315 Die Strigel- Forschung hat anfangs des Mei- sters Wiener Auf- enthalt vom Ok- tober 1520 bis ins Jahr 1525 aus- dehnen wollen und Strigel auf Grund zweier ihm irrtümlich zuge- schriebener Por- träts Erzherzog Ferdinands sogar , ,österreichi- als schen Holbein am Hofe zu Wien" bezeichnetfk Diese in manche Hand- bücher und Le- xika": übergange- ne Anschauung ist aber nicht haltbar, denn durch die Memminger Rats- protokolle ist fest- gestellt, daß Stri- gel nur vom 19. März 1520 bis zum 28. Februar 1521, also nicht einmal Abb. n. Grabstein des Dr. Johann Cuspinian (i- x5zg) im Wiener Stephansdom " W. Bode im Jahrbuch der königlich preussischen Kunstsammlungen, Band lI, pag. 57: „Da. . die beiden Bildnisse Ferdinands I. von 1524 und 1525 datieren. so dllrfen wir wohl die Zeit seines Aufenthaltes in Wien mindestens bis ins jahr r525 ausdehnen"; pag. 58: „Die österreichischen Forscher werden uns hoffentlich über den Aufenthalt dieses Jisterreichischen l-lnlbein am Hofe zu Wien' gelegentlich urkundliche Belege bei- bringen." Heute wissen wir, daß die beiden Ferdinand-Porträts inFlorenz (Uflizien) und Rovigo (städtische Galerie) nicht von Strigel, sondern wahrscheinlich von Hans Maler von Ulm, Maler zu Schwaz, stammen und daher als Beweis für einen längeren Aufenthalt Strigels in Wien nicht in Betracht kommen. Vgl. Gustav Glück, Hans Maler von Ulm, Maler zu Schwaz, im jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser- hauses, Band XXV (1904), pag. 245 if. 9' Vgl. zum Beispiel Geschichte der Malerei von Richard Muther, Band Il (Leipzig xgog), pag. 206; „Bernhard Strigel aus Mernmingen, der dann in Wien als Hofmaler Kaiser Maximilians lebte . . . 9'; Handbuch der Kunstgeschichte von Anton Springer, Band lV (7. Auflage, Leipzig 1905), pag. x22: „Bernhard Strigel aus Memmingen . ., welcher bei Kaiser Maximilian in hohem Ansehen stand und später nach Wien übersiedelte." Hans Wolfgang Singer, Allgemeines Kilnstlerlexikon, Band IV (Frankfurt 1898), sagt auf pag. 35 7, daß Strigel „1520, x52: und x5z5 in Wien urkundlich erwähnt" sei. Siehe auch Passes Katalog der Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrich-Museurns, II. Abteilung, pag. 4a, wo Strigel als in Wien „um 1520, 1522 und 1525" anwesend angeführt wird.