Geschenk, die Thomire und Odiot nach den Entwürfen Pierre Prud'hons ausführten und von der noch die Rede sein soll. Zu dieser Toilette gehörten auch ein Waschgerät in Gestalt eines antiken Dreifußes („lavabo" oder vornehm „athenienne" genannt) „en vermeil et lapis-lazuli" und „des coffrets", zu denen Reliefs mit spinnenden und gamwindenden Putten bekannt sind. Mit Hilfe des zierlichen Trühleins und der monumentalen Waschgelegenheit in der Schatzkammer kann man sich jedenfalls von jenen beiden zugrunde gegangenen Stücken der Toilette der Kaiserin eine Vorstellung machen, die der Wirklichkeit ziemlich entsprechen dürfte. Weitaus bedeutender als Kassette und Dreifuß ist aber die Wiege für Maria Luisens und Napoleons unglücklichen Sohn, „le berceau du Roi de Rome". Sie ist wahrscheinlich schon seit dem Jahre x832, in dem der Herzog von Reichstadt starb, der Schatzkammer einverleibt, denn 1836 erwähnt sie Franz Tschischka bereits als dort befindlich." Im Schatzkammer- inventar vom Jahre 1830 fehlt sie noch, im nächsten, dem vom Jahre 1842, kommen sie und der Wagen des Herzogs von Reichstadt bereits vor. Trotz- dem widerfuhr der Wiege in der Literatur bis in die jüngste Zeit das Miß- geschick, entweder verwechselt oder übersehen zu werden. Paul Mantz in seiner oben zitierten Abhandlung aus dem Jahre 1863 sagt, sie befinde sich im Musee des Souverains zu Paris und sei 1820 auf so beklagenswerte Weise umgestaltet worden, daß sie, mit den Entwürfen verglichen, kaum mehr zu erkennen sei. Auch sei das kostbare Kinderbett, nachdem es zuerst den König von Rom beherbergt hatte, späterhin zur ersten Liegerstatt des Herzogs von Bordeaux, des Großnefifen von Ludwig XVIIL, geworden. Charles Clement berichtet in seinem schönen Buch über Prud'hon,""" die Wiege sei nach Wien gesandt worden, von da aber wieder nach Paris zurück- gekommen und werde im Musee des Souverains aufbewahrt. L. Clement de Ris gibt in seiner Abhandlung: Les Dessins d'Ornements du Musee des Arts decoratifsh" auf einer Heliogravüretafel einen Entwurf Prud'hons wieder, der die Wiege darstellt, und sagt, sie sei noch im Mobilier National zu Paris vor- handen. Henry Havardj- unterscheidet zwischen dem Berceau du Roi de Rorne und dem Berceau du Duc de Bordeaux und bildet dieses auf Tafel 18 und jenes als Figur 210 auf Seite 294 ab. Aus der Abbildung der Wiege des Königs von Rom, die sich in Paris befindet, geht hervor, daß diese eine vereinfachte Form des Wiener Prunkstückes ist, das sich wahrscheinlich für den täglichen Gebrauch als unverwendbar erwiesen hatte. Die Ruhmes- göttin und die beiden Reliefs der Seitenwände scheinen, nach der schlechten Autotypie geurteilt, an der Wiener und an der Pariser Wiege die gleichen zu sein. xgoo zierte die in der kaiserlichen Schatzkammer zu Wien verwahrte ' Kunst und Altenhum in dem Oesterreichischen Kaiserstaate, Seite 35. -- Allerdings kommen die Wiege und die italienischen Krönungsinsignien Napoleons in Quirin Leitners großem Werk über die Schatz- kammer (Wien 1870 bis 1873) nicht vor. Dagegen sind sowohl die Krönungsinsignien als auch die Wiege im offiziellen Katalog der Schatzkammer vom Jahre x88: verzeichnet. t" Deuxieme Edition, Paris m72. '" Gazette des Beaux-Ans, Paris xBBo. Seite 1 H. und Seite 246 H. 1- Dictionnxire de PAmeubIement et de la Decoration, Tome I, Paris (1888).