der lockigen Haare, worin auch unser viertes Stück, der kleine Amor, übereinstimmt. Für ihn dürfte auch die Bezeichnung Roccatagliata am sichersten gelten, zumal im Vergleiche mit den schönen Amoretten der Estensischen Sammlungen in Wien (Abb. 17)? und mit den musizierenden Putti im Besitze der Frau M. Rosenfeld-Berlin," Werken, die sicher unserem Künstler angehören. Roccatagliata ist in Genua geboren. Von seinem Biographen Sopraniikl": erfahren wir, daß er, wie soviele andere Genueser, nach Venedig zog, wo er sich als Bildhauer und Bronzegießer betätigte. Mit Tintoretto soll er nicht nur befreundet gewesen sein, sondern sich seinem Stil angepaßt und ihn bei seinen Reliefs ver- wertet haben. Seinerseits, so liest man bei Soprani, schätzte Tintoretto Roccatagliatas Leistungen sehr hoch und besaß sogar „come delitie delli arti del disegno" einige seiner Stücke im Ateliernf Von seinen gesicherten Werken sind uns in Venedig folgende erhalten: a) Heiliger Georg, Bronze, im Chor von S. Giorgio Maggiore; 1593. b) Kandelaber, Bronze, eben- da; 1598. c) Kreuzabnahme Christi, Bron- zerelief, als Altarantcpendium in der Sakristei von S. Moise; 1633. Als eine figurenreiche, große Arbeit interessiert uns vor allem das Antependium, zwar ein (wohl nur in seiner Ausführung) recht spätes Werk, das von Nicolo ge- meinsam mit seinem Sohne Sebastiano modelliert, jedoch von zwei Franzosen, jean Chenet und Marin Feron, gegossen wurde. Auffällige Anklänge an die Kunst Giambolognas hat auch hier Tietze-Conrat bereits festgestellt. Manche Figuren, namentlich die bärtigen Alten mit dem Turban, erinnern an die Reliefs dieses Künstlers in der Cappella del Soccorso alla Nunziata zu Florenz wie auch an unsere zwei Propheteniiguren (Abb. I9 und 20), von denen noch später die Rede sein wird. Die Putti aber, die hier mit Vorliebe verwendet wurden, Abb. 26. Figur von einem Grabmodell, römisch, XVII. jahrhundert 4' Hermann, Aus den Kunstsammlungen des Hauses Este in Wien, Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XVII, 84k". "H" Vgl. Bude, Renaissance-Ausstellung, Berlin, 1898, Seite 13. t" R. Soprani, Vite de' pittori, scultori e architetü genovesi, Genua, 1674, Seite 88. 1' Interessant ist Borghinis Angabe, wonach Tintoretto in seinem Atelier auch Werke des Giambologna besaß. Ein Anhaltspunkt für den deutlichen Einschlag seiner Kunst auf venezianischem Boden. Vgl. Borghini, Il Riposo, Ausg. Siena, 1787, III, x16; j. von Schlosser, Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance, Jahrbuch der kunsthistoriscben Sammlungen desAllerhöcl-isten Kaiserhauses, Band XXX, xgxg x4, Seite r29,Anmerkung xz.