375 aber noch auf das polychromierte Medaillon der Postamentvorderseite hinweisen, ein Motiv, das in der von den Lombardi gepflegten Fassaden- architektur mit den bekannten Inkrustationen recht häufig vorkommt, wofür mehrere Paläste am Canal Grande, die Miracoli-Kirche oder S. Zaccaria zeugen. ä „, das römische Grabsteinmotiv Man begnügt sich, Tullio Lombardis Kunst als eine von der Antike beeinHußte zu bezeichnen. Ohne Genaueres anzugeben, ist bereits auf griechische Werke hingewiesen worden, als von seinen zwei Reliefs an der Fassade der Scuola di S. Marco zu Venedig -- zwei Darstellungen aus dem Leben des gleichnamigen Heiligen - die Rede warf Eine große Rolle spielt sicher die Antike bei diesem eigentümlichen Renaissance- künstler, aber sein Verhältnis zur Antike ist ein anderes, als etwa das Donatellos gewesen war. Unter einem ganz be- stimmten Gesichtswinkel hat die Antike auf Tullio gewirkt. Es braucht nur an das Esten- sische Doppeiporträt und an jenes verwandte des Museo archeologico zu Venedig er- innert zu werden, um deutlich (irnago clipeata) mit den ge- paarten Büsten der Verstor- benen (gewöhnlich Mann und Frau) zu erblicken. Seine Wer- ke sind aber doch derartig individuell, daß auch hier, wie bei Donatello, eine Verarbei- tung der antiken Muster an- genommen werden muß. Die Art dieser Verarbeitung und die entwicklungsgeschichtli- chen Prämissen zu dieserVer- arbeitung sind - im Vergleich mit Donatello - verschieden. Tullios Kunst erwächst aus demvondiesemgroßenFloren- tiner hinterlassenen Stadium 1' Siehe Cicercne (X. Auflage), Abb. 2. Tullio Lombardi, „Prudemiw (Wien, Sammlung Stefan Seite 544. von Auspitz)