145 gefühls gezogen wurde. Die Vorbilder waren so gut und die Technik konnte so wenig verdorben werden, daß auch die üppigsten Nachahmungen hier immer noch etwas Enrägliches, ja kunstgewerblich Wertvolles haben, verglichen mit andern Gebieten _ vor allem der Baukunst selbst. An dem Wiedererwachen der angewandten Kunst um 1900 hat das Gitter konsequenterweise lebhaft teilgenommen. Aber es schritt nicht mehr voran; die Baukunst übernahm energisch die Führung, und ihr paßte sich das Gitter gehorsam an. Es ist ein neuer Abschnitt von unerwarteter Per- spektive, der sich hier öffnet; und da wir hier, mitten in dem ungeheuren Krieg, einen Brennpunkt schwerwiegender Streitfragen" auftauchen sehen, so ziemt es uns, vor Aufrollung zukunftsschwerer Probleme, die Entwicklung zu beschließen. TRUHEN UND TRUHENBILDER DER ITALIE- NISCHEN FRUHRENAISSANCE da} 50' VON PAUL KRISTELLER S0 IE Truhe ist ohne Zweifel eines der ältesten Möbel- stücke, die Urform des beweglichen - nicht in der Wand oder im Fußboden ausgesparten - Auf- bewahrungsbehältnisses. Aus ihr entwickelt sich der Reisekoffer wie der freistehende, erst nach und nach in die Höhe wachsende Schrank. Die Truhe diente als Kleider- und Wäschespinde, als Auf- bewahrungsort für alle Arten von Dingen für den persönlichen Gebrauch, für Decken und Teppiche, Silbergerät und andere Kostbarkeiten, für Bücher und Dokumente und anderes mehr, sie diente als Transportmittel für den Umzug und die Reise, sogar manchmal als Sarg. Daneben machte sie sich auch als bequeme Sitzgelegenheit nützlich. Die große Rolle, die die Truhe, der cassone oder forziere, in der Kunst- geschichte Italiens gespielt hat, verdankt sie wohl in erster Linie ihrer über- aus häuligen Verwendung als Brauttruhe, die den größten Teil der Mitgift an Gegenständen des Gebrauches und Schmuckes für den Leib in sich bergen und zugleich selber ein schmuckreiches, bedeutungsvolles Stück der Ausstattung für den neuen Hausstand sein sollte, das seinen Platz im ehelichen Schlafgemach zu finden und zu behalten bestimmt war. Erst durch solche besondere Beziehungen konnte das einzelne Stück einen indivi- duellen Charakter gewinnen. "' Vergleiche insbesondere Heft x, 4, 6 des laufenden (26.) jahrganges des „Kunstgewerbeblanesß über die Gefahr des autogenen Schweißens für die Schmiedetechnik. i" Paul Schubring, Cassoni. Truhen und Truhenbilder der italienischen Frührenaissance. Ein Beitrag zur Profanmalerei im Quarrrocenro. Textband mit 46 Abb. auf 15 Tafeln. Tafelband 54': Abb. auf x86 Tafeln Leipzig rgr5. Verlag von Karl W. Hiersemann. 19