Hier betätigte sich stürmischer wie in den älteren Vereinigungen ein Suchen nach persönlichem Ausdruck, ein Beschreiten jüngerer Pfade. Diesen Arbeiten waren auch einige Werke freistehender, nicht durch Programme gebundener Kräfte angeschlossen, die darum aber nicht mehr Eigenbrödler sind. Der Anschluß an Vereinigungen ist nicht immer eine rein künstlerische Frage und heute umso weniger, wo die Gegensätze an Schroffheit verloren haben und die Ziele deutlicher einer gewissen Gemeinsamkeit zustreben, die nicht durch Programme, sondern durch Qualität und Aufrichtigkeit umschrieben wird. Heute tritt wieder die Stärke der Leistung einzelner seltener und deutlicher heraus, die das Mittelmaß zu überschreiten vermag. Der Programme sind aber so viele geworden, daß die Zugehörigkeit allein noch keine Legitimation zu bilden vermag. Die starken Einzelleistungen darf man in den allgemeinen Verbandsausstellungen nicht suchen. Wohl aber jene Basis der Verständigung bisher feindlicher Geister und die Zielgemeinsamkeit, die abseits vorn stark Persönlichen der guten Sache der Kunst dienen. ALERIE ARNOT: M. COSCHELL UND A. STADLER. Eine Ausstellung zweier Kriegsschilderer bot die Galerie Arnot. Es sind Österreicher, die im Felde stehen und Selbsterlebtes und Geschautes wiedergeben. Coschell bringt Ölstudien, sogar bildmäßig ausgestaltete, und einige Porträte, welche frisch und routiniert hingesetzt sind. Gewandtheit und Tonempfmdung verraten den in Berlin bekannten, in Wien nur wenig gesehenen jungen Künstler und Oberleutnant, der vielerlei kennen gelernt und auf- genommen hat und wohl unterrichtet ist. Der Jüngere und in seinem Auftreten Begrenztere, aber persönlich Stärkere ist der Kadett A. Stadler, der vorwiegend als Zeichner erscheint. Wie er den reizvollen Umriß, die feine und die große Linie auch im nüchternen Schützengraben Findet, wie er Charakte- ristik der Personen und Typen mit allereinfachsten Mitteln hervorholt, das verrät eine Begabung, die viel Schönes erwarten läßt und Lebendiges, Fesselndes bietet. Vorerst zeigt er, wie er die Form beherrscht und geschlossen auffaßt, in jedem Strich die eigene Note. Das ist genug, um das feine Talent zu schätzen, das Freude am geringsten Ausschnitt der Natur und des Lebens zu wecken versteht. V Einige Monotypien von GeorgJiIovsky, Prag,zeigen einen tüchtigen Architekturzeichner, der die malerischen Stadtbilder von intimem Reiz mit kräftigem Gritfel festzuhalten weiß. ALM 8c GOLDMANN: PROFESSOR LUDWIG MICHALEK. Eine Kollektivausstellung von Radierungen und Zeichnungen Professor Michaleks versetzte uns in die intime und ruhige Atmosphäre eines Künstlers, der seit langem seinen klar vor- gezeichneten Weg unbeirrt weiterschreitet. Seinen Weg, der ihn zu einer verfeinerten Menschenkenntnis, zu eingehender Naturbeobachtung führte und ihn zum Erzähler seiner Anschauungen und Erfahrungen machte. Ein sinniger Beobachter, der starken Bewegungen aus dem Wege geht, der Erschütterungen meidet. Fern vom Weltgetriebe, bescheiden und zurückhaltend nach außen, versenkt in eine Welt, die ihm sympathisch ist, nach innen. Am feinsten vermag er darum auch so versonnenen Dichterköpfen gerecht zu werden, wie es jener der Ebner-Eschenbach war, die er bis zu ihrem Ende immer wieder darzustellen liebte. Wenn er das Heim und die Wohnstätte Goethes schildert, sehen wir außer dem gegenständlichen Interesse auch die Erinnerung an eine große Vergangenheit lebendiger werden. So bleibt er auch im Landschaftlichen dem Gegenstand und der Objektivität des Erzählens zugeneigt. Eine kleine Schaustellung zweier junger, gegensätzlich veranlagter Maler bot weiters Halm 8: Goldinanns Kunstsalon. Maler in weiterem Sinne ist W. Wachtel und boden- ständig in Polens Judentum. Er erzählt mit Würde und Innerlichkeit von den weihe- vollen häuslichen Festen (Ostern) und dem grausamen Geschick der Vertriebenen und Evakuierten.