazie noch beibehält. Der dehnbare Begriff „Rocca- tagliata-Werkstatt" ist erst eine weitere Folge von derartigen Produkten. Dazwischen steht aber noch Alessandro Vittoria. Der Kunst Vittorias sehr nahe verwandt ist eine Juno- Statuette der besprochenen Sammlung (Abb. m)" Die Göttin, in bewegter Kontrapoststellung dargestellt, in ein dünnes, breitfaltiges Tuch gehüllt, ist durch den ihr zur Seite stehenden Pfau charakterisiert. Eine mindere Version dieses Stückes befand sich in der ehemaligen Sammlung von Rhö in Wien """; als Bekrönung eines Feuerhundes kommt es im Grazer Kunstgewerbemuseum vor, "i" auch hier werkstattmäßig behandelt. Gewöhnlich hat es ein Gegenstück in einem blitzhaltenden Zeus (Sammlung von Rhb, Hofmuseum und Estensische Sammlungen, Wien) oder in einem Neptun, der auf einem Delphin steht. Daß unserer Statuette ein Entwurf Vittorias zugrunde liegt, erhellt aus dem Vergleiche mit gesicherten Werken dieses Künstlers, etwa dem Propheten Daniel (Abb. n) auf einem Seitenaltar von S. Giuliano in Venedig (Marmor; auf dem Sockel A. V. F. signiert) oder dem Evangelisten Johannes (Abb. 12) aus der verbrannten Rosario-Kapelle Forum, Richtung des in S. S. Giovanni e Paolo (Bronze; auf dem Sockel Giambologna ALEXANDER VICTORIA signiert).1- Die Behandlung des Stofflichen, die großzügig geworfenen, auf dem Körper flächenhaft anliegenden Falten kehren an unserer Statuette wie auch an der Daniel- Figur wieder. Auch die innere Drehung, die in einem starken Kontrapost zum Ausdrucke gelangt, die Neigung des Hauptes, die zur Brust erhobene Rechte, Abb. u. "K Bronzestatuette, Höhe 335 Zentimeter; dünner brauner Lack. "f Braun, a. a. 0., Tafel XXV b. "t E. W. Braun, Die Ausstellung von Kleinbronzen im Kaiser Franz Joseph-Museum zu Troppau, Kunst und Kunsthandwerk, X, 1907, Seite 53x. fDiese zwei Aufnahmen wurden mir von Herrn Dr. Hans Tietze freundlichst zur Verfügung gestellt.