293 die Worte überliefertf die Maximilian bei dieser feierlichen Gelegenheit vor dem Altare sprach: „Quanquam ego te uxorem meam fore dixi," sagte er zu seiner jugendlichen Braut, „sequestraque iide tu mihi iuncta es, tarnen ut vel Carolo, vel Ferdinando nepotibus nubas, sententia est: si vero neutri, tu mea .uxor es." Es dauerte mehr als ein halbes Jahr, ehe sich infolge des ableh- nenden Verhaltens Erzherzog Karls dessen Bruder Ferdinand entschloß, den Großvater seiner lästigen Verpflichtung zu entheben und die ungarische Prinzessin an seiner Statt zu ehelichen. Am 24. März I5r6 stellte Ferdinand in Spanien eine Vollmacht zur Vornahme der Vermählung per procurationem aus, und nachdem der Kaiser noch förmlich auf die Verbindung mit Anna verzichtet hatte, kam es am 24. Juli 1516 in Wien zur Aufnahme des ordnungs- mäßigen Vermäh- lungsaktes." Man kann darum sagen: wenn Strigel durch das Attribut des Kranzes bereits Ferdinand als Bräu- tigam bezeichnet, so ist damit zu- gleich auch ein terminus a quo für die Datierung des dinands vom 24. März, beziehungs- weise 24. Juli x5r6 Kenntnis davon erhalten konnte, wer eigentlich als präsumtiver Gatte Annas zu betrach- ten sei. Wie lange der erste Besuch des süddeutschen Mei- sters in Wien ge- Bildes gegeben, weil Strigel eben erst durch die for- mellen Erklärun- In denMemminger gen ErzherzogFer- Ratsprotokollen fehlt sein Name zwischen März 1515 und März 15I6,:'"'il: doch dürfte er sich kaum die ganze Zeit in Österreich aufgehalten haben. Aber er hatte daselbst mit seinen letzten Arbeiten soviel Erfolg gehabt, daß er bald darauf wieder einen Auftrag für Wien erhielt. Es ist merkwürdig, daß eigentlich noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, den gegenwärtig im Straßburger Museum befindlichen „Tod der Maria",1' auf welchem der Wiener Bischof Georg Slatkonia neben der" Figur des Kaisers als Stifter erscheint (Abb. 4), mit einer Wiener Kirche in Verbindung zu bringen, obwohl doch schon die Persönlichkeit des genannten Kirchenfürsten wie auch die ganze Geschichte der Tafel deutlich auf diese Stadt als ursprünglichen Bestimmungs-, wenn nicht Entstehungsort hinweisen. Freilich ging das Gemälde lange unter dem Namen Dürers und dauert hat, läßt sich schwer sagen. Abb. 5. Bernhard Strigel, Detail vom „Tode der Maria" aus dem Schussenrieder Altar (Berlin, Kaiser Friedrich-Museum) ' Vgl. Riccardus Banholinus' „Hodeporicon" bei Freher-Struve, Rerurn German. Scriptores, Tom. lI (Straßburg 1717). pag. 657. "i Ulrnapn, Kaiser Maximilian 1., Band 2, pag. 553. r" Vischer im Jahrbuch der königlich preussischen Kunstsammlungen, Band VI, pag. 47. -i- Verzeichnis des Kunstrnuseums der Stadt Straßburg, 3. Auflage (Straßburg xgog), pag. g, Nr. 1x a.