9-- lungen zu berichten weißf" sichergestellt ist; mögen ihm die Darstellungen an spätantiken Sarkophagen für Komposition und Einzeliigur, Gemmen und Kameen (die besonders eifrig gesammelt wurden) für die Behandlung der Köpfe seiner Gestalten gedient haben, eines steht fest: es ist das hellenistische Barock und die daraus erwachsene, kühle und nüchterne, bereits retrospektive Phase der römischen Skulptur, die unserem Künstler (wie auch den Klassi- zisten der Empirezeit) als Vorstellung höchster antiker Leistung am nächsten gelegen ist. Nicht der antike Akt, der bei Donatello und dann bei Michelangelo die Hauptrolle spielt, sondern die Gewandfigur mit den vie- len eng aneinanderlaufenden „nassen" Falten; in den Köpfen noch der leer-süß- liche Ausdruck des Barocks von Alexandrien. Ein spätantikes Werk, das bekannte Brunnenrelief aus dem Lateranensischen Museum," auf dem eine Nymphe dargestellt ist, wel- che einem vor ihr auf einem Felsen sitzenden Satyrknaben aus einem großen Horn zu trinken reicht (Abb. g), möchte ich hier - als ein aus einer Fülle gleichwertiger Beispiele besonders einleuchtendes - den Skulpturen Tullios an die Am 8_ Seite stellen. Man vergleiche Tullio DombardLReliefbilste (Berlin, Sammlung Oliuldschinsky) die in ein langes: feinge" fälteltes Gewand gehüllte Nymphe mit den Gestalten der Santo-Reliefs. Hier und dort dasselbe Falten- system. Aber - und für uns wohl wichtiger - auch die Analogie in der Wiedergabe der Köpfe ist evident. Etwas härter der Renaissancekünstler, aber diese Härte ist eine ihm anhaftende, aus der noch stark lombardi- sierenden väterlichen Werkstatt ererbte Eigentümlichkeit. Stellen wir aber neben den Kopf der lateranensischen Nymphe den der Estensischen Ariadne oder den unserer Holzfigur, so wird es uns ein Leichtes sein, die antike Quelle für derartige Gestalten - die in der gleichzeitigen Malerei ihr "' Über die Antiken in Venedig siehe auch Temanza in der Vila des Alessandro Vittoria. Tommaso Temanza, Vite dei piii eecellenü Architetti e Scultori Veneziani, Venedig, 1778, Seite 476. "f Schreiber, Die hellenistischen Reliefbilder, Tafel XXI. Helbig, Führer etc., I., Seite 440, Nr. 648 (26). - Römische Kopie nach einem hellenistischen Vorbild.