zu tun hat, da die beiden Bildnisiiguren „offenbar Kopien zweier getrennter Bildnisse sind, die sich in der Münzsammlung des kunsthistorischen Museums zu Wien befinden". Auch erbrachte Dreger den wichtigen Nachweis, daß die durch den Fensterausschnitt sichtbare Ansicht von Wien erst nach der Türkenbelagerung von I 529 gemalt sein kann, weil die I-Iäuser der Vorstädte hier nicht mehr so dicht an die Stadtmauer herantreten wie vor der Belagerung und die der Burg vorgebaute Bastion erst durch die Ereignisse des Jahres 1529 notwendig wurde. Somit ist also das Wiltener Bild definitiv von der Liste der Strigelschen Werke zu streichen und es kommen als Ergebnis der zweiten Wiener Reise Meister Bernhards faktisch nur die Cuspinianschen Sippenbilder in Betracht. In späteren Jahren ist Strigel wohl noch einigemal nach Österreich (Innsbruck),"' aber nicht mehr nach Wien gekommen. Daß er jedoch nicht alle Beziehungen zu dieser Stadt abgebrochen, zeigt uns ein an Bürger- meister und Rat der Stadt Memmingen gerichtetes Schreiben des Konvents zu St. Maria Magdalena vor dem Schottentor in Wien, in welchem die Klosterschwestern unterm 29. September 1527 den „ersamen weisen Bernhardn Strigl, burger zu Memingen", bevollmächtigen, das Erbteil der aus Memmingen gebürtigen Konventschwester Anna Ganser für den Konvent zu Maria Magdalena in Empfang zu nehmen." Wahrscheinlich hatte Strigel anläßlich seines Wiener Aufenthaltes im Jahre 1520 die Landsmännin im Magdalenenkloster aufgesucht und dort ein so gutes Andenken hinter- lassen, daß die Schwestern noch nach sieben Jahren keinen besseren Vertreter ihrer Rechte in Memmingen wußten als Bernhardin Strigel. In künstlerischer Hinsicht" freilich ist von einer Nachwirkung der beiden Besuche des berühmten Schwaben auf die Wiener Malerei nichts zu spüren. Das mag daher kommen, daß er beidemale nur kurze Zeit in der Donaustadt geweilt hat und hier ausschließlich Werke schuf, die bloß einem sehr beschränkten Kreise zu Gesicht kamen. Darum kann sein Aufenthalt in der österreichischen Metropole vom Standpunkt der heimischen Kunst nur als Episode von vorübergehender Bedeutung gewertet werden; aber von Seite des Biographen Strigels verdienen diese Reisen umso stärkere Beachtung, denn sie bezeichnen wichtige Marksteine in seiner künstlerischen Entwick- lung, die durch die in Wien empfangenen Aufträge sehr erheblich gefördert worden ist. " Wie aus den Memminger Rarsproxokollen hervorgeht, hat sich Strigel in Angelegenheiten der Stadt Memmingen in den Jahren r5a3, 1524 und 1525 vorübergehend in Innsbruck aufgehalten. Vgl. R. Vischer, l. c., pag. 53 H. "i" Vgl. Vischer, l. c., pag. 56, wo das Schreiben des Konvents zu Maria Magdalena in Wien im vollen Wortlaut abgedruckt ist.