hier beigegebenen Drucke nach Calbet zeigen, wie elegant er die delicate Glätte weiblicher Körperformen wiederzugeben versteht, wie das Nackte zart, weich und lebendig zugleich, in feinsten Nuancen zum Ausdruck kommt, wie ihm der harte Glanz einer Medaille nicht weniger gelingt als der flockige Duft eines lockeren Frauenhaares, der frische Hauch des frühen Morgens auf dem Wasser so gut wie der Nebel eines von Cigarrenwölkchen erfüllten Raumes, die harten Licht- und Schattencontraste des Südens nicht minder wie das Blättergewirr eines Waldgestrüppes oder die ausdrucksvolle Mannig- faltigkeit eines männlichen Charakterkopfes. Wer diese wenigen Proben vergleicht, muss staunen, welche Fülle von Mitteln und Wirkungen ihm zu Gebote stehen. Von Eintönigkeit der Mache keine Spur. Solches Nachfühlen gelingt ihm nur, weil er nicht allein die Qualitäten seines Originales mit ungewöhnlicher Intelligenz aufzufassen und zu zer- gliedern versteht, sondern es auch nie unterlässt, immer wieder selbst- ständig nach der Natur zu zeichnen. Das allein bewahrt ihn vor Manier und schärft das Auge für die künstlerischen Vorzüge von Vorlagen verschiedenster Herkunft. Auf glücklichste Weise verbindet sich bei ihm raffinirte Technik mit rein künstlerischerVertiefung, und führt ihn jenem Ziel entgegen, das wir eingangs als das des Holzschnittes der Zukunft bezeichnet haben: Originalität innerhalb der technischen Grenzen. ACH dem Zweck einer Sache zu fragen, die dem Menschen so nothwendig, so unentbehrlich ist wie die Kunst, könnte müssig erscheinen. Und doch ist es eine Thatsache, dass jeder, den man danach fragt, eine andere Ansicht darüber hat, eine andere Antwort bereit hält. Es wäre der Mühe wert, dies einmal durch eine Umfrage festzustellen. Man würde dabei finden, dass die Antwort stets aufs engste mit dem Beruf, dem Bildungsgrade, der Weltanschauung des Befragten zusammenhängt. Der Materialist wird den Zweck der Kunst in etwas ganz anderem sehen als der Idealist, der Künstler in etwas ganz anderem als der Gelehrte, der religiöse Dogmatiker in etwas ganz anderem als der Naturforscher oder der Socialpolitiker. Und jeder wird behaupten, er hätte Recht, der Zweck,