224 Das Wappen von Breslau und eines der beiden Beschauzeichen ihrer Gold- schmiede ist das abgeschlagene Haupt johannes des Täufers auf der Schüssel und diese Form kehrte als Reliquiar auf der Ausstellung einige Male wieder, ein- mal auch als Arbeit des Pfister, der das Haupt des Heiligen auf eine profane, reichgetriebene Augsburger Jahreszei- tenschüssel, die ihm ein Glogauer Dom- herr übergeben, gelegt hat. Über die Aufstellung solcher Reliquiarien bei Vorzeigungen und Ausstellungen, den sogenannten Heiltumsfahrten, belehrt uns das von Franz Ritter herausgege- bene Wiener I-Ieiligtumbuch von 1502, in welchem beim „vierten umbgang" ein derartiges Haupt auf einem Mon- stranzenfuß angebracht ist, um es be- quem dem verehrenden Volke vom Heiltumstuhl aus zeigen zu können. Im Jahre 1737 erschien zu Breslau eine Folge von sechs Stichen „Unter- schidlich- neu inventirte Schilder für allerhand Professionen, sonderlich vor Ausstellung von Goldschrniedearbeiten in Breslau, arbeiter zu gebrauchen gezeicl-k 1905.Kopfrehquxarderhexhgen Hedwig (Kai. Nnrzö) net von Andreas Gottlieb Haydt in Breßlau." Das Troppauer Museum besitzt diese Serie, auch der Jessensche Katalog der Ornamentstichsammlung des Kunstgewerbemuseums zu Berlin verzeichnet sie. Solche silberne Schilde, die bei den Begräbnissen der Innungs- meister verwendet wurden, waren geradezu eine Breslauer Spezialität. Sie waren in der Ausstellung vertreten von 1643 bis 1882. Teilweise vergoldet, tragen sie das Zunftwappen, in früherer Zeit von zwei Engeln flankiert, später in Verbindung mit allegorischen Figuren, umgeben von einrahmendem getriebenen Akanthusrankenwerk. Der Breslauer Goldschmied Gottfried Heyner (tätig von 1682 bis x716) hatte ungefähr um 1700 eine ovale Achatschale (Kat. Nr. 313) zu montieren und als Knauf brachte er eine der darnals modernen, kleinen grotesken Zwer- genfiguren an, eine sogenannte Callotiigur, wie sie aus der Elfenbeinplastik, Porzellanplastik und Porzellanmalerei bekannt sind. Als Vorbild diente offenbar eine Bronze, wie sie in verschiedenen Sammlungen noch erhalten sind. Da ich demnächst in diesen Blättern in einem größeren Aufsatz über diese Calloti-iguren sprechen werde, genügt an dieser Stelle der einfache Hinweis.