234 an Orchideen und Kolibrigeiieder er- innernd und an die Schalen von Blut- orangen. Dabei läßt sich von der „Lan- castrian"-Töpferei sagen, daß ihr künstlerischer Wert nur von der rich- tigen Behandlung des echten Töpfer- materials abhängt - von der Behand- lung des Lehms und der Glasur bei großer Hitze. Von den sogenannten „klassischen" Formen, die bei den älteren Töpfern so beliebt waren, weil sie die größtmögliche Oberfläche zur Bemalung und Vergoldung boten, wol- len die Brüder Burton nichts wissen. Ihre Formen sind von strenger Ein- fachheit und jeder Verschnörkelung bar - ohne gequälte Griffe und mo- dellierte Zutaten und ohne dem Wesen des Materials schlecht angepaßte Be- malung. Wer je einen Töpfer bei der Arbeit beobachtet hat, wird sofort an diesen Stücken erkennen, daß sie direkt aus der Lehmmasse von der Hand des Töpfers geschaffen sind. Die breiten und doch feinen Linien, die würde- vollen, sinngerechten Verhältnisse, die sich so natürlich aus der auf die Dreh- scheibe geworfenen Masse zu bilden scheinen, offenbaren sich sofort dem Eingeweihten. Doch liegt der Haupt- wert der modernen keramischen Produkte als Dekorationsobjekte in der Farbe, der Textur und der Qualität der Glasur. Und darin haben die Brüder Burton für die Firma Pilkingtons Enormes geleistet. Es lassen sich in dieser Hinsicht ihre Arbeiten in vier Gruppen teilen: Kristall-, Opal-, Textur- und Wechselglasuren. Die Erzeugung von Kristallglasuren hat seit ungefähr zehn Jahren der Tätigkeit wissenschaftlich vorgehender Töpfer in Europa und Amerika weiten Spielraum geboten. Sammler sind mit den Resultaten vertraut, die an dem harten Porzellan und Steingut von Kopenhagen, Sevres, Berlin und Röstrand erzielt wurden, wie auch mit den Kristallglasuren der Rookwood-Töpferei in Amerika. Pilkingtons haben neben all diesen Varietäten noch andere Kristall- glasuren erfunden, wie zum Beispiel die „Sonnensteinglasur", die ihren Namen von ihren schönen, goldig prismatischen Kristallen herleitet und in guter Beleuchtung dem „Sonnenstein", einer Art Aventurin ähnelt. In dieser Glasur lassen sich verschiedene Nuancen von Grün, Gelb undBraun herstellen, welche Ausstellung von GoldschrniedearbeiteninBreslau, 1905. Kelch von Hins Tramer aus Troppau (Kat. Nr. 737)